Varsovia Concept Ein Schiff wird kommen. Vielleicht...

Vorstellung der Studie einer elektrischen Luxuslimousine aus Polen.

Es herrscht eine erfrischende Aufbruchsstimmung in der Automobilindustrie, entzündet durch den Wandel vom reinen Verbrennungsmotor hin zu alternativen Antrieben und angefeuert durch den Erfolg und die schnelle Etablierung von Tesla als Pionier der Elektromobilität.

Varsovia Concept

Faraday Future, Next EV, NEVS und viele andere neue Namen und Kürzel schwirren über Messen und durch die Medien. Nicht alle werden am Ende auch tatsächlich Autos produzieren und diese erfolgreich verkaufen, aber die Pläne sind da.

So auch bei einer Mannschaft aus Polen um den Gründer und Geschäftsführer Roman Kadler. Der Designer mit Diplom der Hochschule für Transportation Design in Pforzheim möchte mit seinem Team gerne einen Autohersteller aus dem Boden stampfen. Im Moment residiert die junge Firma auf halbem Weg zwischen Berlin und Warschau in einem Wohnhaus. In Büro kann aber schnell bezogen sein und eine eigene Fabrik braucht man nicht unbedingt, wenn man die Namen und Adressen von Auftragsfertigern wie Valmet oder Magna kennt.

Varsovia Concept

Denken wir aber nicht zu weit voraus. Im Moment existiert von der Varsovia Motor Company, das ist der Name des Unternehmens, eine Designstudie für eine elektrisch angetriebene Luxuslimousine mit Range Extender.

Noch handelt es sich dabei um Computerbilder, ein echtes Auto gibt es noch nicht zu sehen. Das Varsovia Concept würde sich in einer Reihe von Messestudien der Marken Cadillac oder Lincoln recht unauffällig einreihen. Auf Anhieb ist Herrn Kadler ein stimmiges und ruhiges Design mit ausgewogenen Proportionen gelungen.

Rautenförmig angeordnete Falten an der Front (endlich mal ein Elektroauto ohne Kühlergrillattrappe) und an den vorderen Türen sehen nur auf den ersten Blick aus wie schlecht instandgesetzte Unfallschäden.

Varsovia Concept

Das Computermodell wurde vor verschiedenen Hintergründen ansprechend in Szene gesetzt und mit entsprechenden Kennzeichen versehen, darunter ein italienisches und auch ein chinesisches (das ist das blaue Nummernschild). Und genau für diesen Markt scheint auch der Innenraum des Varsovia Concept ausgelegt zu sein.

Ganz als Chauffeurlimousine konzipiert verzichtet das geplante Auto komplett auf einen Beifahrersitz. Stattdessen kann der Herr Vorstand / Künstler / etc. die Beine auf einer entsprechenden Ablage ausstrecken. Bei Bedarf muss er nicht mal auf den Stau vor dem Auto glotzen, zwei großflächige 19 Zoll-Displays fahren aus dem Dachhimmel herab. Werden sie nicht gebraucht, klappen sie in Richtung Dach und sollen, da sie bei Nichtgebraucht durchsichtig sind, als Panoramadach zweckentfremdet. Was natürlich die Frage aufwirft, ob man das Varsovia Concept dann mit Displays in Betrieb ausschließlich als Cabrio-Limousine fahren kann. Das mit der großen Flügeltür ist natürlich in der Realität unpraktisch und darf gerne als Designspielerei gestempelt werden.

Varsovia Concept

Die Batterien im Varsovia Concept sollen natürlich im Fahrzeugboden untergebracht sein. Über deren Machart und das Akkuvolumen verlieren die Polen leider noch keine Worte. Immerhin wird von Elektromotoren (in Plural) gesprochen, die für eine Reichweite von 350 Kilometern sorgen sollen. Der Range Extender, der keine direkte Verbindung zur Antriebsachse hat sondern als Generator zum Aufladen leerer Batterien dient, soll mit einer Tankfüllung nochmal 500 Kilometer drauf packen, was eine Gesamtreichweite von 850 Kilometern bedeutet.

Knapp über zwei Tonnen soll das fertige Auto wiegen, in unter fünf Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und über 200 km/h schnell sein. Schwerer geht aber auch, auf Kundenwunsch will die Varsovia Motor Company auch Panzerungen der Beschussklasse B7 (höchstmögliche Panzerung) anbieten.

Varsovia Concept

In naher Zukunft möchte man einen fertigen Prototypen auf eine Automesse stellen um damit das Kundeninteresse abzuklopfen. Bei positiver Resonanz soll „nach dem Jahr 2018“ die Serienproduktion starten. Und das übrigens in geringer Stückzahl, maximal 50 Autos sollen im Jahr entstehen. Was für die genannten Produktionsdienstleister sicherlich den Aufwand nicht lohnt.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller