510 PS. 675 Nm. Eine Maschine. Und ich. Unterwegs im Aston Martin DB11.
Das Werk des Tages ist vollbracht. Die Sonne zieht sich hinter den Horizont zurück, die Nacht wandert über Seen, Flüsse und Felder, durch Straßen und Gassen. Die Welt legt sich schlafen, wir sind hellwach. Die Maschine und ich.
Kurz zucken die LED-Blinker. Der ins Karosserieblech eingelassene Türgriff klappt aus, die mächtige Tür öffnet sich nach schräg oben. Wie ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln steht der britische Sportwagen mit offenen Türen da, seine Karosserie aus Aluminium-Verbundstruktur ist thematisch passend in „Midnight Blue“ lackiert.
Das Video-Review zum DB11
Der Druck auf den großen Knopf im Zentrum des Armaturenbretts weckt schlafende Geister. Acht an der Zahl. Kurz bellen sie auf, das Echo hallt durch zwei armdicke Endrohre. Der vier Liter große, doppelt aufgeladene V8, zugeliefert von Mercedes-AMG aber in Großbritannien „Astonized“, sorgt für den Soundtrack dieses Roadtrips.
Die Scheinwerfer schlagen eine Schneise durch die Dunkelheit. Niemand sonst da. Der Aston Martin DB11 wird von der Leine gelassen. Drei leere Fahrstreifen (ein wenig Amtsdeutsch sei erlaubt) und ein rechter schwerer Fuß.
Die adaptiven Dämpfer bleiben in der softeren GT-Stellung, der rechte Daumen drückt den Fahrmodus-Schalter im Multifunktionslenkrad einmal. Es macht „Klack“. Im Sportmodus wird die Klappensteuerung der Abgasanlage anders gesteuert. Der DB11 wirkt nochmals hungriger.
Vier Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h glaube ich dem Datenblatt gerne. Nicht in Zahlen wiederzugeben ist die spielerische Leichtigkeit, mit der sich der immerhin fast 1,8 Tonnen schwere DB11 an den Grenzen der Physik nach vorne katapultiert. 510 PS maximale Leistung und 675 Nm Drehmoment sind zwei Ansagen auf einmal. 300 km/h Höchstgeschwindigkeit? Mal kurz rauf auf der Tachsoskala, abgehakt.
Der DB11 liegt wie das oft zitierte Brett. Über Einlässe in der Motorhaube und an den Radhäusern wird Luft durch die seitlichen Kiemen in Kanäle hinter den Seitenfenstern gelenkt. Auf dem Heckdeckel entweicht sie nach oben. Außerdem fährt bei 145 km/h ein kleiner Spoiler aus. Dieser aerodynamische Feinschliff sorgt für hohe Fahrsicherheit ohne großes Flügelwerk.
Runter von der Bundesautobahn, auf die Landstraße. Die 295 Millimeter breiten Bridgestones an der Hinterachse krallen sich in den Asphalt. In engen Kehren zuckt der leckere Hintern des DB11 aber dann schon spürbar. Der Gasfuß bringt wieder Ruhe ins Auto, auch das ESP ist wachsam zur Stelle.
Die Achtgang-Automatik von ZF erledigt auch hier einen guten Job. Die großen Schaltpaddels am Lenkrad braucht man eigentlich nur im Sport+ Modus. Denn dann überstimmt die Automatik den Fahrer nicht, nur er allein entscheidet, wann es so weit ist.
Der fauchende V8 und die Abgasanlage tragen ihren Ruf in Baumwipfel und an Leitplanken. Das menschliche Ohr wird dieser Verzückung kaum müde. Wer doch mag, kann auch im Aston Martin DB11 Musik hören. Dann fällt ihm eine bekannte, teils verwirrende Bedienstruktur mit Touchpad und Dreh-Drücksteller auf. Mercedes packt in die Kisten mit den Motoren nämlich auch noch das Command-System, außerdem die Bedienoberfläche für die Klimaautomatik.
Die große Reise versüßt der Brite zudem, je nach Zusammenstellung der Ausstattung, nicht nur mit beheiz- sondern auch mit belüftbaren Ledersitzen. 270 Liter Kofferraum sollten für den Trip ins Wochenenddomizil reichen. Ob man den Weg dorthin mit Tempo 130 oder 250 zurücklegt, ist dem stets tiefenentspannten DB11 egal. Es kommt mehr auf die Vorliebe des Chauffeurs für Tankstopps an. 15,8 Liter für 100 Kilometer flossen im Testdurchschnitt durch die Leistungen, dieser Wert lässt sich aber auch weit nach oben schrauben.
(Kein) Fazit zum Aston Martin DB11
Ein Schimmer am Horizont. Unsere Freundin, die Nacht, verlässt uns. Ein neuer Tag steht an. Zeit, den Aston Martin DB11 wieder auf den Stellplatz unter dem Schlafzimmerfenster zu steuern. Ein weiterer Druck auf den transparenten Knopf. Der Held der Nacht verstummt. Hier oben liege ich noch wach. Und plane die nächste Tour…
Technische Daten
Aston Martin DB11 V8 |
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Hubraum | 3.982 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V8 |
Maximale Leistung kW / PS | 375 kW / 510 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 675 Nm bei 2.000 - 5.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 300 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 9,9 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 15,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone |
Leergewicht | 1.760 kg |
Anhängelast (gebremst) | pardon? |
Länge / Breite / Höhe | 4.750 / 1.950 / 1.290 mm |
Grundpreis | 187.700 Euro |