Der Aston Martin DBX im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Doch, das muss jetzt sein! Auch wenn es Stimmen geben wird, die ein weiteres SUV einer Sportwagenmarke ablehnen. Fakt ist, dass die Hochsitze das Geld verdienen, mit dem auch weiterhin Sportwagen und Luxusmodelle gebaut werden können. Beste Beispiele sind der Porsche Cayenne und der Maserati Levante . Auch der Bentley Bentayga zählt dazu. Rolls-Royce-Kunden bestellen am liebsten den Cullinan und auch Ferrari bereitet den Purosangue vor.
Jetzt also auch Aston Martin. Für den neuen DBX wurde nicht nur eine neue Plattform entwickelt, sie haben ihm in Wales sogar ein eigenes Werk gebaut. Der Aufschlag muss also sitzen. Selten war ein Modell stärker dazu auserkoren, eine schwächelnde Firma wieder auf alle vier Räder zu bringen.
Der DBX im Video-Review
Mit dem Aston Martin DBX dürfte das schon in der Theorie gelingen. Denn mit ihm dürfte es erstmals gelingen, auch im kaufkräftigen russischen Markt größere Stückzahlen abzusetzen. Denn auch diesseits aller Klischees sind die Straßen dort mancherorts immer noch so schlecht, dass man mit einem Sportwagen lieber nicht herumfährt.
Wechseln wir von der Theorie zur Praxis. Der Aston Martin DBX steht zu ersten Testfahrten bereit. Genauer gesagt sind es zwei Autos. Mit einem wühle ich mich im Offroad-Park des Nürburgrings über Geröll, durch Matsch und Wasser. Bis zu 50 Zentimeter tief können Flüsse und Tümpel sein, ohne dass die Technik des großen Briten beim Durchfahren Schaden nimmt. Der Geländewagenfahrer sagt „Wattiefe“ zu diesem Wert.
Erstmal schmutzig machen
Die serienmäßige Dreikammer-Luftfederung lässt sich in verschiedenen Stufen einstellen, hebt das Auto bei Bedarf um 45 Millimeter an. Damit kommt der DBX fast überall durch. Zumindest auf diesen Fahrten. Der von Mercedes-AMG beigesteuerte AMG arbeitet unhörbar unter der Motorhaube. Auch sonst bleibt alles still. Die Karosserie erweist sich schon beim Vorserienauto als äußerst verwindungssteif, auch Dichtungen und Interieurteile knistern nicht im Geländeeinsatz.
Das schwarze Auto ist größtenteils mit Schlamm und Staub bedeckt. Zeit, in einen sauberen DBX zu wechseln. Im edlen Stirling Green steht der Brite für eine Ausfahrt in der Eifel bereit. Wer jetzt denkt, die Toberei ist mit der Ausfahrt aus dem Offroad-Parcours beendet, der irrt sich gewaltig.
Der transparente Startknopf, markentypisch mit den Drucktasten zur Bedienung der Neungang-Wandlerautomatik im Armaturenbrett positioniert, weckt den vier Liter großen Biturbo-V8.
AMG-Herz im britischen SUV
550 PS bringt das bei Aston Martin adaptierte AMG-Triebwerk zustande, ein maximales Drehmoment von 700 Newtonmetern wird auf die Kurbelwelle losgelassen. Allradantrieb gehört zum guten Ton, wobei der DBX ihn nur dann einsetzt, wenn es wirklich nötig ist (siehe auch oben).
Grundsätzlich gelangen 100 Prozent der Motorkraft an die mächtigen 325-Walzen der Hinterachse. Erst wenn sich hier in Kurven oder je nach Straßenbeschaffenheit ein Druckverlust abzeichnet, variiert das Allradsystem die Verteilung. Bis zu 47 Prozent werden dann nach vorne geschickt.
Hohe Fahrdynamik
Und wie fühlt sich das an? Formidabel! Der Aston Martin DBX ist mit einer Länge von 5,04 Metern und fast zwei Metern Breite (ohne Außenspiegel) ein Schiff. Im Geschlängel der Landstraßen unterhalb der Nürburg fühlt er sich aber wesentlich kompakter an. Die Wankstabilisierung trägt auch zu diesem Effekt bei. Mit seiner direkten Lenkung folgt der DBX willig jedem Befehl, die Automatik hat immer die richtige Übersetzung parat.
Wenn es schnell geradeaus gehen soll, liefert der DBX mit Nullhundert in 4,5 Sekunden und 291 km/h Höchstgeschwindigkeit ebenfalls mehr als zufriedenstellende Werte ab. Dann liegt die Karosserie übrigens 50 Millimeter unter Normalstand, der besseren Aerodynamik wegen.
Der Sportwagenfahrspaß im großen SUV lässt vermuten, dass die Entwickler ziemlich viele Kilometer mit einem Porsche Cayenne gerissen haben müssen. Das Ergebnis ist ihnen umso höher anzurechnen, da der DBX in seinen Ausmaßen deutlich voluminöser ist als der Cayenne.
Die äußere Größe mit über drei Metern Radstand wurde aber nicht zur Effekthascherei genutzt, sondern für einen geräumigen Innenraum. Fahrer und Beifahrer sitzen auf bequemen Sportsitzen, der Blick genießt die Rundungen der Motorhaube. Die Mitfahrer im Fond freuen sich über eine hoch montierte Rücksitzbank und einen großen Abstand zu den Vordersitzen. Trotz der SUV-Coupé-Linie und des Panoramadachs ist auch die Kopffreiheit mehr als ausreichend.
2,7 Tonnen Anhängelast
Weiter hinten steht hinter der elektrischen Heckklappe ein 632 Liter großer Kofferraum zur Verfügung. Ein Unterflurfach nimmt weitere 62 Liter Ladung auf. Auch beim für ein SUV wichtigen Thema Anhängelast patzt der DBX nicht. 2,7 Tonnen kann er an den Haken nehmen.
Bei der Entwicklung des DBX hat sich Aston Martin also richtig ins Zeug gelegt. Diese Anstrengung lässt man sich auch teuer bezahlen. Vor dem Blick in die Preisliste ist man geneigt, Porsche Cayenne Turbo (550 PS) und Maserati Levante Trofeo (580 PS) zur V8-Konkurrenz zu zählen. Der Vergleich endet dann, wenn Geld doch irgendwie das letzte bisschen einer Rolle spielt.
Mit 139.863 Euro liegt der Porsche aber doch sehr deutlich, der Maserati mit 151.092 Euro auch noch respektabel unter dem DBX. Für ihn bittet der Händler um Bereithaltung von 178.873,95 Euro. Dann sind aber alle wichtigen Leckereien, vor allem die fahrdynamisch relevanten Teile am Fahrwerk, schon Serie, die Aufpreisliste hält Komfortextras wie ein Audiosystem und optische Individualisierungsmaßnahmen bereit.
Fazit zum Aston Martin DBX
Hut ab! Das erste SUV der Marke Aston Martin überzeugt beim ersten Kennenlernen. Der DBX zeigt ein gekonntes Design. Im Gelände kann er mehr, als man ihm zutraut. Die meisten Kunden dürften aber von der Fahrdynamik des Briten ebenso angetan sein wie der Autor.
Exklusiver als Cayenne und Levante, gleichzeitig weniger deplatziert als der Bentley Bentayga, wird der Aston Martin DBX kaufkräftige Kunden finden. Und damit auch seine Mission erfüllen, die Marke – und mit ihr die Sportwagen – wieder in Fahrt zu bringen. Am besten bergauf, im wahrsten Sinne des Wortes.
Technische Daten
Aston Martin DBX |
|
---|---|
Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 3.982 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V8 |
Maximale Leistung kW / PS | 405 kW / 550 PS bei 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 700 Nm bei 2.200 - 5.000 U/min |
Getriebe | Neungang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 291 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 14,3 Liter (WLTP) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 285/40 YR22 vorne, 325/35 YR22 hinten |
Leergewicht | 2.245 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.700 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.039 / 1.998 / 1.680 mm |
Grundpreis | 178.873,95 Euro |