Erste Fahrt in den neuen V8-Modellen Maserati Levante Trofeo und GTS.
Wer beim Unternehmerstammtisch darauf wartet, beim Thema eigenes Auto endlich mal die Vokabeln Ferrari und SUV in einem Satz zu verwenden, der muss nicht mehr unbedingt bis zur Premiere des ersten Crossovers der Marke aus Maranello warten. Abhilfe schaffen nach dem Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio (V6-Motor auf Ferrari-Basis) jetzt die neuen V8-Modelle des Maserati Levante. Im GTS leistet der 3,8 Liter große V8-Twinturbo, im Topmodell Trofeo sind es 580 PS.
V8-Motor aus Maranello
Der Motor wurde von Maserati in Modena entwickelt, zusammengebaut wird er aber ein paar Kilometer weiter bei Ferrari in Maranello. Für manche Kunden großer und hochmotorisierter SUV ist der Maserati Levante mit acht Brennräumen jetzt endlich standesgemäß motorisiert.
Der Levante Trofeo ist mit 580 PS der stärkste Maserati, aber nicht das stärkste SUV auf dem Markt. Lamborghini stellt im Uris 650 Pferdestärken zur Verfügung, Jeep im Levante-Konzernkollegen Cherokee Trackhawk 710 PS. Auch der kommende Audi SQ8 dürfte die 600er-Marke knacken. Alles egal und verflogen, wenn man mit dem Levante Trofeo die ersten paar Kurven einer verwinkelten Landstraße bezwungen hat, die sich da den Berg hinaufwirft.
Nein, auf dem Weg vom Sechszylinder, wie dem kürzlich getesteten SQ4, zum sportlichen Topmodell der Baureihe ist der Levante natürlich nicht geschrumpft. Er ist weiterhin über fünf Meter lang und sogar fast 2,2 Tonnen schwer. Erstaunlich ist aber, mit welcher Leichtigkeit er sich auf Befehle an Lenkrad und Gaspedal um Kehren wirft, am Scheitelpunkt nach vorne schnalzt und sich punktgenau vor der nächsten Kurve abbremsen lässt.
Der Sound ist dabei großvolumig präsent, aber nie vorlaut oder nervig – gefühlt macht der Levante SQ4 im Sport-Modus manchmal mehr Radau. Auch im Levante Trofeo bleibt das serienmäßige Luftfahrwerk in diesem Fahrmodus, obwohl er die Karosserie absenkt, weiterhin schön komfortabel. Erst auf einen zusätzlichen Tastendruck verhärten sich die Dämpfer.
Die Gaudi ist riesig, wie das Auto. Bis man dann irgendwann merkt, dass der Rücken ständig mitarbeitet, weil die Vordersitze etwas wenig Seitenhalt bieten. Zeit für den Check der Längsdynamik. Auf einem Flugfeld tritt der Levante Trofeo zur Demonstration der erstmals verbauten Launch Control an.
Dazu wechselt man in den bei ihm serienmäßigen „Corsa“ Modus, der die Stabilitätskontrolle schlagen legt. Linker Fuß auf die Bremse und 90 Bar Druck aufbauen (eine Digitalanzeige hilft). Zweimaliges Ziehen am linken der großen Metall-Schaltpaddels aktiviert die Launch Control. Jetzt den rechten Fuß aufs Gas und die Drehzahl bei 3.000 Umdrehungen einpendeln. Wenn dann der linke Fuß vom Bremspedal rutscht, zieht es Dir die Mundwinkel an die Ohren. Was auch an den Fliehkräften liegt. In 4,1 Sekunden schnalzt der Maserati jetzt auf 100 km/h. Fix sind 170 km/h erreicht, bevor das Ende der Startbahn in Sichtweite kommt. Also Ankerwurf und wieder raus auf die Straße.
Zum Herunterkommen wartet da der Maserati Levante GTS. 50 PS weniger Leistung, kein Corsa-Modus und damit keine Launch Control sind die technischen Unterschiede. Optisch bleibt er ohne das Trofeo-Makeup in Form von verzichtbaren Kiemen auf der Motorhaube und Karbonteilen an Front, Heck und Seitenschwellern näher am Levante V6.
Auf der Straße steht er in Sachen Leistungsbereitschaft und Fahrspaß dem Levante Trofeo aber kaum nach, auch er wieselt freudig über den Asphalt und glänzt mit hervorragender Traktion und tollem Antritt. 730 Nm maximales Drehmoment bieten beide V8-Modelle.
Gemein ist ihnen auch das Infotainmentsystem mit großem, reaktionsfreudigen Touchscreen, aber wirrem Hauptmenü und teils überfrachteten Anzeigen. Und eine gelungen Materialkomposition mit guter Verarbeitung.
Levante GTS oder Trofeo. Welchen kaufen?
155.000 Euro kostet der Maserati Levante Trofeo, die auf weltweit Exemplare limitierte Launch Edition, von der 55 Autos für Europa bestimmt waren, gar 175.000 Euro. Aber egal, die Sonderserie ist längst ausverkauft. Auch wer den gar nicht so profanen Trofeo aus der Serie ersteht, bekommt zwei Autos in einem. SUV und Sportwagen.
Das bietet auch der 20.000 Euro günstigere Levante GTS (135.000 Euro). Nach Datenblatt nur unwesentlich langsamer (4,3 statt 4,1 Sekunden für 0-100, 291 statt 299 km/h Höchstgeschwindigkeit, aber optisch dezenter. Das kann man mögen oder nicht. Der Autor würde Corsa-Modus und Launch Control aber selbstlos den Trofeo-Kunden überlassen und mit dem GTS im Alltag mindestens genauso glücklich werden.
Technische Daten
Maserati Levante Trofeo |
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Hubraum | 3.799 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V8 |
Maximale Leistung kW / PS | 427 kW / 580 PS bei 6.250 Nm |
Max. Drehmoment | 730 Nm bei 2.500 - 5.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 300 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 13,7 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental SportContact 265/40 ZR21 |
Leergewicht | 2.170 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.003 / 1.968 / 1.679 mm |