Erste Fahrt im neuen Audi S4 mit 347 PS-TDI.

Ob es schlicht und einfach an der Reduzierung der CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte oder doch am ausgemachten Kaufverhalten potenzieller Kunden liegt – irgendetwas dürften sie sich bei Audi dabei gedacht haben, die sportlichen Modelle – mit Ausnahme des S8 und wohl auch des kommenden S3 - fast komplett von Benzinern auf Dieselantrieb umzustellen. Auch in der Mittelklasse trägt das sportliche Topmodell S4 jetzt die Zusatzbezeichnung TDI im Modellnamen.

Gegen den BMW M340i mit 374 PS starkem Reihensechszylinder und die AMG C43-Modellen aus dem Hause Mercedes mit 390 PS aus einem V6 tritt der Audi S4 als 3.0 V6-TDI mit 347 PS an. Preislich liegen die drei Kontrahenten in der gleichen Liga (BMW ab 61.950 Euro, AMG ab 62.266,75, Audi ab 62.600 Euro).

Turboloch trotz 48-Volt-Mildhybrid

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Nachdem der Käufer mit erleichtertem Geldbeutel vom Hof des Händlers gefahren ist, will der neue Audi S4 vor allem mit modernster Technik punkten. Ein dieseltypisches Drehmomentplus, das hier bei 700 Nm ab 2.500 U/min anliegt, Sparsamkeit beim Schluck aus dem Tank und die Vorteile eines elektrifizierten Antriebs sollen für Freude sorgen.

Die ersten Testfahrten zeigen aber: Auch der Riemenstartergenerator zum Antrieb eines elektrischen Verdichters, der als Teil des 48V-Mildhybridsystems das Turboloch vor Erreichen des Drehmomentplateaus zuschütten soll, nicht zaubern kann. Vor allem beim Herausbeschleunigen aus langsamen Kehren, wo die Achtgang-Wandlerautomatik die Drehzahl sinken lässt, braucht der S4 gefühlt zu lange, um wieder in die Gänge zu kommen. Dafür kommt dann ab 2.500 Umdrehungen ein längst vergessener Schlag gegen den Hinterkopf. Auch zur Auffrischung der Erinnerung: So fühlte sich das Fahren in starken Dieselfahrzeugen früher immer an und wir fanden das gut.

Sounddesign am Endrohr

Zum Retro-Antritt passt auch der Soundtrack. Denn beim sportlichen Ausdrehen der Gänge und auch, wenn man zur Vermeidung der Lethargie unten herum manuell schaltet und die Drehzahl lieber weiter oben lässt, knurrt der drei Liter große V6 angriffslustig aus dem Motorraum. Während es vorne also sechszylindrig dieselt, mimt der im Abgasstrang verbaute Lautsprecher hinten den Bollermann. Das passt nicht so recht zusammen. Selbst, wenn der Audi S4 vorbeifährt, sucht man immer das zweite Auto. Two-Face auf Rädern sozusagen.

Schnell hat man sich darauf eingestellt und die Aufmerksamkeit kann sich dem Rest der S4-Rezeptur zuwenden. Mit Allradantrieb und selbstsperrenden Mittendifferenzial pfeilt er spursicher und zügig Serpentinen hinauf. Bergab bleibt Zeit für etwas mehr Entspannung. Dann fällt die für große Menschen zu kurze, integrierte Kopfstütze des ansonsten haltstarken und bequemen Sportsitze auf.

Auch der S4 profitiert von der Modellpflege, mit der die gesamte A4-Baureihe demnächst zum Händler rollt. Neben den optischen Änderungen an Front und Heck biegt auch das Sportmodell mit auf die Datenautobahn ab. Das neue Infotainmentsystem, das auf dem MIB 3 (Modularer Infotainmentbaukasten der dritten Generation) basiert, verzichtet künftig auf den Dreh-Drück-Steller des MMI. Befehle nimmt der Audi künftig per Sprachbefehl oder über den bis zu 10,1 Zoll großen Touchscreen auf dem Armaturenbrett entgegen. Eine eingebaute SIM-Karte sorgt für Anschluss an das Internet, damit stehen neben Komfortfunktionen auch Echtzeit-Verkehrsdaten für die Navigation zur Verfügung. Außerdem ist auch der Audi S4 fit für die Car-to-X-Kommunikation. So lässt er sich zum Beispiel von vernetzten Ampeln die ideale Geschwindigkeit für eine grüne Welle diktieren. Das funktioniert aktuell aber nur in Ingolstadt, weitere Gebiete folgen.

Fazit zum Audi S4 TDI

Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur 4,8 Sekunden, 250 km/h Höchstgeschwindigkeit und 700 Nm Drehmoment ist der Audi S4 zweifellos ein amtliches Sportmodell als Krönung der Mittelklassebaureihe. Dass er trotz des aufwändigen Mildhybridsystems mit einem großen Turboloch für Verdruss in Kurven (und an Kreuzungen) sorgt, trübt den Trainingserfolg aber deutlich. Auch die Klangkulisse irritiert.

Käufer, die vor allem eine sportliche Mittelklasselimousine wollen, dürften mit den Angeboten der Konkurrenz glücklicher werden. Der Audi S4 TDI wird in seiner neuen Rolle mehr der Liebling des gutsituierten und eiligen Außendienstlers, der endlich mehr als „nur S Line-Paket“ bestellen kann.