BYD Seal U DM-I Boost 2024 Schafft er das wirklich?

Der Plug-in Hybrid von BYD soll eine Reichweite von 1.080 Kilometern haben. Wir checken das mal...

Der BYD Seal U ist jetzt, zusätzlich zur batterieelektrischen Antriebsvariante, als erste Baureihe der Marke in Europa, auch als Plug-in Hybrid erhältlich. Neben der Allrad-Variante BYD Seal U DM-I (Dual Mode Intelligent) Design gibt es mit der Bezeichnung Boost auch ein Modell mit Frontmotor.

Der Reichweiten-Test im Video

Die Systemleistung des Familien-SUV liegt bei 160 kW / 218 PS*. Sie wird von einem 1,5 Liter großen Saug-Benziner mit vier Zylindern und 72 kW / 98 PS sowie einem Elektromotor mit 145 kW (197 PS) erzeugt. Er wird aus einem 18,3 kWh großen LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) bestromt. An der heimischen Wallbox lässt sich die Blade-Batterie dreiphasig mit 11 kW nachladen, über den CCS-Anschluss mit Gleichstrom mit 18 kW.

Nach WLTP-Norm soll der 4,78 Meter lange BYD Seal U DM-I bis zu 80 Kilometer weit rein elektrisch kommen, im reinen Stadtverkehr bis zu 113 Kilometer. Spätestens dann wechselt das Antriebssystem vom elektrischen in den hybriden Fahrmodus. Dabei kümmern sich der Benziner und der Elektromotor oder, je nach Fahrsituation, nur einer von beiden um den Antrieb der Vorderräder. Beim Bremsen und im Schubbetrieb wird zudem Energie rekuperiert, also in den Akku zurückgespeist.

Der Tank ist mit 60 Litern Volumen für einen Plug-in Hybriden ungewöhnlich groß. Das gilt auch für die Gesamtreichweite, die der Hersteller angibt: Bis zu 1.080 Kilometer weit soll der Chinese nach kombiniertem WLTP-Zyklus kommen.

Start in den Pendler-Alltag

Was bedeutet das im Alltag? Das wollen wir herausfinden. Dabei wird das SUV nicht im realitätsfremden Hypermiling im Lkw-Windschatten auf maximale Effizienz gestreichelt oder nur im Stadtverkehr mit niedrigem Tempo und vielen Rekuperationsphasen bewegt. Sondern im typischen Pendler- und Familienalltag, also mit Überlandverkehr, Autobahnabschnitten (ohne auf dem Bodenblech festgenagelten rechten Pedal) und Fahrten innerorts.

Über den Kippschalter auf der Mittelkonsole wird der Fahrmodus „Normal“ eingestellt und aktiviert gelassen. Aufgrund des teilweise regnerischen Herbstwetters mit Scheibenbeschlag-Gefahr hat der Eco-Modus frei.

Dabei erreicht der Seal U DM-I Boost in der Realität eine höhere Elektro-Reichweite als auf dem Prüfstand. Nach 87 Kilometern melden die Anzeigen hinter dem Lenkrad und auf dem drehbaren Infotainment-Display zwar noch 24 Prozent „SoC“ (State of Charge, Ladezustand) des Akkus, aber keine elektrische Reichweite mehr.

Warum? Beim Wechsel in den Hybrid-Modus wird der Verbrenner stets von der E-Maschine unterstützt, dafür bleibt die Reserve in der Batterie. Außerdem werden die Akku-Zellen bei einer vollständigen Entladung unnötig gestresst.

Der Vierzylinder-Benziner schaltet sich ohne großes Aufsehen zu. Bei konstanter Fahrt macht er, je nach Drehzahl, mit leichtem Brummen auf sich aufmerksam. Nichts, was das gute Lautsprechersystem im Innenraum mit Musik oder Podcasts locker überspielen kann.

Auf unseren Fahrten gefallen die großen, weichen Sitze. Deren integrierte Kopfstützen sind zwar nicht in der Höhe verstellbar, passen aber trotzdem auch großen Menschen. Viel Platz bietet der BYD auch im Fond.

Wie weit kommen wir?

BYD Seal U DM-I Boost Rechweite Test Video 2024

Im Augenwinkel wird die Reichweitenanzeige stets beobachtet. Bei einem Rest von 51 Kilometern, der „Bitte Tanken“-Warnhinweis leuchtet schon länger, wechselt sie auf drei Striche: Kein Sprit mehr im Tank? Wir fahren weiter, obwohl wir keine Information über die Reservemenge im 60-Liter-Kraftstoffbehälter haben.

Bei Kilometerstand 5.075, nach 1.005 Kilometern (Start mit 4.070 km) rollt der Chinese an die Zapfsäule. 54,5 Liter passen hinein. Es wären also noch knapp über fünf Liter für weiter Kilometer zur Verfügung gestanten.1.080 Kilometer? Im Alltag also schaffbar, auch mit dem oben dargestellten Fahrprofil.

Wir sind also 87 Kilometer nur mit der Kraft der Elektronen und dann 918 Kilometer im Hybridmodus gefahren. Das entspricht, wenn man die nachgetankte Menge zugrunde legt, einem Durchschnittsverbrauch von 5,9 Litern je 100 Kilometer. Auch damit unterbietet der Seal U in diesem Test den kombinierten WLTP-Wert (6,4 l/100 km*).

Wer sich für einen Plug-in Hybriden als Privat- oder Firmenwagen entscheidet, sollte den Akku regelmäßig laden – entweder zuhause oder am Arbeitsplatz (sofern man die entsprechenden Möglichkeiten dazu hat). Mit der gebotenen E-Reichweite dürfte man die meisten Alltagsfahrten problemlos erledigen können, auf längeren Strecken hilft der Benziner. Wie man hier sieht, können die Tankstopps auch sehr weit auseinanderliegen.

Das kostet der BYD Seal U DM-I Boost

BYD Seal U DM-I Boost Rechweite Test Video 2024

Mit umfassender Serienausstattung, die u.a. ein Head-up-Display, Sitzheizung und -lüftung, Fernlichtassistenz, 360-Grad-Kameras und mehr umfasst, gibt es den Plug-in Hybriden mit 160 kW / 218 PS Systemleistung für 38.900 Euro. Man muss nur noch die Lackfarbe wählen, eine ellenlange Optionsliste gibt es nicht.

Fazit

BYD Seal U DM-I Boost Rechweite Test Video 2024

87 Kilometer elektrisch, 918 Kilometer im Hybrid-Modus. Im Alltags-Test mit normalem Pendler-Fahrprofil schafft der BYD Seal U DM-I Boost über 1.000 Kilometer Reichweite, ohne Ungewissheit über die noch verbleibende Restmenge Sprit im Tank wären auch die vom Hersteller angegebenen 1.080 Kilometer machbar gewesen.

  • BYD Seal U DM-I Boost:
    Stromverbrauch kombiniert 21 kWh / 100km; Kraftstoffverbrauch kombiniert 6,4 l / 100 km;
    CO2-Emissionen kombiniert 20,5 g/km; elektrische Reichweite kombiniert 80 km

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit BYD.

Technische Daten

BYD Seal U DM-I Boost

Antriebsart Plug- in Habrid
Antrieb Frontantrieb
Abgasnorm Euro 6e
Hubraum 1.498 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 72 kW / 98 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 122 Nm bei 4.000 - 4.500 U/min
Elektromotor: Maximale Leistung kW 145 kW (197 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 300 Nm
Systemleistung: kW / PS 160 kW / 218 PS
Batterie 18,3 kWh
Batterie: Typ LFP (Lithium-Eisenphosphat)
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 18 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 11 kW
Ladeleistung Wechselstrom (AC) im Test 11 kW
Tankinhalt 60 Liter
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 20,5 kWh
Norm-Verbrauch auf 100km 6,4 Liter bei leerem Akku (kombiniert)
Reichweite nach Norm 80 km
Verbrauch real auf 100km 5,9 Liter mit leerem Akku
Reichweite im Alltag 87 km elektrisch, 1.005 km (+ Reserve) gesamt
Kofferraumvolumen 425 - 1.440 Liter
Leergewicht 1.940 kg
Länge / Breite / Höhe 4.775 / 1.890 / 1.670 mm
Grundpreis 38.900 Euro
Testwagenpreis 38.900 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad