Dacia Jogger TCe 110 Was bin ich?

Der neue Dacia Jogger im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Der neue Dacia Jogger soll es vielen Menschen recht machen. Damit sind nicht nur bis zu sieben Personen gemeint, die in seinem Innenraum Platz finden. Sondern, neben Kunden anderer Marken, auch Fahrer von Logan MCV, Lodgy und Dokker.

Diese drei Modelle bietet die rumänische Renault-Tochter nicht mehr an, stattdessen kommt im März der Jogger zu den Händlern. Wie der Dacia Sandero basiert er auf der CMF-B-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, ist aber mehr als schlicht eine Kombiversion.

Der Dacia Jogger im Video

Mit einer Länge von 4,55 Metern und 1,67 Metern Höhe (mit Dachreling) sprengt der die Maße der Kompaktklasse. Das steile Heck zeigt schon auf den ersten Blick, dass ein hoher Nutzwert weit vorne im Lastenheft stand. Dazu präsentiert sich der Jogger mit schwarzen Radläufen und Stoßfängereinlagen im typischen Stepway-Look. Allradantrieb ist aber nicht verfügbar, für mehr Offroadspaß als dem auf Feldwegen bleibt auch weiterhin der Dacia Duster erste Wahl.

Der Jogger soll als Kombi-SUV-Hochdachkombi-Crossover vielmehr bei Familien und Menschen mit Platzbedarf punkten. Gegen 800 Euro Aufpreis ist jede Modellversion als Siebensitzer lieferbar. Die beiden Einzelsitze ganz hinten bieten aber, das ist keine Überraschung, nur für Kinder ausreichend Kniefreiheit. Dank einer Hörsaal-Bestuhlung, bei der die Sitzhöhe nach hinten ansteigt, passt die Übersicht ganz gut. Für Frischluftzufuhr müssen Ausstellfenster genügen, das zeigt den pragmatischen Ansatz der Budget-Marke.

Variabler Siebensitzer

Clever: Bei Nichtgebrauch lassen sich die beiden Sitze nicht nur relativ einfach herausnehmen, sondern dank nur zehn Kilogramm Gewicht pro Stück auch einfach wegräumen. 607 Liter Gepäckraum stehen dann zur Verfügung. Ein Sicherheits-Trennnetz ist nur bei der Topversion Jogger Extreme+ serienmäßig, kostet bei den Ausstattungslinien Comfort und Extreme 160 Euro Aufpreis.

Der Zustieg in den Fond des Fünfsitzers (bzw. in die zweite Reihe des Siebensitzers) gelingt durch große und weit öffnende Portale. Trotz der auch hier erhöhten Sitzposition kann sich kaum jemand über mangelnde Kopffreiheit beklagen. 2,90 Meter Radstand lassen auch eine verschwenderische Beinfreiheit erwarten. Dem ist aber nicht so. Der 1,92 Meter große Autor dieser Zeilen passt aber noch hinter die vorderen Stühle. Lediglich die aufklappbaren Tische an den Rückseiten der Vordersitzlehnen sind dann eher im Weg als nützlich. Sie sind in Jogger Extreme und Extreme+ serienmäßig.

Auf der an sich bequemen Rücksitzbank sitzt man auf den Außenpositionen zu nah an den Türverkleidungen, ständiger Schulterkontakt dazu stört auf Dauer das Komfortempfinden. Leider fehlen Becherhalter im Fond, auch Lüftungsdüsen sucht man vergebens. Für die Stromversorgung von mobilen Endgeräten steht immerhin eine 12-Volt-Steckdose zur Verfügung. Hier lässt sich beispielsweise ein Adapter mit zwei USB-Buchsen einstecken.

Auch die Kostenwächter bei Dacia können nicht zaubern, zudem soll ein Auto der Marke ja auch gar nicht verblenden. Harter, trister Kunststoff bestimmt das Bild in den Türverkleidungen. Anders wird das weiter vorne. Ab dem zweiten Ausstattungsniveau Comfort spannt sich, wie auch beim Sandero, Stoff über die Armablagen in den Türen und das Armaturenbrett.

Cockpit aus dem Sandero

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Das Cockpit spendet der Sandero. Und damit auch die smarte, weil zeitgerechte Multimediaausstattung. Im Basismodell, bei Dacia Essential genannt, ist ein Radio an Bord. Zur Bedienung lädt man sich eine App auf das Smartphone, das sich dann im Armaturenbrett befestigen lässt. Optional für überschaubare 350 Euro Aufpreis, oder ab der Linie Comfort serienmäßig, gibt es ein acht Zoll großes Display mit Touchscreen-Funktion. Auch Apple CarPlay und Android Auto sind dann an Bord, womit sich auch Streamingdienste und Routenführungs-Apps nutzen lassen.

Geringe 250 Euro Aufpreis kostet das gleiche System mit integriertem TomTom-Navigationssystem (Serie in der Ausstattungslinie Extreme+). Lohnt sich diese Option? Ja, wenn man auch im Fond Musik hören möchte. Denn nur dann sind sechs statt vier Lautsprecher an Bord. Außerdem lässt sich das Smartphone dann auch kabellos integrieren. Dieser Vorteil ist angesichts eines direkt am Gerät angebrachten USB-Anschlusses aber zu vernachlässigen.

Hinter dem Multifunktionslenkrad mit nicht einsehbarem Bediensatelliten für die Audiobedienung blickt man auf klare Rundinstrumente. In ihrer Mitte gibt es monochromes Display Auskunft über die wichtigsten Bordcomputer-Inhalte. Mehr braucht man nicht.

Dreizylinder auch für LPG-Autogas

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Aber eine bessere Sitzposition. Die Neigung der Sitzfläche ist so gewählt, dass man gefühlt nach vorne abrutscht. Für lange Beine ist außerdem der Fußraum des Dacia Jogger zu kurz. Man könnte zwar den Sitz weiter nach hinten stellen, dann reicht die horizontale Einstellung des Lenkrads aber nicht aus, es wäre zu weit vom Oberkörper des Fahrers entfernt. So bleibt eine leicht froschartige Sitzposition, bei der zudem der rechte Unterschenkel stets stark gegen die harte Mittelkonsole drückt.

Je nach Ausstattung dreht man zum Motorstart den Zündschlüssel oder drückt einen Knopf im Cockpit. Einziger Antrieb im Dacia Jogger ist ein 1,0-Liter-Dreizylinderbenziner. In gibt es auch in einer bivalenten Version mit zusätzlichem 40-Liter-LPG-Tank unter der Bezeichnung Eco-G. Die maximale Leistung dieser Version liegt bei 74 kW / 101 PS. Für die ersten Testfahrten mit dem neuen Rumänen, der im Gegensatz zum Sandero auch im Heimatland der Marke gebaut wird, wählten wir den TCe 110 genannten Benziner mit 81 kW / 110 PS.

Leider keine Automatik

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Ein manuelles Sechsgang-Getriebe ist serienmäßig. Leider bietet Dacia für den Jogger keine CVT-Automatik aus dem Sandero-Regal an. Schade, denn vor allem als Familien-Ikea-Supermarkt-Shuttle wäre er so im Stadtverkehr komfortabler zu fahren.

Das Schaltgetriebe gefällt mit sauber definierten Gassen und nicht zu langen Wegen. Immerhin, denn man muss öfter zu Hebel greifen. Der Dreizylindermotor und seine maximal 200 Newtonmeter Drehmoment haben beim Herausbeschleunigen aus Kurven oder nach Ortsausfahrten ihre liebe Mühe, die Fuhre auf Tempo zu bringen. Das merkt man auch auf der Autobahn. Dass sich der Asphalt in Richtung Horizont leicht anhebt, merkt man dann, wenn den Jogger schon bei 100 km/h scheinbar die Kraft ausgeht. Schnell in den fünften Gang zurückschalten, nur um das Tempo zu halten! Auf längeren Strecken kann das nerven. Wie sich der Jogger mit voller Besetzung und / oder Gepäck schlägt, sollte auch dringend getestet werden. Wir bleiben dran. Die Anhängelast beträgt, unabhängig von der Motorisierung, 1.200 Kilogramm. Auch ein Hänger dürfte aber massiven Einfluss auf den Vorwärtsdrang des Autos haben.

Jogging macht durstig

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Die ersten Testfahrten fanden in Südfrankreich statt. Das Fahrprofil bestand aus innerstädtischen Strecken, kurvigen Landstraßen und Autobahnabschnitten mit Tempolimit 110. Das ist eine wichtige Erklärung vorab. Denn auch hier lag der Benzinverbrauch, zumindest laut Bordcomputeranzeige, deutlich über dem WLTP-Normwert: 8,3 statt 5,7 Liter sind nicht wenig.

Sparsamer soll der Dacia Jogger Hybrid werden, der im Jahr 2023 auf den Markt kommt. Mit seinem komplexen Antrieb samt zwei Elektromotoren und Multi-Mode-Getriebe, den er vom Renault Clio E-Tech Hybrid übernimmt, dürfte der dann 140 PS starke Jogger aber deutlich teurer werden als die aktuellen Versionen. Ein Plug-in Hybrid steht bei Dacia übrigens nicht auf der Tagesordnung.

Das kostet der Dacia Jogger

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Damit kommen wir zur Paradedisziplin von Marke und Modell. Preislich startet der Neuling auf dem Niveau des bisherigen Dacia Lodgy, startet bei 13.990 Euro. Dafür bekommt man den Eco-G-Motor mit Autogastanks in der Ausstattungslinie Essential. Der reine Benziner TCe 110 ist 500 Euro teurer. Auto-Asketen bestellen bei ihm die Klimaanlage für 800 Euro Aufpreis mit und fahren dann ab 14.790 / 15.290 Euro (Eco-G / Benziner) einen fünfsitzigen Kombi.

Alltagstauglicher wird der Dacia Jogger aber erst ab der Ausstattungslinie Comfort ab 15.690 bzw. 16.190 Euro. Bei ihm sind dann nicht nur die Klimaanlage und das Mediasystem mit Display Teil der Serienausstattung, sondern auch Annehmlichkeiten wie Regensensor, Dachreling mit integrierten Querträgern, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel und getönte Scheiben im Fond. Außerdem ist auch erst hier das Trennnetz für den Laderaum als Option lieferbar.

Beim Dacia Jogger Extreme ab 16.690 / 17.190 Euro ist nicht nur optischer Zierrat mit dabei. Er hat auch den praktischen Smartphone-Halter im Armaturenbrett, serienmäßige Fußmatten und eine Klimaautomatik anstelle der manuellen Variante. Freunde einer Sitzheizung müssen auch mindestens zu Jogger Extreme greifen, denn erst dann kann man gegen 200 Euro Zuzahlung die beiden Vordersitze erwärmen.

Extreme+ mit kürzeren Lieferzeiten

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Im Topmodell Extreme+ ab 17.490 / 17.990 Euro ist diese Option ebenso enthalten wie das „City-Paket“ (elektrische Parkbremse, Mittelarmlehne mit Armauflage, Einparksensoren auch vorne, Totwinkelwarner), Navigationssystem, Trennnetz und ein Ersatzrad. Einzige Wahlmöglichkeit: Die Lackfarbe. Weiß ist Standard, „Moonstone Grau“ (Silber) kostet 500 Euro. Alle anderen Lackierungen, darunter auch das „Terracotta-Braun“ des Testwagens, stehen mit 650 Euro in der Preisliste.

Auch Dacia berichtet, dass die Kunden der Budget-Marke meist zu voll ausgestatteten Autos greifen. Davon gehen die Rumänen auch beim Jogger aus und bieten den Extreme+ in ihrem „Up & Go“-Programm an. Die stets gleich konfigurierten Autos (wegen der „Vollausstattung“) sollen durch bessere Produktionsplanung schneller zu haben sein, was die aktuelle Problematik der Lieferzeiten entschärft. Wer dann also noch den Siebensitzer nimmt, bekommt für 18.790 Euro (Benziner, Eco-G 18.290 Euro) ein großes Auto mit bis zu zwei Meter langem Laderaum.

Fazit

Dacia Jogger Extreme TCe 110 Test Fahrbericht Video Review Kaufberatung 2022

Das Konzept des Dacia Jogger gefällt. Er pfeift auf Schubladen und lässt gerne andere seine Identität zwischen Kombi, SUV und Van suchen. „Crossfit“ wäre damit fast der bessere Modellname. Doch dazu passen die schwachen Antriebe nicht. Mit den aktuellen Motoren unter der Haube reicht es zum leichten Trab, aber nur in der Ebene. Für mehr Komfort fehlt eine Automatikvariante. Sie kommt 2023 in Form es komplexen Hybridmodells, das für viele Dacia-Kunden aber zu teuer werden dürfte.

Die Ausstattung ist komplett und punktet mit smarten Lösungen, beispielsweise beim Multimediaprogramm. Die für große Menschen schlechte Sitzposition hinter dem Lenkrad vermiest aber den ansonsten guten Eindruck des praktischen Dacia Jogger.

Technische Daten

Dacia Jogger TCe 110 (Siebensitzer)

Abgasnorm Euro 6d
Hubraum 999 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 81 kW / 110 PS bei 5.000 - 5.250 U/min
Max. Drehmoment 200 Nm bei 2.900 - 3.500 U/min
Getriebe Sechsgang-Schaltgetriebe
Tankinhalt 50 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 11,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 183 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,7 Liter
Verbrauch real auf 100km 8,3 Liter (lt. Bordcomputer)
Leergewicht 1.280 kg
Anhängelast (gebremst) 1.200 kg, Stützlast 75 kg
Länge / Breite / Höhe 4.547 / 1.784 / 1.674 mm
Grundpreis 17.990 Euro (Extreme), Basis Essential ab 15.290 Euro
Testwagenpreis 19.690 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad