Honda Jazz e:HEV 2020 Der ist nur außen klein

Der neue Honda Jazz e:HEV im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Wie erfrischend! Während sich Autodesigner auf Anraten der Vertriebsstrategen quer durch alle Fahrzeugklassen am SUV-Thema austoben und dabei oftmals die Praktikabilität hinter rustikaler Optik und bösen Blicken herunterfällt, bleibt Honda bei seiner Linie. Die fünfte Generation (wenn man den Dreitürer der 1980er-Jahre mitzählt) des Jazz fährt auch im Jahr 2020 im Van-Design zum Händler.

Der Jazz im Video-Review

An der Front grinst der neue Honda Jazz zwischen den LED-Scheinwerferaugen so süß, dass man die erstmals angebotene Crosstar-Variante mit – warum auch immer – in die Front gezimmertem Kühlergrill gerne außer Acht lassen kann.

Auch der neue Honda Jazz will im kompakten Format wieder eine maximale Raumausnutzung bieten. 4,04 Meter ist der Japaner lang, also minimal kürzer als beispielsweise ein VW Polo. Mit einer Höhe von 1,53 Metern überragt der Jazz die meisten Mitbewerber. Durch alle vier Türen kann man somit bequem einsteigen. Im Interieur gefällt die Luftigkeit in beiden Reihen. Selbst im Fond steht auch für große Menschen mehr als ausreichend Platz für Kopf und Knie zur Verfügung, zudem lassen sich die Kopfstützen weit genug ausziehen. Viele Kompakte bieten weniger Bewegungsfreiheit.

Variabler Innenraum

Honda Jazz Hybrid 2020 Test Fahrbericht Fotos Preis Video

Der 40 Liter große Benzintank steckt unter den Vordersitzen. Das lässt auch im neuen Honda Jazz Platz für die „Magic Seats“ im Fond. Die Sitzflächen lassen sich aufstellen, was neue Transportmöglichkeiten für Topfpflanzen, Klappräder oder sonstiges Transportgut eröffnet. Außerdem senken sich die Sitzflächen beim Umklappen der Lehne ab, sodass eine fast ebene Ladefläche entsteht. Dann wächst das Kofferraumvolumen von 304 auf 1.205 Liter.

Eine Stufe im Boden deutet auf die Technik unter der Hülle hin. In Europa gibt es den Honda Jazz ausschließlich als Hybrid. Wie schon beim Kompakt-SUV CR-V geht die Marke mit dem Jazz e:HEV einen speziellen Weg. Er kombiniert, vereinfacht ausgedrückt, einen Parallelhybrid (Beispiel: Toyota Yaris) und ein serielles Hybridsystem (Beispiel: Nissan Note e-Power).

Neben einem 1,5 Liter großen Vierzylinder-Benziner mit 72 kW / 98 PS, der im energieeffizienten Atkinson-Zyklus arbeitet, fahren im Honda Jazz zwei Elektromotoren mit. Einer davon ist der Stromgenerator, der zweite mit 80 kW (109 PS) der Antriebsmotor.

Komplexes Hybrid-System

Nach dem Druck auf den Start-Knopf rollt der Honda Jazz primär elektrisch los. Der Strom kommt aus einer kleinen Speicherbatterie. Kurze Zeit später wird der Benziner wach. Er treibt aber nicht die Räder an, sondern erzeugt Energie für den erwähnten Generator. Jetzt fährt der Honda Jazz als serieller Hybrid. Innerorts wechselt der Japaner stetig zwischen dem Hybrid-Modus und elektrischem Fahren. Hier herrscht, auch beim lauten Hochdrehen des Motors bei schwerem Gasfuß, kein Unterschied zu kennten Parallel-Hybrid-Systemen, nur dass es eben keine Verbindung zwischen Vierzylinder und Rädern gibt.

Das ändert sich bei höheren Geschwindigkeiten bis 120 km/h. Dann wird eine Überbrückungskupplung geschlossen, der Benziner kümmert sich um den Antrieb, der Elektromotor boostet bei Bedarf mit. Wird auf der Autobahn stärker beschleunigt, wechselt der Jazz wieder in den seriellen Hybridmodus.

Klingt kompliziert? Ist es im Fahrgefühl keineswegs. Man überlässt dem Antrieb die Steuerung und greift maximal in die Energierekuperation ein, indem man den Wählhebel von D auf B stellt. Spürbare Verzögerung tritt dann aber auch nicht ein, hier dürfte durchaus eine größere Spreizung Teil einer künftigen Modellpflege sein. 4,6 Liter standen am Ende unserer Probefahrten auf der Anzeige des Bordcomputers. Das deckt sich mit dem WLTP-Normwert. In einem späteren Test bleibt zu erfahren, ob man denn Alltagsverbrauch des Honda Jazz noch weiter drücken kann.

Umfangreiche Ausstattung

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Drücken lassen sich auch die satt rastenden Regler und Knöpfe für die Klimaautomatik. Sie zählt in jedem Jazz zur kompletten Serienausstattung, was die recht hohen Preise erklärt. Das Infotainmentsystem mit neun Zoll großem Display, im getesteten Jazz Executive im Navigationsfunktion, ist gut ablesbar. Die Kastengrafik der Routenführung wirkt aber etwas angestaubt und passt nicht so recht zum modernen Anspruch des Honda Jazz. Hinter dem Zweispeichenlenkrad blickt man auf ein recht kleines Display zur Anzeige der fahrrelevanten Daten und des Bordcomputers. Alles ist über das Multifunktionslenkrad selbsterklärend zu bedienen.

Gute Rundumsicht

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Sicherheitsansprüchen begegnet der Honda Jazz nicht nur mit einer guten Rundumsicht dank geteilter A-Säulen, sondern auch mit einem Team an Assistenten. Die Geschwindigkeit und der Abstand zum Vordermann werden adaptiv geregelt, Verkehrszeichen erkannt und die Fahrspur aktiv gehalten.
Auf den ersten Blick ist der Honda Jazz recht teuer, was sich aber durch die angesprochene Serienausstattung erklärt. Außerdem steht er mit seinem geräumigen Innenraum auch in Konkurrenz zu vielen Kompakten. Im Vergleich zum Hybrid-Kleinwagen Toyota Yaris ist der Honda auf jeden Fall auch für Familien die erstwagentaugliche Wahl.

21.445,37 Euro kostet der Honda Jazz e:HEV Comfort. Im Executive-Trim des Testwagens fahren u.a. noch 16-Zoll-Felgen, Totwinkelwarner, Ausparkassistent, Rückfahrkamera, Navigationssystem und getönte Scheiben im Fond mit. Dann klettert der Listenpreis auf 24.028,58 Euro.

Fazit

Honda Jazz Hybrid 2020 Test Fahrbericht Video

Der Honda Jazz spiegelt klassische japanische Automobilbautugenden wider. Er bietet viel Raum auf minimaler Grundfläche, eine sparsame Antriebstechnik und eine umfangreiche Serienausstattung. Schön, dass es so etwas auch heutzutage noch gibt. Nur günstig ist der Jazz nicht – solange man in ihm nicht auch einen Mitbewerber für größere Fahrzeuge der Kompaktklasse sieht.

Technische Daten

Honda Jazz e:HEV Executive

Abgasnorm Euro 6d
Hubraum 1.498 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 72 kW / 98 PS bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment 131 Nm bei 4.500 U/min
Getriebe stufenlose Automatik / Direktantrieb
Elektromotor: Maximale Leistung kW 80 kW (109 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 253 Nm
Höchstgeschwindigkeit elektrisch 9,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 175 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 4,6 Liter (WLTP)
Verbrauch real auf 100km 4,6 Liter (lt. Bordcomputer)
Reifenmarke und –format des Testwagens Yokohama BlueEarth A 185/55 R16
Leergewicht 1.300 kg
Anhängelast (gebremst) n/a
Länge / Breite / Höhe 4.044 / 1.694 / 1.526 mm
Grundpreis 24.028,58 Euro
Testwagenpreis 24.603,71 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Daniel Przygoda, Bernd Conrad
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