Der neue Hyundai i30 im Fahrbericht.
Ein Auto kauft und benutzt man natürlich, um damit anzukommen. Auf die eine oder andere Art und Weise. Wie gut das mit dem Hyundai i30 gelingt, galt es herauszufinden.
Um anzukommen, muss man erst einmal losfahren. Mit Druck auf den bei der getesteten höchsten Ausstattungsvariante Premium serienmäßigen Startknopf meldet sich der Motor um Dienst. In diesem Fall der neue Vierzylinder Turbo-Benziner mit 1,4 Liter Hubraum. Er empfiehlt sich schon auf den ersten Metern als harmonischer Begleiter. Das ausreichend hohe Drehmoment von maximal 242 Nm, das schon bei 1.500 Umdrehungen pro Minute anliegt, unterstützt eine schaltfaule Fahrweise.
Die ist beim angenehm rastenden Sechsgang-Handschaltgetriebe eigentlich nicht nötig, aber es trägt ungemein zur entspannten Fahrweise bei, den Hyundai i30 beim Ortseingang im fünften Gang auf Tempo 50 zu dirigieren und niedertourig zu halten. Selbst wenn am Ende der Gemeinde wieder auf Landstraßentempo beschleunigt werden kann, holt der Direkteinspritzer ohne unbedingt nötiges Zurückschalten genügend Kraft aus den Brennräumen.
Auch der Benzinverbrauch macht mit beim Spiel der kollektiven Zurückhaltung. Da es sich hier um einen Fahrbericht und nicht um einen längeren Alltagstest handelt, gilt es, der Anzeige des Bordcomputers zu vertrauen: Acht Liter Super auf 100 Kilometer zeigt der im Durchschnitt an. Inklusive vieler Rangierfahrten, um Fotos zu machen und ein Video zu drehen, wohlgemerkt. Ohne die damit verbundene Hektik dürften es im Alltag ca. 7,3 bis 7,5 Liter werden.
Natürlich kann man es mit dem Hyundai i30 1.4 Turbo GDI auch dynamischer angehen lassen. Aber nicht wirklich sportlich, denn den verkappten Hobbysportler will er gar nicht mimen. Wer statt entspanntem Trab ab und an auch mal eine Strecke im Galopp zurücklegen will, dem sei das ebenfalls erhältliche 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe empfohlen. Diese Kombination stand zur Vergleichsfahrt zur Verfügung. Durch die natürlich andere Übersetzung der sieben statt sechs Fahrstufen wirkt der Hyundai damit williger, ist aber auch schwerer und verbraucht ein paar Zehntel mehr. Für das Sprintrennen bleibt ab Herbst dieses Jahres die Option auf den kommenden i30 N.
Das Fahrwerk des Hyundai i30 passt hervorragend zum Antrieb. Es ist auch mit den 17-Zöllern der Premium-Variante schön komfortabel, dennoch gibt die Federung genügend Rückmeldung von der Fahrbahnoberfläche. Verstellbare Dämpfer müssen beim ausgewogenen Unterbau des i30 nicht sein – und so wird diese Option auch gar nicht erst angeboten.
Ein bisschen mehr Komfort würde den Sitzen auch gut zu Gesicht stehen. Zumindest für große Fahrer sind Sitzfläche und Rückenlehne, vor allem im unteren Bereich, etwas zu schmal. Auf langen Strecken kann es zu einem unangenehmen Druck auf die Nierenregion kommen.
Ansonsten ist der Hyundai i30 Premium optimal für lange Etappen gerüstet. Die serienmäßig verbaute adaptive Geschwindigkeitsregelanlage hält Tempo und Abstand zum Vordermann bis zum Tempo von 180 km/h und kann auch bis zum Stillstand abbremsen, wenn sich zähflüssiger Pendelverkehr in Stop-And-Go zementiert. Auch der Spurhalteassistent, den es in allen i30 ohne Aufpreis gibt, sorgt dabei für Entspannung. Er warnt nicht erst bei Berührung der Begrenzungslinie, sondern hält das Auto weitgehend in der Mitte der Fahrspur. Natürlich nur ein paar Sekunden lang, dann wird der Fahrer wieder aufgefordert, das Lenkrad in die Hand zu nehmen.
Dagegen ist auch nichts einzuwenden, denn das Voland liegt prima in der Hand. Mit zwölf Bedienknöpfen zur Steuerung von Infotainment, Telefon und Bordcomputer ist es auch nicht zu überladen.
Ein wenig fad wirkt leider das auf dem Armaturenbrett aufgesetzte Display des Infotainmentsystems. Der breite Rahmen mit den Bedientasten wirkt im Gegensatz zu den klaren Bauteilen mancher Mitbewerber, auch im naheliegenden Vergleich zu den neuen Modellen von Konzernschwester Kia, wie Hardware aus der letzten Saison.
Was die Benutzerfreundlichkeit und den Ausstattungsumfang aber nicht schmälert. Nach Zuzahlung von 750 Euro beheimatet das acht Zoll große Display die klare und gut ablesbare Anzeige für ein Navigationssystem mit Echtzeit-Verkehrsinformationen, dessen Kartenmaterial bei jeder Inspektion auf den neuesten Stand gebracht wird. Auch DAB+ und die Smartphone-Einbindung via Android Auto und Apple Car Play ist an Bord.
Wenn man dann zu Hause ankommt, geht es gleich weiter mit dem ankommen. Was könnten Nachbarn und Passanten vom Hyundai i30 denken?
Um es vorwegzunehmen: Verstecken muss man sich mit dem kompakten Hyundai auf keinen Fall. Im Gegenteil: Das in Deutschland gestaltete Design zählt im Moment zu den Blickfängen, nicht nur innerhalb der Kompaktklasse. Während der Vorgänger noch ziemlich verspielt und asiatisch wirkte, schmeichelt der aktuelle i30 dem europäischen Auge. Die flache Motorhaube und der ungewohnt weit hinten platzierte Fuß der A-Säule sorgen für Eigenständigkeit. Die Flanken sind beruhigend glattflächig und die massive D-Säule mit dem steilen Heckabschluss sorgt – Vorbild VW Golf – für augenscheinliche Solidität.
Die präsentiert auch der Innenraum. Alles ist gut verarbeitet, selbst in den hintersten Ecken des mit praktischen Verzurrösen ausgestatteten Kofferraums. Lediglich die harten Plastikflächen im Cockpit empfehlen sich für eine baldige Überarbeitung.
Nicht nur der i30, auch die Marke Hyundai an sich ist übrigens angekommen, und zwar in Europa. Wenn also der Nachbar einen schiefen Blick über den Maschendrahtzaun wirft, weil man „einen Koreaner“ fährt, bieten sich 1.100 Gegenargumente an. So viele Menschen stehen für Hyundai in Deutschland in Lohn und Brot. Sie arbeiten beim deutschen Importeur, der ebenfalls in Offenbach angesiedelten Europazentrale, dem Design- und Entwicklungszentrum und der Teilelogistik. „Ein Koreaner“ trifft im Falle des i30 auch nicht mal auf den Geburtsort zu: Der Kompaktwagen wird in Tschechien gebaut.
Angesichts des modernen Technikpaketes und der Qualitäten des i30 ist es kaum verwunderlich, dass er natürlich nicht mehr das Billig-Produkt ist, wie es frühere Hyundai einmal wahren. Preiswert ist er aber trotz mehr Selbstbewusstsein immer noch. Der komplett ausgestattete Testwagen in Premium-Version mit Navi, Panorama-Glasdach, Spurwechselwarner und belüfteten Ledersitzen kostet 30.640 Euro. Ein vergleichbar ausgestatteter, fünftüriger VW Golf mit dem neuen 1.5 TSI und 150 PS kostet mit 32.050 Euro gut 1.400 Euro mehr. Was – ohne überheblich klingen zu wollen – kein großer Abstand ist.
Also zeigt der Hyundai i30 auch in der Preisgestaltung: Ja, er ist angekommen.
Technische Daten
Hyundai i30 1.4 T-GDI Premium |
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Hubraum | 1.353 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 103 kW / 140 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 242 Nm bei 1.500 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,4 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Primacy 4 225/45 R17 |
Leergewicht | 1.427 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.340 / 1.795 / 1.455 mm |
Grundpreis | 26.450 Euro |
Testwagenpreis | 30.640 Euro |