Der Hyundai Staria ist jetzt auch als Neunsitzer zum günstigeren Preis zu haben. Fahrbericht mit Video-Review.
Die Hyundai Motor Group, mittlerweile zum drittgrößten Autohersteller der Welt aufgestiegen, greift in fast allen Fahrzeugklassen an. Neben Kompakten, SUV und Crossover-Elektroautos wildert die Kernmarke des Konzerns auch bei den Kunden von VW Multivan und Mercedes-Benz V-Klasse.
Ende 2021 kam der Hyundai Staria auf den Markt. Als Nachfolger des braven H1 überrascht der Van auch eineinhalb Jahre nach seinem Debüt noch mit seinem futuristisch-minimalistischen Design, den Pixel-Lichtern und viel Platz auf viel Grundfläche.
Der Staria Prime im Video
Rund 2.500 Exemplare wurden seitdem bis Ende Februar 2023 hierzulande zugelassen. Nicht unbedingt viel, auch wenn der Importeur von Verfügbarkeitsgrenzen spricht. Ein Grund dürfte das bislang eingeschränkte Modellangebot sein. Damit ist nicht der 2,2 Liter große Diesel-Vierzylinder als einzige Motoralternative gemeint, sondern die Ausstattung.
Als Staria Signature mit elektrischen Liegesitzen in der zweiten Reihe, edlen Materialien und nur wenig Kofferraum spricht der Koreaner eine spitze Zielgruppe an: Hotels, die ein edles Shuttlefahrzeug suchen und Familien mit Komfortbewusstsein, aber ohne Gepäck. Passt irgendwie nicht so richtig? Jetzt kommt Bewegung in die Sache. 4.700 Staria sollen in diesem Jahr deutschlandweit abgesetzt werden.
Basispreis ab 48.100 Euro
Ab sofort ist der große Hyundai auch in den beiden Ausstattungslinien Trend und Prime als Neunsitzer zu haben. Die Einstiegspreise sinken von 57.550 Euro für das Signature-Modell auf 48.100 (Trend) bzw. 53.600 Euro (Prime). Im Umkehrschluss steigt das Gepäckraumvolumen.
Die dritte Sitzbank ist zwar weiterhin nicht herausnehmbar und mit einer Umklappfunktion der Lehnen (und dann?) oder einer aufstellbaren Sitzfläche nicht wirklich variabilitätsfördernd. Sie kann aber in einem weiteren Bereich längs verschoben werden, was den Kofferraum auf 831 – 1.303 Liter wachsen lässt.
Ganz hinten umsorgen USB-Anschlüsse und Becherhalter sowie in der Ausstattungsline Prime auch Sonnenrollos die Passagiere. Leider fehlen der dritten Reihe Isofix-Bügel zur Verankerung von Kindersitzen. Für die große Großfamilie eignet sich diese Konfiguration also auch nur bedingt.
Der Warner ist für die zweite Reihe hinter den elektrischen Schiebetüren (ab Prime) vorhanden, Isofix aber nur auf den beiden äußeren Plätzen. Das Raumangebot ist, bei den Ausmaßen des 5,25 Meter langen, 1,98 Meter breiten und 1,99 Meter hohen Staria kein Wunder, über jeden Zweifel erhaben.
Zum Neunsitzer wird der Van mit einer Doppelsitzanordnung vorne rechts. Zumindest theoretisch. Fakt ist: Mit der ausgeprägten Seitenwulst am Beifahrersitz und der schmalen Fläche ist der Mittelplatz ganz vorne nicht wirklich mehr als ein Notsitz. Das macht den Hyundai Staria mehr zum 8+1-Sitzer als zum Mannschaftswagen mit neun Plätzen.
Mehr Komfort für acht
Der Komfort steigt, wenn man den Mittelsitz nach vorne klappt. Dann entsteht eine breite Mittelkonsole mit Becherhaltern und Ablagefächern.
Das Cockpit mit weit oben angeordneten Instrumenten und 10,25 Zoll großen Infotainment-Bildschirm ist bekannt. Die Bedienung gelingt ohne große Einarbeitung. Der Touchscreen auf der Mittelkonsole ist aber arg weit vom Fahrer entfernt. Das erschwert die Treffsicherheit, zudem muss man den Blick sehr weit von der Straße abwenden.
Der Dieselmotor mit 130 kW / 177 PS beginnt seine Arbeit. Man hört ihm das selbstzündende Arbeitsprinzip zwar an, über Gebühr laut wird er aber selten. 430 Newtonmeter Drehmoment liegen ab 1.500 U/min an, die von der serienmäßigen Achtgang-Automatik verwaltet werden. Ein Eingriff über die Schaltpaddels am Lenkrad ist im Alltag unnötig.
Die Kraft bringt den Staria trotz rund 2,4 Tonnen Leergewicht zügig voran, auch auf der Autobahn. Mit seiner großen Stirnfläche und der fehlenden Elektrifizierung ist er aber kein Sparwunder. Das zeigt schon der WLTP-Normverbrauch von 8,5 Litern. Am Ende unserer Testfahrten stehen 9,2 Liter auf der Anzeige des Bordcomputers.
Der Fahrkomfort ist ordentlich, zumindest in den ersten beiden Reihen. Eine Mitfahrt ganz hinten zeigt, wie auch bei der Konkurrenz: Auf der Achse ist man meist in Bewegung, Querfugen rumpeln auch mal durch.
Das kostet der Hyundai Staria
Unser Testwagen kostet als Staria Prime ab 53.600 Euro, Allradantrieb gäbe es optional für 2.050 Euro Aufpreis. Im Vergleich zum Trend-Modell für 48.100 Euro bringt das zweite Level eine elektrische Betätigung für Schiebetüren und Heckklappe, Lederbezüge, Sonnenrollos im Fond und 18-Zoll-Felgen mit. Auch das „Shuttle Paket“, u.a. mit Kamera und Gegensprechanlage zur Kommunikation mit den Passagieren und Sitzlüftung vorne ist Teil der Serienausstattung.
Mit optionalem Panoramadach (1.200 Euro) und Park-Paket, das neben einer 360-Grad-Rundumsicht auch die Totwinkelüberwachung mit der Anzeige von Kamerabildern umfasst (1.550 Euro) kostet der Testwagen laut Konfigurator und Preisliste 55.550 Euro. Das auffällige „Dynamic Yellow“ ist die einzige Gratis-Farbe.
Fazit
Der in Südkorea gebaute Hyundai Staria ist eine gute Alternative zur etablierten Van-Konkurrenz. In den Ausstattungslinien Trend und Prime wird er nicht nur für gewerbliche Kunden, sondern auch für private Käufer, alltagstauglicher als der edle Signature. Leider hat der Koreaner aber noch immer zu wenige Variabilitäts-Ideen wie einen ebenen Ladeboden. Der Dieselmotor ist kräftig und macht den Van zum Kilometerfresser, der große Tank sorgt trotz durchschnittlicher Verbrauchswerte für üppige Radien.
Technische Daten
Hyundai Staria Prime |
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Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 2.199 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 130 kW / 177 PS bei 3.800 U/min |
Max. Drehmoment | 430 Nm bei 1.500 - 2.500 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Tankinhalt | 75 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 12,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,5 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 9,2 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Kumho PorTran KC53 235/55 R18 |
Leergewicht | 2.367 - 2.438 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.500 kg, Stützlast 100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.253 / 1.997 / 1.990 mm |
Grundpreis | 53.100 Euro |
Testwagenpreis | 55.550 Euro |