Der Lada Vesta SW Cross im Alltagstest. Ist der günstige Kombi seinen Preis wert?
„Made in Russia“ steht auf dem Sticker, der dem Auto im Werk an die Heckscheibe geklebt wird. Als Ausdruck von Stolz. Knapp darunter haben dafür auch schon die Designer gesorgt. Der Lada-Schriftzug prangt unübersehbar auf der Heckklappe. Ein Stilmittel, das zum Beispiel bei Skoda neuerdings für neuen Chic sorgen soll. Hat der Lada Vesta also schon, seit 2014. Zurecht?
Mit dem Vesta sollte (wieder einmal) eine neue Zeitrechnung für Lada beginnen. Nach dem Einstieg von Renault-Nissan im Jahr 2008 gab es nicht nur frisches Geld, sondern Zugang zu Technik und Plattformen. Viel ist beim Vesta davon außer ein paar Schaltern noch nicht zu spüren, er ist und bleibt ein „echter“ Lada. Das ist erwähnenswert, denn es scheint, als ob Renault das große Werk in Togliatti und die Marke vor allem als Türöffner für den lokalen russischen Markt sieht. Dort baut man den abgelösten Dacia Logan MCV als Lada Largus, dem Lada X-Ray auf Basis des Dacia Sandero blieb im Gegenzug der Export verwehrt.
Offroad-Look beim Lada Vesta SW Cross
Den Kombi Lada Vesta SW gibt es seit gar nicht mal so langer Zeit auch als Cross mit mehr Bodenfreiheit, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und Kunststoffbeplankung. Der Offroad-Look entspricht dem Zeitgeist, nimmt dem Lada Vesta aber auch die Aura des urigen Minimalautos. Diese Rolle soll in Westeuropa aber eh Dacia spielen.
17.990 Euro kostet der Lada Vesta SW Cross in der Luxus-Ausstattung. Dessen Ausstattung umfasst Annehmlichkeiten wie ein Navigationssystem, Rückfahrkamera, Heizdrähte in der Windschutzscheibe sowie auch hinten beheizbare Sitze. Dem Auge schmeichelt eine durchaus adrette Polstergarnitur mit hellen Kunstlederstreifen im schwarzen Stoffensemble. Das Lenkrad, und damit leider die Berührungsschnittstelle zwischen Fahrer und Auto, fällt haptisch leider stark ab.
Nach dem Start des 1,6 Liter großen Saugbenziners mit 102 PS ist man entspannt unterwegs. Das Fahrwerk des Lada Vesta schluckt sämtliche Bodenunebenheiten mit Freude, die Sitze sind ausreichend groß und gut gepolstert. Seitenhalt? Ebenso wenig vorhanden wie dynamische Ambitionen des Antriebs. Dafür strotzt der Vesta auch im Fond mit viel Platz. Er ist mehr als ein Kompaktkombi zum Preis eines Kleinwagens, denkt man sich.
Sauber nach Euro 6d-Temp
Bis man nach längeren Strecken unentspannt aussteigt. Das liegt nur zum Teil am nicht längsverstellbaren Lenkrad, sondern vielmehr an der ständigen Arbeit damit. Bewusst und unbewusst muss man ständig den Lenkwinkel nachkorrigieren, um dem Vesta einen ansatzweisen Geradeauslauf anzugewöhnen. Das stört mehr als heftig zitternde Außenspiegel, die ab 150 km/h aus ihren Gehäusen ausbrechen wollen.
Abseits der Meckerecke freut man sich über ein gut klingendes Lautsprechersystem, ein treffsicheres Navi und kaum vorhandene Windgeräusche. Bei Richtgeschwindigkeit genügt dem Vesta auch ein dezenter Schluck aus dem Tank. Über den Testzeitraum flossen daraus 7,8 Liter Super in die Brennräume, nur wenig mehr als der Normwert von 7,1 Litern. Die Abgasnorm Euro 6d-Temp hält der Russe übrigens ein.
Trotzdem bleibt Lada eine Zukunft in Westeuropa erspart. Die zweite Budget-Marke neben Dacia war der Führungsetage bei Renault Insidern zufolge schon länger ein Dorn im Auge. Die kleineren Modellreihen Kalina und Granta, in Russland mittlerweile zu einer Linie fusioniert, gibt es bei uns schon nicht mehr.
Jetzt sollen es die künftigen Abgasnormen sein, die einen Verkauf von Lada hierzulande nicht mehr rentabel machen. Der deutsche Importeur, nach wie vor eine eigene Gesellschaft und nicht Teil der Renault-Organisation, hat noch Vestas und 4x4 für ein knappes Jahr bestellt. Der urige 4x4 könnte als Kleinserienauto weiter angeboten werden. Bestimmt auch mit „Made in Russia“-Aufkleber.
Fazit zum Lada Vesta SW Cross
Kann man einen Lada Vesta SW Cross kaufen? Jein. Er ist ein unaufgeregtes Auto, bietet viel Platz und solide Technik, bei der nicht allzu viel kaputt gehen könnte, was man nicht günstig wieder hinbekommt. Für das rationale Transportbedürfnis für den Alltag also mehr als ausreichend.
Dafür muss es aber nicht der verhältnismäßig teure Cross sein. Lada verkauft den Vesta SW mit oben beschriebener Luxus-Ausstattung aktuell zum
Aktionspreis von 14.990 Euro
. Damit rückt er eher in den Fokus preisbewusster Neuwagenkäufer.
Da parkt aber auch der Dacia Logan MCV. Er kostet mit 90 PS-Turbomotor als Comfort 11.550 Euro. Deutlich günstiger als der Vesta, zudem dürfte der Wertverlust beim Dacia geringer ausfallen. Dem Russen bleiben zwei Jahre Anschlussgarantie als greifbares Mehrwert-Argument. Und ein gewisser Kultfaktor der Marke, die es bei uns bald nicht mehr gibt. Nur dafür werden potenzielle Kunden wohl kein Geld ausgeben. Schade drum.
Titel: * Do Svidaniya, "Auf Wiedersehen"
Technische Daten
Lada Vesta SW Cross |
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Hubraum | 1.596 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 75 kW / 102 PS bei 5.800 U/min |
Max. Drehmoment | 145 Nm bei 4.500 U/min |
Getriebe | Fünfgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 12,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,1 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 7,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Hankook Winter iCept Evo 205/50 R17 |
Leergewicht | 1.340 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.424 / 1.785 / 1.537 mm |
Grundpreis | 17.990 Euro |
Testwagenpreis | 17.990 Euro |