Lada Niva Travel 2021 Das (un)bekannte Wesen

Alter Kern in neuer Schale: Der Lada Niva Travel im Fahrbericht mit Video-Review.

Wir schreiben das Jahr 2021 n. Chr. Ganz Westeuropa ist von der russischen Automarke Lada abgeschnitten, soll – so will es der Renault-Konzern – Dacia kaufen. Ganz Westeuropa? Nein! Eine Gruppe unbeugsamer Autohändler verkauft auch weiterhin Autos aus russischer Produktion, die sie von einem (oder sind es mehrere?) Importeur(e) beziehen…

Der Lada Niva Travel im Video

So trug es sich zu, dass wir, die edlen Zenturien unter der AUTONOTIZEN-Flagge eines Tages den Streitwagen am Fahrbahn zu Stehen brachten. Just an jenem Fleck, an dem ein „Borneo“-Grün lackierter Lada Niva Travel feilgeboten wurde.

Wie jetzt? Niva? Heisst der Gelände-Lada nicht mittlerweile 4x4? Im Rahmen einer Kooperation mit General Motors versilberten die Russen einst ihren ikonischen Namen, was zum in Russland gebauten Chevrolet Niva führte. Der parallel weitergebaute Lada der ersten Generation hieß fortan 4x4. GM und Lada gehen seit längerer Zeit wieder getrennte Wege, der Name ist zurück. Lada Niva Legend heißt der moderne Klassiker. Die neue Generation, die so neu auch gar nicht mehr ist, hört auf die Bezeichnung Lada Niva Travel. Eben jener ließ 2020 ein Facelift über sich ergehen. Die neue Frontpartie steht selbstbewusster im Fahrtwind, der so arg schnell aber gar nicht dagegenbläst. Doch später mehr hierzu.

Nicht länger als Polo und Co.

Den Lada Niva Travel gibt es, im Gegensatz zum weiterhin angebotenen Lada Niva Legend, nur noch als Fünftürer. Mit einer Länge von 4,06 Metern ist er aber weiterhin sehr kompakt und liegt auf dem Niveau eines Kleinwagens. Das hilft vor allem beim Kraxeln in Wald und Dickicht. Aber auch im Stadtverkehr ist der Russe damit wendiger als viele SUV. Die keine Artgenossen sind, denn auch im neuen Kleid bleibt er ein waschechter Offroader.

Das technische Rüstzeug ist nämlich weitestgehend unverändert. Das gilt auch für den 1,7 Liter großen Benzinmotor mit vier Zylindern. Er leistet im Niva Travel 59 kw / 80 PS und damit drei Pferdestärken weniger als im Legend-Modell. Die Fahrleistungen sind entsprechend mehr Fahr als Leistung: 19 Sekunden gehen für den leichten Trab von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 140 km/h.

Beides konnten wir während der ersten Probefahrten mit einem Händlerauto nicht bis zum Exzess ausprobieren. Das gilt, auch mangels legaler Möglichkeit, für die Geländeeigenschaften. Also ging es entspannt über Landstraßen und durch Ortschaften.

Innen wird es modern

Lada Niva Travel Test Fahrbericht Video Review 2021

Überraschend komfortabel gleitet man im Niva Travel dahin. Die Vorwarnungen, die den noch Niva-unbedarften Autor ereilten, sind zumindest in Bezug auf das neue Modell unbegründet. Die Sitze sind plüschig weich, das Fahrwerk unauffällig. Bis zur ersten Kurve. Die muss weder eng, noch das Auto schnell sein. Schon früh neigt sich der Russe zur Seite, die Schulter sucht den Kontakt zum Beifahrer.

Je nach Händler und Verfügbarkeit gibt es den Lada Niva Travel in verschiedenen Ausstattungslinien. „Comfort“ und „Luxe“ sind auch mit Offroad-Paket zu haben, das sich durch einen Luftschnorchel an der fahrerseitigen A-Säule, dunkle Felgen und spezielle Beplankungen auszeichnet. Unser Testwagen fuhr als Luxe vor. Dann bringt er auch ein Audiosystem mit Touchscreen ins Spiel. Hier lässt sich nicht nur die Navigation bedienen, sondern auch das Bild einer Rückfahrkamera betrachten. Moderne Zeiten also im Lada Niva, zu denen auch die LED-Rückleuchten zählen.

Die Materialqualität im Innenraum ist rustikal und pflegeleicht, wie es nicht anders zu erwarten war. Zumindest auf den ersten Blick und während der ersten Kilometer passt die Verarbeitung. In der Mittelkonsole fehlt der dritte Hebel, Verteilergetriebe und Geländeuntersetzung teilen sich jetzt einen Bedienstock.

Der 320 Liter große Kofferraum steckt hinter einer nach links öffnenden Tür. Bei Bedarf kann man nicht nur die Rücksitzlehnen, sondern auch deren Flächen umlegen. Dann entsteht ein einigermaßen ebener Laderaum für sperriges Gut. Sperrig ist auch die Verbrauchsangabe. Ein Wert von 12,3 Litern je 100 Kilometer steht im Prospekt. Das verwundert etwas, denn warum sollte der Niva Travel fast drei Liter mehr Benzin schlucken als der Niva Legend? Erfahrungsberichte von Niva-Fahrern können gerne eingereicht werden.

Das kostet der Lada Niva Travel

Lada Niva Travel Test Fahrbericht Video Review 2021

Die Preise des Lada Niva Travel beginnen bei etwa 18.000 Euro. Das Topmodell Luxe Offroad, das von Auto Hütter in Meiningen / Walldorf (danke sehr für das Ausleihen des Testwagens!) angeboten wird, soll dort 19.990 Euro kosten. Damit liegt der Lada Niiva Travel mit guter Ausstattung unter dem Suzuki Jimny Nutzfahrzeug. Beide eint ihr rustikaler Charakter und ihre Kompetenz im harten Arbeitseinsatz von Förstern, Jägern und auf Baustellen.

Die Ersatzteilversorgung für den Lada Niva Travel dürfte gesichert sein, da viele Teile des alten Niva passen und neues Zeug in Russland munter weitergebaut wird.

Fazit

Lada Niva Travel Test Fahrbericht Video Review 2021

Am Ende der Geschichte sitzen wir zwar nicht feiernd mit der Dorfgemeinschaft ums Lagerfeuer. Trotzdem bleibt ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Denn auch im modernen Kleid macht der Lada Niva Travel auf seine Art und Weise Spaß. Wer weiß, vielleicht geht es ja irgendwann nochmal gemeinsam auf Pfade abseits der Straße…

Technische Daten

Lada Niva Travel Luxe Offroad

Abgasnorm Euro 6
Hubraum 1.690 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 59 kW / 80 PS bei 4.000 U/min
Getriebe Fünfgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 19,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 140 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 12,3 Liter
Anhängelast (gebremst) 1.200 kg
Länge / Breite / Höhe 4.056 / 1.800 / 1.690 mm
Grundpreis 19.990 Euro
Testwagenpreis 19.990 Euro
Teile das!
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad