Der 430 PS starke Maserati Levante SQ4 im Alltagstest.
Firmenwagenfahrer sollten die Marke in großen Schritten voranbringen. Über Alfa Romeo wurde für Maserati die Rolle der sportlichen Premiumalternative für die oberen Etagen auserkoren. Wer zwischen BMW und Porsche entscheiden darf, könnte ja auch vom Dreizack gestochen werden. Mit dem Ghibli wurde 2013 eine Limousine der oberen Mittelklasse eingeführt, 2016 mit dem Levante das erste Maserati-SUV als Antwort auf den Porsche Cayenne.
Ob es der Dieselskandal war, der die Pläne für beide Modellreihen, für die ein frischer 275 PS-Sechszylinderdiesel ins Programm kam, durchkreuzte oder die Trägheit der Kunden? Fakt ist zumindest: Während vor gefühlt jeder zweiten Zahnarztpraxis (zumindest im süddeutschen Raum) ein Porsche Cayenne parkt, bleibt der Levante eine Randerscheinung. 775 Autos wurden 2018 von ihm erstmals zugelassen.
Selbstbewusste Optik
Neben dem erwähnten Diesel als Einstiegsmodell gibt es den Maserati Levante mit zwei Sechszylinder-Benzinern. Bevor in Kürze die neuen V8-Modelle mit bis zu 580 PS auf den Markt kommen, ist der Levante SQ4 das Topmodell der Baureihe. 316 kW oder 430 PS leistet sein doppelt aufgeladener V6-Motor. Damit wildert er zielsicher im Revier des 440 PS starken Porsche Cayenne S.
Optisch drängt sich der Maserati Levante jedoch, selbst im dezenten Grau des Testwagens, in den Vordergrund. Das liegt nicht am im Vergleich zum Cayenne leicht größeren Format, sondern am mit viel Leidenschaft für Proportionen und Details entstandenen Design. Der große Kühlergrill – im Dienste der Aerodynamik mit verschließbaren Lamellen – saugt Kilometer und Gegner förmlich auf, am anderen Ende der knapp über fünf Meter fällt das Dach sanft in die breiten Backen der Heckpartie ab. Ein Coupé als zweite Karosserievariante hat der Levante zumindest nicht nötig.
Im Innenraum zeigt sich der Vorteil des Formats, vorne und im Fond finden auch große Menschen viel Bewegungsfreiheit vor dem 580 Liter großen Gepäckraum. Mit einer Durchreiche, geteilt umlegbaren Rücksitzlehnen und gut erreichbaren Isofix-Bügeln ist er auch alltagsfit. Warum aber die Sitzbank im Fond so penetrant gegen das Steißbein drücken muss, bleibt unverständlich.
Fragezeichen wirft auch die Menüanordnung im zentralen Touchscreen auf der Mittelkonsole auf. Selbst nach längerer Zeit sucht man die scheinbar zufällig angeordneten Icons für Sitzheizung und Co. Das lässt sich aber bei einer Modellpflege leicht beheben, kümmern wir uns also um das Fahren an sich.
Luftfahrwerk ist serienmäßig
Aha, oho, juhu. Mehr Vokabular braucht man eigentlich nicht, um das Fahrerlebnis im Maserati Levante SQ4 zu beschreiben. Leistung und Kraft sind immer im Überfluss vorhanden. Im Sportmodus trompetet der V6 seine Lebenslust mit tiefem Bass aus sich heraus, kann in der Normalstellung aber auch entspannt durchs Wohngebiet (oder vor die Praxis) gleiten.
Trotz der 21 Zoll großen Felgen hält das adaptive Luftfahrwerk jederzeit viel Komfort bereit. Dabei hilft auch, dass es sich bei Anwahl des Sportmodus zwar absenkt, aber nicht verhärtet. Die Dämpfer werden über eine separate Taste gespannt. Das ist prima, denn erfahrene Langstreckenfahrer müssen in den meisten Mitbewerbern über die individuelle Einstellung dem Fahrwerk die Härte nehmen, wenn alle anderen Paramater auf Sport gestellt sein sollen.
Der bei Ferrari montierte Motor harmoniert prächtig mitder Achtgang-Automatik von ZF. Je nach Lust und Laune kann der Fahrer mit großen, aus Metall gefrästen, Schaltwippen selbst eingreifen. In 5,2 Sekunden lässt sich der Riese auf 100 km/h wuchten, maximal 264 km/h werden als Höchstgeschwindigkeit erreicht. Aber vor allem, weil der heckbetonte Allradantrieb, jede kurvige Landstraße zur Spielwiese (unter Einhaltung der Verkehrsvorschriften) macht, meldet sich der Levante stets mit Durst an der Tränke zurück. 16,8 Liter flossen im Testzeitraum alle 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen.
Fazit zum Maserati Levante SQ4
Finanziell dürfte der Expresszuschlag potenzielle Kunden nicht stören. Mit einem Basispreis von 93.000 Euro, der beim Testwagen unter anderem mit einem Fahrassistenz-Paket, LED-Matrix-Scheinwerfern, Surround-Sound-System und speziellem Leder auf 124.100 Euro gebracht wurde, empfiehlt sich der Maserati Levante für besserverdienende Freiberufler und Selbstständige.
Diese Kunden, und andere auch, bekommen mit dem Maserati Levante SQ4 einen selbstbewussten SUV-Auftritt, der mit einem tollen Motor, dem komfortablen Luftfahrwerk und einer guten Verarbeitung durchaus Laune machen kann. Der Exotenstatus des Maserati dürfte aber dafür sorgen, dass Nachbarn oder Kunden einen keinesfalls günstigeren Porsche Cayenne eher akzeptieren. Aber da sollte man eh´ drüber stehen…
Technische Daten
Maserati Levante GranSport SQ4 |
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Hubraum | 2.979 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 316 kW / 430 PS bei 5.750 U/min |
Max. Drehmoment | 580 Nm bei 4.500 - 5.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 264 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 12,2 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 16,8 Liter |
Leergewicht | 2.109 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.003 / 1.968 / 1.679 mm |
Grundpreis | 93.000 Euro |
Testwagenpreis | 124.100 Euro |