Der Mitsubishi Colt als Basis-Benziner mit 67 PS im Alltagstest mit Video-Review.
Sind es unsere Ansprüche, oder das Angebot der Hersteller, das diese stetig wachsen lässt? Mehr Sicherheit und Komfort ziehen in die Autos ein, dazu auch mehr Leistung. Unter 115 Turbo-PS macht es heute auch kein ordentlicher Kleinwagen. Oder doch? Reicht weniger für den Alltag? Das probieren wir aus!
Der Colt im Video
Es ist nicht einfach, einen Testwagen in Grundausstattung und mit Einstiegsmotorisierung zu bekommen. Die Autohersteller wollen natürlich zeigen, was sie zu bieten haben – und die Kunden bitte kaufen sollen. Umso erfreulicher, dass der deutsche Mitsubishi-Importeur auch Erfahrungswerte im bodenständigen Bereich erlaubt. Der Colt-Testwagen rollt zwar nicht mit der eben genauso betitelten Basis-Ausstattungsvariante, sondern als „Plus“ an, wird dabei aber vom 67 PS starken Saugbenziner angetrieben. Drüber rangieren in Preisliste und Konfigurator der gleiche Dreizylinder mit Turbolader und 91 PS sowie ein Vollhybrid mit 143 PS Systemleistung.
Im Herbst 2023 feierte die Modellbezeichnung Mitsubishi Colt, die in Deutschland erstmals 1978 zu Verwendung kam, ihr Comeback. Sie betitelt einen fünftürigen Kleinwagen, der bis auf minimale Design-Retuschen dem aktuellen Renault Clio entspricht.
Im Rahmen der globalen Renault-Nissan-Mitsubishi Allianz hilft die Adaption von Renault-Modellen der japanischen Marke mit den drei Diamanten im Logo, ihr Europa-Geschäft auch ohne stetige Neuheitenflut aus Japan aufrecht zu erhalten. Zuerst kam der Mitsubishi ASX als Klon des Renault Captur, dann folgte der Colt als Clio-Zwilling. Noch in diesem Jahr startet der neue Outlander Plug-in Hybrid aus japanischer Produktion bei uns, bevor 2025 ein kompakter Elektro-Crossover - wohl auf Basis des neuen Renault Scenic – zu den Händlern rollt.
Was macht den Colt zum Mitsubishi?
Dort steht der Colt schon jetzt und zeigt sein Frontdesign, dass Mitsubishi „Dynamic Shield“ nennt. Die Vokabel „Kühlergrilleinsatz“ hätte auch gereicht, denn mehr unterscheidet den Colt nicht vom Clio. Kenner der Materie sehen aber: Auch Größe und Anzahl der vertikal angeordneten LED-Tagfahrlichtpunkte, die ab der Ausstattungslinie Plus das Gesicht des Kleinwagens prägen, unterscheiden sich zwischen den beiden Marken. Am Heck macht der große Markenschriftzug auf das japanische Label aufmerksam, die eigentlich im Renault-Rhombus untergebrachte Rückfahrkamera hängt darüber als Paradebeispiel für den Designer-Albtraum „Form follows function“ darüber an der Heckklappe.
Hinter ihr verpackt der 4,05 Meter lange Colt einen Kofferraum, der mit 391 Litern (inklusive Kellerabteil unter dem doppelten Ladeboden) für einen Kleinwagen sehr groß geraten ist. Im Fond geht es dagegen arg eng zu. Personen über 1,80 Meter müssen ihre Knie um den Vordersitz schmiegen, sofern vorne kein Zwerg Platz genommen hat. Der fast 20 Zentimeter kürzere Suzuki Swift hat im Fond mehr Knieraum.
Auch das Cockpit kennt man aus dem Clio
Vorne passt es im Mitsubishi Colt besser. Neben den Isofix-Bügeln hinter Klappen im Fond freuen sich junge Eltern (das sagt man so, meint aber Eltern kleiner Kinder – sie wissen schon…) über serienmäßige Verankerungen auch auf dem Beifahrersitz. Leider lässt er sich nicht in der Höhe verstellen. Je nach Format des Isofix-Sitz-Monsters könnte es nach oben knapp werden, zumindest beim Ein- und Ausstieg des Nachwuchses.
Die graue Stoffausstattung im Mitsubishi Colt Plus wirkt strapazierfähig und ist gleichzeitig griffsympathisch. Ihr Look wird auch vom Kunststoffdekor auf dem Armaturenbrett übernommen. Ein guter Design-Kniff, um das Hartplastik optisch aufzulockern.
Hinter dem Lenkrad finden sich Clio-Kenner sofort zurecht. Einzig das Logo auf dem Pralltopf und in der Infotainment-Startanimation wurden geändert. Die Audio-Bedienung versteckt sich also auch beim Mitsubishi hinter dem Lenkrad. Digitale Instrumente sind serienmäßig. Das gilt auch für das sieben Zoll große Infotainment-Display mit leicht antiquierter Auflösung. Ein größeres 9,3-Zoll-Display und Navigationssystem gibt es erst im besser ausgestatteten Colt Top oder im Sondermodell Select.
Die serienmäßige Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto funktioniert ohne Kabelverbindung. Während das Telefon in der Mittelkonsole induktiv geladen wird, holt man sich weiter oben die dort aktive Navi-App auf den Bildschirm, ebenso die Auswahl des bevorzugten Musik-Streamingdienstes.
Das kann der Basis-Benziner
Der Motorstart gelingt ebenso schlüssellos wie der Einstieg, die von Renault bekannte Zugangskarte findet ihren Platz in einer speziellen Aussparung vor dem klassischen Handbremshebel. Dass unter der Haube ein Dreizylinder arbeitet, ist vom ersten Dreher der Kurbelwelle wahrnehmbar. Der leicht knatternde Sound zeugt von der ungeraden Zylinder-Zahl. Übermäßig laut wird der Einliter-Benziner aber erst bei sehr hohen Drehzahlen, in die man ihn wohl nur selten schickt.
Trotz des weit oben platzierten und somit recht kurzen Schalthebels sind die Wege durch die fünf Vorwärts-Gassen recht lang. Das passt zur eher gemütlichen Fahrweise, die man als Käufer eines Basis-Benziners gewiss sowieso im Blut hat. Die Abstufung der unteren Gänge ist gut gelungen man kommt recht fix von der Ampel weg oder aus einer Ausfahrt heraus. Ohne spätpubertären Kurzsprint zum nächsten Rotlicht schwimmt der 67 PS starke Colt gut im Stadtverkehr mit. Das überschaubare Drehmoment von 95 Newtonmetern, das Sauger-typisch spät anliegt, erfordert öfter mal einen Schaltvorgang. Gleichwohl kann man entspannt im fünften Gang auf der Ringstraße mit Tempo 60 cruisen.
Auf der Autobahn beschleunigt der Kleine etwas zäh (Nullhundert in 17,1 Sekunden), aber linear bis auf rund 145 km/h. Danach lässt der Vortrieb weiter nach, bis bei 160 km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht ist. Mit voller Besatzung und Gepäck den Irschenberg in Bayern oder die Kasseler Berge hinauf? Das zählt gewiss weniger zur Paradedisziplin des Basis-Colt. Im Pendlerverkehr und auf dem Weg zu täglichen Erledigungen macht er aber einen guten Job.
6,1 Liter Testverbrauch für 100 Kilometer Strecke stehen am Ende des Testzeitraums in den Büchern. Das ist ein durchschnittlich guter Wert, aber immerhin nicht allzu weit von der WLTP-Normangabe (5,3 – 5,4 Liter / 100 km) entfernt.
Oder doch den Turbo?
Kaum durstiger ist, dem Datenblatt nach zu urteilen, der Mitsubishi Colt 1.0 Turbo. Er hat ein deutlich höheres Drehmoment von bis zu 160 Newtonmetern, die schon ab 2.000 U/min anliegen. Die Drehmomentwelle und der zusätzliche, sechste Vorwärtsgang, dürften die Dynamik ebenso fördern wie die Spriteffizienz. Andererseits muss mehr geschaltet werden.
In Verbindung mit der Ausstattungslinie Plus kostet das Upgrade zum Turbo bei Mitsubishi 1.200 Euro. Wer öfter mit Passagieren oder Beladung auf langen Strecken unterwegs ist, sollte darüber nachdenken. Im Kurz- und Mittelstreckenverkehr reicht der Sauger aus – ein typischer Kleinwagen alter Schule eben.
Preise und Ausstattung
Den 67 PS starken Benziner offerieren die Mitsubishi-Händler in den Ausstattungslinien Basis und Plus. Die Preisliste beginnt bei 17.990 Euro. 15-Zoll-Stahlfelgen mit Radvollblenden, manuelle Klimaanlage, Regensensor, Multifunktionslenkrad und die kabellose Smartphone-Anbindung sind serienmäßig. Die Assistenzausstattung umfasst u.a. Verkehrszeichenerkennung, Geschwindigkeitsregelanlage mit Tempobegrenzer und den aktiven Spurhalteassistenten.
1.800 Euro mehr, also insgesamt 19.790 Euro, kostet der Mitsubishi Colt Plus. Neben optischem Chichi in Form von 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, LED-Tagfahrlichtelementen und in Wagenfarbe lackierten Türgriffen bringt diese Ausstattungslinie auch viele nützliche Details mit. Dazu gehören die induktive Smartphone-Ladeschale, Einparksensoren an Front und Heck, eine Einzonen-Klimaautomatik, Heizung für Lenkradkranz und Vordersitze, der schlüssellose Zugang und eine Rückfahrkamera. Diese Mehrausstattung lässt bei der Kaufberatung das Pendel klar in Richtung Colt Plus ausschlagen.
Die höheren Linien in Form des Sondermodells Select und des Colt Top sind nicht mit 67 PS lieferbar.
Preis-Vergleich mit dem Renault Clio
Ist nun der Mitsubishi Colt am Ende gar der günstigere Clio? Oder wird das identische Auto unter japanischer Markenflagge am Ende teurer? Beide Fragen können nicht pauschal beantwortet werden. Die Vertriebsstrategen haben sich alle Mühe gegeben, mit verschiedenen Paketierungen einen direkten Vergleich zu erschweren.
Der Renault Clio Evolution SCe 65 kostet mit 18.350 Euro um 360 Euro mehr als der Mitsubishi Colt Basis 1.0 Benziner. Dafür hat der Clio mit Einparksensoren hinten und elektrisch anklappbaren Außenspiegeln (beim Colt ab Plus) eine etwas bessere Serienausstattung, dazu kommen 16-Zoll-Felgen.
Der Colt Plus ist am ehesten mit dem Renault Clio Techno vergleichbar. Diesen gibt es aber nicht mit dem Saug-Benziner, womit wir die Turbo-Preise vergleichen: 19.950 Euro kostet der Clio TCe 90, der Colt 1.0 Turbo ist mit 20.990 Euro über 1.000 Euro teurer. Dafür bringt er im Vergleich zum Clio zusätzlich eine Einparkhilfe vorne, sowie Sitz- und Lenkradheizung (beim Clio im Winterpaket für 400 Euro zu haben) mit.
Am Ende sollte man sich also im Klaren sein, welche Ausstattungsdetails man wirklich braucht, um dann ziel genau durch die Preislisten und Konfiguratoren zu streifen. Zudem können Händlerangebote helfen.
Bei der Neuwagengarantie hat Mitsubishi die Nase vorn: Fünf Jahre bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern für den Colt stehen der Renault-Garantie von zwei Jahren ohne Kilometerbegrenzung gegenüber.
Fazit
Die Frage „Colt oder Clio“ kann man nicht so ohne weiteres beantworten. Wir wollten in diesem Alltagstest aber auch viel mehr ausprobieren, ob ein „schwacher“ Kleinwagen im Alltag ausreicht, dessen Ausstattung ihn unter die magische Grenze von 20.000 Euro bringt. Auch wenn das Rotmetallic des Testwagens den Colt Plus darüber springen lässt.
Die Antwort: Ja. Sofern man nicht oft mit hoher Zuladung oder vier Personen an Bord über Passstraßen oder Autobahnanstiege fährt, reicht der Basis-Benziner aus. Wer spitz rechnet, investiert lieber in das Plus-Upgrade, auch wenn der mutmaßlich lebendigere Turbomotor nach Norm nicht mehr verbraucht.
Technische Daten
Mitsubishi Colt 1.0 |
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Antriebsart | Benziner |
Antrieb | Frontantrieb |
Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 999 cm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 49 kW / 67 PS bei 6.250 U/min |
Max. Drehmoment | 95 Nm bei 3.600 U/min |
Getriebe | Fünfgang-Schaltgetriebe |
Tankinhalt | 42 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 17,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,3 - 5,4 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,1 Liter |
Kofferraumvolumen | 391 Liter |
Leergewicht | 1.149 kg |
Anhängelast (gebremst) | 900 kg |
Stützlast | 63 kg |
Dachlast | 90 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.053 / 1.798 / 1.439 mm |
Basispreis Baureihe | 17.990 Euro |
Basispreis Modellvariante | 19.790 Euro |
Testwagenpreis | 20.540 Euro |