Mitsubishi Outlander PHEV 2024 Das Warten hat (bald) ein Ende

Der neue Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Kurz vor Ende der Durststrecke geht es auf gefrorenes Wasser. Ende 2024 rollt der neue Mitsubishi Outlander PHEV (Plug-in Hybrid) zu den Händlern und Kunden in Deutschland – vier Jahre nach dem Auslaufen der Vorgänger-Generation.

Der Outlander im Video

Sie galt als Pionier für die Plug-in-Hybrid-Technologie und lockte viele Neukunden in die Schauräume der Mitsubishi-Händler. Auf beiden Seiten des Verkäufer-Schreibtisches gab es lange Gesichter, als der Outlander ersatzlos auslief. Der kompaktere Eclipse Cross PHEV, ein enger technischer Verwandter des Outlander, war und ist für viele Interessenten zu klein.

„Wir haben, trotz der zeitlichen Lücke im Outlander-Angebot, auch heute noch viele Bestandskunden, die auf die neue Modellgeneration warten“, erklärt Jens Schulz, Geschäftsführer der MMD Automobile GmbH, beim Gespräch. „Sowohl unsere Händler als auch wir beim Importeur Mitsubishi Motors Deutschland sind sehr zuversichtlich: der neue Outlander PHEV wird ein großer Erfolg.“

Erste Fahrt im US-Modell

Bekanntermaßen gab es ein kurzes Hin-und-her mit einer Entscheidung von Mitsubishi Motors in Japan, keine neuen Modelle für den europäischen Markt mehr zu entwickeln. Der Rückzug ist mittlerweile abgeblasen. Colt und ASX entstanden als Neuauflagen auf Basis von Clio bzw. Captur von Allianz-Partner Renault, der Eclipse Cross hält weiterhin die Stellung im Segment der Kompakt-SUV. 2025 soll endlich ein erstes Elektroauto der Marke Mitsubishi auf den Markt kommen, mutmaßlich als enger Verwandter des Renault Scenic. Vorher der Outlander. Seit 2021 ist die neue Generation in Nordamerika auf den Markt, in einigen Monaten erscheint eine leicht adaptierte Version in Europa.

Zuvor dürfen wir ans Steuer eines US-Modells aus dem Modelljahr 2023. Es gilt, das Platzangebot und die Funktionsweise des Allradantriebs zu testen. Details wie Infotainment-Inhalte, Materialauswahl und Fahrwerksabstimmung für Deutschland und den Rest Europas sind noch nicht final.

252 PS Systemleistung

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Es wäre zudem schwierig, valide Aussagen über Dämpfer und Federn zu treffen. Der Outlander steht auf einem zugefrorenen See im Norden Finnlands bereit, noch ohne Straßenzulassung. Schnee und blankes Eis bedeuten einen Stresstest für den Antriebsstrang, der beide Achsen ansteuert.
System und Arbeitsprinzip sind aus dem Vorgänger und dem Mitsubishi Eclipse Cross bekannt, wurden jedoch für den Einsatz im neuen Outlander umfassend überarbeitet.

An der Vorderachse arbeitet ein Elektromotor mit 85 kW (115 PS), der Kollege im Heck bringt es auf 100 kW (136 PS). Dazu kommt ein 2,4 Liter großer Vierzylinder-Sauger mit 98 kW / 133 PS. Die Systemleistung des Plug-in Hybriden wird für das Amerika-Modell mit 185 kW / 252 PS angegeben.

Hybrid mit 20-kWh-Akku

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Primär arbeitet der Mitsubishi-Hybridantrieb rein elektrisch, zieht dabei seine Energie aus einem 20 kWh großen Akku. Bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h wird immer nur mit den Elektromotoren gefahren. Geht die Akku-Ladung zur Neige, arbeitet der Benziner als Energielieferant für einen Generation, treibt aber selbst nicht an (serieller Hybridmodus). Von 60 bis 135 km/h ist der Outlander ebenfalls primär elektrisch unterwegs, bei höherem Leistungsabruf wird in ein parallelen Hybridmodus gewechselt, bei dem Benziner und E-Maschinen auf die Räder wirken. Erst bei eiliger Hatz auf der Autobahn (Höchstgeschwindigkeit 170 km/h) wird der Japaner zum Benziner mit Frontantrieb, die Elektromotoren legen sich zur Ruhe. Eine Überbrückungskupplung regelt die Arbeitsteilung, ein Getriebe gibt es nicht.

Die Überprüfung von Effizienz und Reichweite stehen heute nicht auf dem Programm. Über den Drehschalter auf der Mittelkonsole wird aus einem der vielen Allrad-Fahrprogramme auf Anraten des erfahrenen finnischen Instruktors der „Gravel-Mode“ (Schotter) ausgewählt. Das Anti-Schleuder-Programm ASC lässt sich im digitalen Kombiinstrument ausschalten. Es geht auf den zugefrorenen See mit einer 80 Zentimeter dicken Eisschicht. Genug, um das über zwei Tonnen schwere SUV tragen zu können.

Steter Wechsel der Oberfläche von Schnee (Grip) zu blankem Eis (Kein Grip – kein Wunder) lässt die Software des von Mitsubishi S-AWC (Super All Wheel Control) genannten Allradsystems unbeeindruckt. Blitzschnell wird die Antriebskraft an die Motoren geschickt, an jeder Achse kümmern sich Differenziale um den Rest.

Kommt er quer?

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Zügig fahren, einlenken – dann den rechten Fuß kurz lupfen. Das Heck dreht ein. Passt das Tempo (nicht zu schnell, aber natürlich keinesfalls zu langsam) lässt sich jetzt mit kontrollierter Kraft auf dem Gaspedal das Querfahren zelebrieren. Ein Abflug bleibt heute aus. Die Übung zeigt, dass der Allradantrieb des Mitsubishi Outlander vor allem für eine hohe Fahrsicherheit bei widrigen Bedingungen sorgen kann. Durchschnittlich geländegängig dürfte er, wie der Vorgänger auch sein.

Kleiner Bruder: Der Eclipse Cross

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Umstieg in den Mitsubishi Eclipse Cross. Bereits 2018 kam das kompakte SUV-Coupé als Benziner und Diesel auf den Markt. 2021 wurde mit einem umfassenden Facelift zum Plug-in-Hybridantrieb gewechselt.

Auch der kleinere Japaner gibt sich kontrollierbar und fromm. Sein Antriebs-Trio mit einer Systemleistung von 138 kW / 188 PS ist aber spürbar weniger auf Zack als die Motor-Kollegen im Outlander. Zwischen Kindegarten, Supermarkt und Arbeitsstelle dürfte das aber weniger auffallen als bei unseren Spielen auf Eis.

Outlander auch als Siebensitzer

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Zurück in den Outlander. Es gilt, den Innenraum zu erkunden. Unser Testwagen hat zwei zusätzliche Sitze im Heck. Die Siebensitzer-Option soll auch ihren Weg in die deutsche Preisliste finden. Ein aufwendiger Kapp-Mechanismus versenkt die beiden Plätze im Kofferraumboden. Wie man was wann bedient, wird durch eine Nummerierung der Zugbänder erklärt.

Die Rücksitzbank in der zweiten Reihe ist manuell längs verstellbar (40:60 Teilung). Große Menschen sitzen auf ihr, wie im Plattform-Bruder Nissan X-Trail jedoch mit (zu) stark angewinkelten Beinen über dem Innenboden. Trotzdem wird die Kopffreiheit knapp, zumindest unter der Mechanik des Panorama-Glasschiebedachs.

Vorne freut man sich über breite Sessel und einen großen Fußraum. Noch mehr jedoch über ein narrensicher bedienbares Cockpit mit vielen Tasten und Drehreglern für Audio-Lautstärke und Radiosender bzw. Musikstück.

Die Hardware in Form von Infotainment-Display und digitalem Kombiinstrument ist vom Nissan X-Trail bekannt, wird jedoch für ein Einsatz im Mitsubishi Outlander PHEV mit eigener Software versehen. Die Auflösung der Grafiken hinter dem Lenkrad, beispielsweise bei der Einstellung des Fahr-Modus, weiß zu gefallen.

Marktstart Ende 2024

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Noch vor Ende des Jahres 2024 soll der neue Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid zu den deutschen Händlern kommen. Die äußeren Umstände dürften ihnen dabei in Sachen Timing in die Händle spielen. Nach dem plötzlichen Ende der staatlichen Förderung von Elektroautos im vergangenen Dezember erfahren Verbrenner mit Stecker aktuell eine kleine Renaissance. Mit über 80 Kilometern Reichweite dürfte der Outlander nicht nur Freiberufler in Firmenwagenfahrer ansprechen, die vom halbierten Steuersatz profitieren, sondern auch Privatkunden.

Allen Käufern dürfte ein schneller Ladevorgang wichtig sein. Zu diesem Thema halten sich die Mitsubishi-Leute aktuell noch bedeckt. Im US-Modell stecken Anschlüsse für den lokalen Markt. Ein 11-kW-Lader für Wallbox und Ladesäule sollte es bei uns auf jeden Fall sein. Schnellladen? Noch nicht sicher. Bitte, liebe Japaner, baut dann aber keinen CHAdeMO-Anschluss wie im Eclipse Cross mehr ein. Die Konkurrenz legt vor: VW Tiguan und Skoda Kodiaq kommen in neuer PHEV-Generation mit 50 kW CCS-Ladeleistung.

Was kostet die Konkurrenz?

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Preise für den neuen Outlander sind aktuell noch nicht bekannt. Zur Konkurrenz zählen der Mazda CX-60 Plug-in Hybrid (ab 47.390 Euro), der Toyota RAV4 mit Stecker (ab 59.750 Euro) und der Honda CR-V e:PHEV (ab 59.900 Euro, nur mit Frontantrieb).

Auch der Plattform-Bruder Nissan X-Trail dürfte auf der „Entweder-oder“-Liste der Interessenten stehen. Ihn gibt es aber nicht als Plug-in Hybrid. Mit dem Doppelnamen e-Power e-4orce ist der, wie der Outlander bis zu siebensitzige, Japaner ein serieller Hybrid ohne Stecker. Mit 214 PS Systemleistung kostet er ab 45.900 Euro.

Mitsubishi dürfte für die Outlander-Basisversion ab rund 53.000 Euro aufrufen, darauf aufbauen wird es mehrere Ausstattungslinien geben.

Fazit

Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid 2024 Allrad Test Video

Der neue Mitsubishi Outlander gefällt mit einem einladenden Innenraum, viel Platz fürs Gepäck und einer optionalen dritten Sitzreihe. Das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer ist sehr gut. Im Fond stört die flache Bank zumindest große Menschen. Der S-AWC genannte Allradantrieb regelt schnell und zuverlässig zwischen den Achsen, der komplexe Hybrid-Antrieb hat sich bei der Marke über viele Jahre bewährt.

Was der Outlander in Sachen Verbrauch, Reichweite und Fahrkomfort kann, werden Fahrberichte und Tests erst dann klären können, wenn die Europa-Version fertig ist. Das erste Kennenlernen auf Eis und Schnee macht aber neugierig.

Plattform-Bruder im Dauertest: Nissan X-Trail e-Power

Technische Daten

Mitsubishi Outlander PHEV Modelljahr 2023 (US-Version)

Antriebsart Plug-in Hybrid
Antrieb elektrischer Allradantrieb
Hubraum 2.360 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 98 kW / 133 PS bei 5.000 U/min
Max. Drehmoment 195 Nm bei 4.300 U/min
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW 85 kW (115 PS)
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW 100 kW (136 PS)
Systemleistung: kW / PS 185 kW / 252 PS, 450 Nm
Batterie 20 kWh
Batterie: Typ Lithium-Ionen
Tankinhalt 56 km
Beschleuningung 0-100 km/h 10,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit elektrisch 135 km/h
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Reichweite nach Norm elektrische Reichweite ca. 87 km
Leergewicht ca. 2,1 Tonnen
Länge / Breite / Höhe 4.710 / 1.862 / 1.748 mm
Basispreis Baureihe ca. 53.000 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad