Der Nissan Qashqai mit Allradantrieb und Xtronic im Alltagstest mit Video-Review.
Kein Hebel zum Drücken oder Ziehen. Keine Wippe. Sondern ein Klotz, den man über die Mittelkonsole schiebt. So viel Extravaganz leistet sich der Nissan Qashqai, wenn er mit dem Xtronic genannten Automatikgetriebe ausgestattet ist.
Auch die Technik, die hier „shift-by-wire“, also per elektronischem Befehl gesteuert wird, ist extravagant. Denn während Allianzpartner Renault nebst Dacia und Kooperationspartner Mercedes-Benz den bewährten 1,3-Liter-Benziner mit manueller Schaltung oder 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kombinieren, setzt Nissan beim Qashqai mit Xtronic auf eine stufenlose Automatik.
Der Qashqai im Video
Wer jetzt an Gummibandeffekt, einen aufheulenden Motor und nervige Geräusche denkt, kann sich entspannen. Denn all das gibt es im Nissan nicht. Die Ingenieure haben gute Arbeit geleistet. Im Gegensatz zu früheren CVTs leben Motor und Schaltbox gefühlt im gleichen Universum. Das liegt auch an den sieben virtuellen, also einprogrammierten, Gängen.
Ein schwerer Fuß auf dem Gaspedal mit dem Wunsch nach forscherer Beschleunigung bringt den Qashqai nicht aus dem Konzept. Er ist zwar kein Racer (das belegt schon die Werksangabe mit 9,9 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h), aber ein ausreichend dynamisches Alltagsauto. In der Kombination mit Allradantrieb und Automatik leistet der mild hybridsierte Benziner 116 kW / 158 PS, also 18 Pferdestärken mehr als die Basis mit Sechsganggetriebe. Das maximale Drehmoment steigt um 30 auf 270 Newtonmeter, die ab 1.800 U/min anliegen.
7,5 Liter Testverbrauch
Bei niedrigen und mittleren Drehzahlen arbeitet der Vierzylinder entspannt im Hintergrund. Reisen ohne Auslotung der Höchstgeschwindigkeit absolviert der in England gebaute Japaner schön ruhig. Auch die Fahrwerksabstimmung gefällt. Mit den optionalen 20-Zoll-Felgen des Testwagens stolpert der Nissan nur bei niedrigem Tempo im Wohngebiet manchmal recht unbeholfen über Wurzelaufbrüche und Querfugen. Ansonsten passt der Komfort, ein einstellbares Fahrwerk wird nicht vermisst.
Der variable Allradantrieb macht den Qashqai freilich nicht zum waschechten Offroader, dürfte aber vor allem bei nassen Straßen und im Winter für Traktionsvorteile sorgen. Ein Anhänger darf bei dieser Modellvariante übrigens maximal 1.800 Kilogramm schwer sein.
7,5 Liter je 100 Kilometer stehen am Ende des Testzeitraums als durchschnittlicher Verbrauch fest. Das ist nur marginal mehr als die 7,3 Liter des 140-PS-Qashqai im letzten Test. Gleichwohl lassen beide mit ihrer 12-Volt-Mildhybrid-Technologie Einsparpotenziale ungenutzt. Es reicht schon eine aktivierte Klimaanlage, um die Start-Stopp-Automatik an der Ampel zu überstimmen. Fahren mit deaktiviertem Verbrenner im Schubbetrieb, wie es 48-Volt-Hybride können, schafft das System nicht.
Intuitives Bedienkonzept
Die Bedienung im Qashqai geht gewohnt simpel von der Hand. Große Drehregler und physische Tasten helfen, sich durch die Menüs des Infotainment-Touchscreens zu hangeln. Das Navigationssystem arbeitet mit TomTom-Daten, drei Jahre ab Erstzulassung gibt es gratis Kartenupdates.
Das Smartphone kann via Android Auto oder Apple CarPlay eingebunden werden, letzteres auch kabellos. Das Gerät lädt derweil in der gut platzierten Induktiv-Schale, die aber erst ab der Ausstattungslinie Tekna zur Serienausstattung zählt.
Dann fährt der Nissan Qashqai auch ein gut ablesbares, weil direkt auf der Windschutzscheibe sichtbares, Head-up-Display und LED-Scheinwerfer mit adaptivem Fernlicht auf. Das gut klingende BOSE-Soundsystem sowie eine Sitz-Massagefunktion für Fahrer und Beifahrer gehören erst zum Topmodell Tekna+, außerdem Lederbezüge und ein Panoramadach ohne Öffnungsfunktion.
Das kostet der Nissan Qashqai
Das treibt den Preis. 46.420 Euro kostet ein Nissan Qashqai Tekna+ mit Allradantrieb und Xtronic. Im Falle des Testwagens kommen 500 Euro für die 20-Zoll-Alus und 1.450 Euro für eine zweifarbige Metalliclackierung hinzu, also insgesamt 48.370 Euro. Wer auf die vier angetriebenen Räder verzichten kann, spart 2.000 Euro. Trotzdem bleibt der Kompakte auch dann weit vom Basispreis der Baureihe (27.590 Euro) entfernt.
Zum Trost wird ein Vergleich mit dem Skoda Karoq herangezogen. Ähnlich ausgestattet kostet er als Style 1.5 TSI mit 150 PS und DSG als Fronttriebler mit 41.480 Euro auch so viel wie der Nissan Qashqai.
Fazit
Der Nissan Qashqai ist ein praktisches, unaufgeregtes Auto mit intuitivem Bedienkonzept, hohem Komfort und guter Verarbeitung. Die Xtronic-Automatik passt gut zum entspannten Charakter des SUV-Crossovers. Das Temperament reicht für den Alltag aus, der Verbrauch bleibt im Rahmen.
Die perfekte Kombination für den Qashqai? Diese Frage lässt sich erst später im Jahr beantworten. Denn der 190 PS starke E-Power mit seriellem Hybridkonzept, bei dem stets ein Elektromotor die Räder antreibt und der Benziner als Generator arbeitet, steht in den Startlöchern.
Technische Daten
Nissan Qashqai 1.3 DIG-T 4x4 Xtronic Tekna+ |
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Antrieb | Allradantrieb |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
Hubraum | 1.332 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 270 Nm bei 1.800 - 3.750 U/min |
Getriebe | stufenloses CVT-Getriebe |
Tankinhalt | 55 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 198 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,2 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 7,5 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 235/45 R20 |
Leergewicht | 1.645 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.800 kg, Stützlast 100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.425 / 1.835 / 1.625 mm |
Grundpreis | 46.420 Euro |
Testwagenpreis | 48.370 Euro |