Opel Vivaro-e Hydrogen Tanken statt Laden

Wasserstoff tanken statt langes Laden? Der Opel Vivaro-e Hydrogen im Fahrbericht.

Opel bietet beim Kastenwagen Vivaro eine breite Auswahl. Nutzfahrzeug-Kunden können zwischen Dieselmotorisierungen in vier Leistungsstufen und zwei Elektro-Versionen wählen. Neben der batterieelektrischen Ausführung mit zwei Akku-Optionen (50 und 75 kWh) gibt es den Vivaro-e auch mit Brennstoffzelle und Wasserstofftanks.

Der Wasserstoff-Vivaro im Video

Damit kann man lokal emissionsfrei mit dem Elektroantrieb fahren, neue Energie aber in wenigen Minuten nachtanken. Vor allem im gewerblichen Einsatz, beispielsweise beim Betrieb von Fahrzeugen in mehreren Schichten ohne Unterbrechungen, bietet dieses Konzept handfeste Vorteile im Tagesablauf.

Die drei Wasserstofftanks nehmen 4,4 Kilogramm des mit 700 Bar Druck gespeicherten Gases auf, was für eine Reichweite von 350 Kilometern sorgen soll. Die Speicher sitzen im Fahrzeugboden an der Stelle, an der im batterieelektrischen Vivaro-e das Akkupaket seinen Platz hat. Der Tankstutzen liegt, wie beim Dieselmodell, hinten links.

Er ist ein Plug-in Hybrid

Trotzdem hat der Opel Vivaro-e Hydrogen auch einen Ladeanschluss im vorderen linken Kotflügel für den 11-kW-Onboard-Charger. Warum das? Der Brennstoffzellen-Transporter ist ein Plug-in Hybrid. Unter dem Beifahrersitz fährt ein 10,5 kWh großer Akku mit, der eine zusätzliche Reichweite von 50 Kilometern bietet. Alltägliche Kurzstrecken im Lieferverkehr lassen sich damit stemmen. Außerdem erlaubt dieser Strecken-Puffer auch ungeplante Umwege auf dem Weg zur Wasserstoff-Tankstelle.

Deren Zahl liegt nach wie vor bei rund 100 öffentlich zugänglichen Stationen in Deutschland. In Ballungsräumen wie Frankfurt oder München sind mehrere Wasserstoff-Tankstellen zu finden. Gewerbetreibende, die dort einen Kastenwagen im Einsatz haben, können also problemlos regelmäßig tanken. Aber auch Langstrecken entlang den großen Autobahnen sind möglich. Einen Überblick der Zapfsäulen und eine Echtzeit-Information über eventuelle Störungen bietet die Smartphone-App des größten Betreibers H2 Mobility. Über die Kundenkarte dieses Unternehmens tankt man Wasserstoff zum festgelegten Preis von mittlerweile 13,85 Euro pro Kilogramm.

Der Opel Vivaro-e Hydrogen wird auf Basis des batterieelektrischen Modells modifiziert. Den Antriebsmotor mit maximal 100 kW (136 PS) Leistung im Power-Modus übernimmt er also. Seine Energie erzeugt die Brennstoffzelle mit 45 kW Leistung, die Wasserstoff mit Luft reagieren lässt. Neben Strom für den Antrieb entsteht dann Wasserdampf, der über eine Auspuffanlage abgelassen wird.

So fährt sich der Vivaro-e Hydrogen

Opel Vivaro-e Hydrogen Wasserstoff Brennstoffzelle Test Fahrbericht Video Review

Während der Fahrt macht die Brennstoffzelle manchmal mit leichtem Surren auf ihre Arbeit aufmerksam. Das ist der einzige nennenswerte Unterschied. Der Opel Vivaro bleibt auch mit Wasserstoff an Bord ein komfortabler Transporter, bei dem Fahrwerk (selbst im unbeladenen Zustand) und Sitzposition ein „PKW-Gefühl“ hervorrufen. Kein Wunder, auf der gleichen Basis fährt auch der Familienvan Zafira-e Life.

Vor der Trennwand zum Laderaum lässt sich der Fahrersitz weit genug zurückschieben, um auch großen Piloten eine entspannte Position hinter dem höhen- und längsverstellbaren Lenkrad zu bieten. Etwas klein wirkt, bedingt durch den breiten Armaturenträger, das Infotainment-Display. Neben den werksseitig eingebauten Navigationssystem kann man auch ein Smartphone via Android Auto oder Apple CarPlay einbinden und eine Routenführungs-App verwenden. Das macht vor allem dann Sinn, wenn in der H2-Mobility-App eine Wasserstoff-Tankstelle ausgewählt hat und sich direkt dorthin führen lassen möchte.

Die Höchstgeschwindigkeit wurde im Vergleich zum Vivaro-e ohne Zusatznamen von 130 auf 110 km/h reduziert. Beim Einsatz im urbanen Bereich und möglichem Pendelverkehr, beispielsweise zu Verteilerzentren am Stadtrand, dürfte auch das voll und ganz ausreichen.

Den Opel Vivaro-e Hydrogen gibt es, wie seine Modellbrüder auch, in zwei Längen. Das M genannte Grundmodell, hier als Testwagen im Einsatz, hat eine Länge von 4,96 Metern und bietet 5,3 Kubikmeter Ladevolumen. Die länge L-Variante streckt sich auf 5,31 Meter, der Laderaum wächst auf 6,1 Kubikmeter. Bei beiden gleich ist die Nutzlast von 1.000 Kilogramm.

Was kostet der Kastenwagen?

Opel Vivaro-e Hydrogen Wasserstoff Brennstoffzelle Test Fahrbericht Video Review

Was das Kilogramm Wasserstoff kostet, wurde erwähnt. Aber was ist mit dem Auto an sich? Um diese Frage zu beantworten, muss man etwas ausholen. Teu(r)er als die anderen Varianten ist der Opel Vivaro-e Hydrogen auf jeden Fall.

Die komplexe Technik und die Fertigung in kleinen Stückzahlen sorgen für einen hohen Preis, der sechsstellig ist. Davon können aber Förderungen vom Bund oder einzelnen Bundesländern abgezogen werden. Die meisten Kunden dürften den Brennstoffzellen-Transporter im Leasing nutzen. Je nach Haltedauer und Fahrleistungen beginnen die monatlichen Raten dann bei knapp unter 1.000 Euro (netto, ohne Mehrwertsteuer) im Monat.

Auch damit liegt der Vivaro-e-Hydrogen noch deutlich über dem Diesel und dem batterieelektrischen Kastenwagen. Ihn gibt es mit 75 kWh-Akku ab 44.500 Euro (mit Mehrwertsteuer ab 56.525 Euro). Im gewerblichen Einsatz kann die kurze Standzeit des Hydrogen-Modells an einer Wasserstoff-Tankstelle aber dafür sorgen, dass sich der Einsatz des teureren Autos auf Sicht lohnt. Ohne lange Pausen am Ladekabel kann es im Mehrschichtbetrieb eingesetzt werden, dabei also mehr Geld verdienen.

Fazit

Opel Vivaro-e Hydrogen Wasserstoff Brennstoffzelle Test Fahrbericht Video Review

Der Opel Vivaro-e Hydrogen mit Wasserstoff-Brennstoffzelle ist ein teures Nutzfahrzeug. Schon heute kann sich die Investition aber lohnen, da der Betrieb nicht durch lange Ladezeiten eines batterieelektrischen Kastenwagens unterbrochen wird. Fahrkomfort und Alltagstauglichkeit liegen auf dem gewohnt guten Niveau.

Technische Daten

Opel Vivaro-e Hydrogen

Antrieb Frontantrieb
Getriebe Eingang-Reduktionsgetriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW 100 kW (136 PS) im Power-Modus (Normal 80 kW, Eco 60 kW)
Elektromotor: Nennleistung KW 57 kW (77 PS) / Leistung Brennstoffzelle 45 kW (61 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 260 Nm
Batterie 10,5 kWh
Tankinhalt 4,4 kg H2
Höchstgeschwindigkeit 110 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km ca. 1,3 kg H2 / 100km, Reichweite H2 350 km, Reichweite Strom (Akku) 50 km
Anhängelast (gebremst) 1.000 kg
Teile das!
Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad