Unterwegs in einer anderen Größendimension: Erste Fahrt im neuen RAM 1500 Sport.
Den Unterschied zwischen Ablehnung und Begehrlichkeit trennen nicht unbedingt nur 8.800 Kilometer zwischen Lubbock im US-Bundesstaat Texas und einem deutschen Vorort. Sondern auch die eigenen Bedürfnisse.
Während ein 5,92 Meter langer und über zwei Meter breiter Pick-up mitten in den USA gemütlich die paar Kilometer von der Toreinfahrt zum Haus auf der Range entlanggrummelt (mal eben den Briefkasten geleert), wirkt vor der – meist mit Möbeln, Tischtennisplatten und Zeugs vollgestellten – Normgarage selbst ein viel kleineres SUV im Format eines BMW X3 überdimensioniert und fehlplatziert.
Video Review zum RAM 1500 Sport
Aber auch in unseren Breitengraden gibt es Menschen mit einem anderen Bedürfnishorizont. Der Bauunternehmer, der viel auf Großbaustellen unterwegs ist. Mit Menschen und Ladung. Der Waldbesitzer oder der Großbauer. Und andere, die bis zu 3,5 Tonnen schwere Hänger auch mal durch den Morast ziehen müssen. Oder wollen. Für solche Menschen kommt der RAM 1500 in Frage. In den USA ist der 1500 das Einstiegsmodell der Marke (den umetikettierten Fiat Doblo mal weggedacht), bei uns ein fettes Teil. Der Importeur AEC bringt im Modelljahr 2020 eine vierte Modellvariante auf den Markt. Grund genug, sich den RAM 1500 mal anzusehen und vor allem zu fahren.
Ganz offiziell heißt das neue Modell AEC RAM 1500 Laramie Sport. Die Nennung des Importeurs im Namen ist wichtig, denn die Modellvariante haben sich die Produktplaner selbst ausgedacht. Auf Basis des 1500 Laramie kommt der Sport mit 20-Zoll-Leichtmetallfelgen, schwarzen Lufteinlässen an der Motorhaube und einem Alpine-Soundsystem mit neun Lautsprechern als neues Einstiegsmodell zu den 37 deutschen Händlern des Unternehmens.
Der RAM 1500 Sport hat fest montierte, statt elektrisch ausfahrbare Trittbretter. Sie sind etwas länger und erlauben somit auch einen Blick auf die Ladefläche, schränken durch die geringere Bodenfreiheit aber die Geländegängigkeit ein.
Technisch ändert sich nichts. Der mächtige 5,7 Liter Hemi-V8-Benziner gurgelt gemütlich vor sich hin und zieht die 2,5 Tonnen Blechkoloss bei Bedarf spielend in den Tempobegrenzer bei 179 km/h. Auf der Autobahn zeigt sich ein überraschend guter Fahrkomfort, auch dank der 3,67 Meter Radstand. Aber nicht nur die Breite von 2,08 Metern verabschiedet den RAM von der Fernschnellstraße, hier steigt auch der stattliche Benzinverbrauch ins Unermessliche.
Kein Wunder, dass die AEC-Leute neben der regulären EU-Umrüstung und einer Anhängerkupplung auch einen Großteil der RAM 1500 direkt nach der Ankunft im Hafen mit einer Autogasanlage ausstatten. Der 122 Liter große LPG-Tank liegt unter der Ladefläche. Auch hier gilt: Die Geländegängigkeit wird damit leicht eingeschränkt. Wer noch mehr Gas geben will, kann zusätzlich einen 200 Liter-Tank auf der Ladefläche ordern. Sonst misst sie 1,70 x 1,69 Meter (zwischen den Radkästen 1,30 Meter) und kann damit auch zwei Europaletten aufnehmen.
Kein Wunder: Viel Platz
Verschwenderisch wie der Verkehrsflächenbedarf ist auch das Raumangebot in der Crew Cab genannten langen Kabine. In beiden Sitzreihen räkeln sich selbst Riesen. Im Fond lassen sich die Sitzflächen aufstellen, wenn zusätzlich zur Schneefräse auf der Ladefläche auch noch ein oder zwei Mountainbikes für den winterlichen Downhillspaß mitsollen.
Wer für den Alltag noch einen Jeep oder als Gegenentwurf einen Fiat 500 in der Garage hat, kommt mit der Bedienung des Infotainmentsystems schnell zurecht. RAM ist ein Teil von FCA (Fiat Chrysler Automobiles) und nutzt ebenfalls die UConnect-Systeme. Das bedeutet auch: Teils verwirrende Menüs und langes Suchen auf dem Touchscreen.
Der misst 12 Zoll in der Diagonale und beheimatet auch die Bedienung der Klimaautomatik. Der Testwagen entsprang noch der Vorserie, darum ist auf den Fotos ein kleineres 8-Zoll-Display mit physischen Klimabedienelementen zu sehen.
Fazit zum AEC RAM 1500 Laramie Sport
„So ein Auto braucht doch kein Mensch!“. Wer kurz nachdenkt – oder alternativ die Einleitung zu diesem Artikel liest – weiß, dass selbst ein Riese wie der RAM 1500 solche Aussagen nicht stehen lassen kann. Lieber drückt man auf den Motorfernstart des Schlüsels, steigt in den Innenraum empor und verabschiedet sich in eine andere Welt.
Sinn und Unsinn kann, soll und muss jeder für sich entscheiden. Das gilt für einen nutzwertigen Allradler dieses Formats genauso wie für das „mal-kurz-die-Kinder-zur-Schule-bringen“-SUV oder einen hoch motorisierten Kompakten. So lautet das Fazit also: Alles kann, nichts muss. Schön, dass so etwas noch möglich ist.
Technische Daten
AEC RAM 1500 Laramie Sport |
|
---|---|
Hubraum | 5.654 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V8 |
Maximale Leistung kW / PS | 295 kW / 401 PS bei 5.600 U/min |
Max. Drehmoment | 556 Nm bei 3.950 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Höchstgeschwindigkeit | 179 km/h (abgeregelt) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 15,6 Liter Benzin (WLTP) |
Verbrauch real auf 100km | 17,6 Liter LPG (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | ca. 2.500 kg |
Anhängelast (gebremst) | 3.500 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.916 / 2.084 / 1.971 mm |
Grundpreis | ca. 60.000 Euro (inkl. LPG-Anlage) |