Der Captur geht in die Verlängerung: Erste Fahrt im neuen Renault Symbioz!
Renault warb in den 1980er Jahren mit dem auch heute noch populären Werbespruch „Autos zum Leben“. Genau dieses Versprechen will der französische Konzern auch heute wieder einlösen. Anstelle teurer Nischen-Spielereien gibt es vom (verhältnismäßig) günstigen Elektro-Kleinwagen R5 bis zum Siebensitzer-SUV Espace einen bunten Strauß an Modellen, die auch in den Alltag praktisch veranlagter Menschen passen sollen.
Der Renault Symbioz im Video
Dabei sind dieser Tage SUV unumgänglich. Zwischen Captur und Austral parkt fortan mit dem neuen Renault Symbioz die fünfte SUV-Baureihe (den elektrischen Scenic mit eingerechnet) in den Verkaufsräumen der Händler. Der neue Symbioz, dessen Name sich vom griechischen Wort „Symbiosis“ (Zusammenleben) ableitet, soll vor allem Familien ansprechen.
Front und Vorderwagen des Symbioz entsprechen dem Captur, mit dem sich der Fünftürer auch die Plattform teilt. Das neue Format, mit dem der Symbioz genau zwischen Captur und Austral positioniert wird, kommt durch ein Längenwachstum am Heck. Als verlängertes Kompakt-SUV mit großem Kofferraum fährt er dabei in einer Nische, die bis vor kurzem sonst nur vom SsangYong / KGM Tivoli Grand besetzt wurde. Mit Format und Platzangebot könnte der Renault Symbioz für viele Kunden auch als legitimer Nachfolger des bisherigen Verbrenner-Scenic gelten.
Kann der neue Symbioz diesem Anspruch gerecht werden? Um das herauszufinden, gehen wir auf erste Testfahrt mit dem Neuling. Vorher folgt jedoch…
Die Sitzprobe
Das Cockpit mit dem hochkant angeordneten 10,4-Zoll-Infotainment-Display ist aus dem Renault Captur bekannt. Bei der Ausstattung gibt es jedoch einen kleinen Unterschied. Die Google-Software mit Maps als Navigationssystem, dem Google Assistant als Sprachsteerung und dem Play Store ist beim Symbioz bereits ab er Ausstattungslinie Techno serienmäßig an Bord, beim Captur ist dieses Upgrade nur in der Top-Ausstattung Esprit Alpine ohne Aufpreis dabei.
Auf den ausreichend großen Vordersitzen hat man eine aufrechte Position und viel Bewegungsfreiheit. Nur die Aussicht ist aufgrund des geringen Abstands zwischen dem hochbauenden Multimedia-Touchscreen und dem Innenspiegel eingeschränkt. Beim Abbiegen in der Stadt kann das störend sein.
Der Radstand beträgt sowohl beim Renault Captur als auch beim Symbioz 2,64 Meter. Auch das längere Modell hat also einen ausreichenden Beinraum. Überraschenderweise gibt es für den Symbioz jedoch Abzüge bei der Schulterfreiheit. Zumindest großen Menschen mit breitem Kreuz (Eigenlob des Autors?) drücken die Innenverkleidungen der C-Säulen an die außenliegende Schulter.
Mehr Länge für mehr Gepäck
Der Längenzuwachs des Symbioz, der sich mit 4,41 Metern im Vergleich zum Captur um 18 Zentimeter streckt, kommt dem Kofferraumvolumen zugute. 492 Liter misst das Ladeabteil im Hybrid, wenn die manuell in der Länge verstellbare Rücksitzbank in der hintersten Position verharrt. Wird sie um 16 Zentimeter nach vorne geschoben, was den Beinraum im Fond komplett eliminiert, passen 624 Liter hinter die große Klappe. Der kürzere Captur belässt es als Hybrid bei 326 bis 440 Litern.
Der Fahreindruck
Zum Marktstart wird der Renault Symbioz ausschließlich als Vollhybrid mit einer Systemleistung von 143 PS angeboten. Günstigere Benziner und Mildhybride folgen später. Was da kommt, kann sich ausmalen, wenn man einen Blick in Preislsite oder Konfigurator des kürzeren Captur wirft.
Der Antriebsstrang im Symbioz E-Tech Hybrid besteht aus einem 1,6 Liter großen Vierzylinder-Benziner ohne Aufladung mit 94 PS, einem Elektromotor mit 36 kW (49 PS) und einem Startergenerator, der für sich 15 kW (20 PS) leistet. Die Kraft des Drei-Motoren-Systems wird von einem komplexen Multi-Mode-Getriebe mit insgesamt 15 Übersetzungen verwaltet und in Vortrieb umgesetzt.
Der Fahrer spürt davon, bis auf leichte Ruckler in wenigen Fällen, recht wenig. Der hybridisierte Renault Symbioz fährt sich wie viele andere Automatik-Autos aus. Man schiebt den kurzen Wählknubbel auf die Position „D“ und es geht los. Ein leichter Druck nach rechts aktiviert die „B“-Stufe für eine verstärkte Energie-Rekuperation. Damit kann man vor allem in der Stadt entspannt an Kreuzungen heranbremsen, ohne das Auto damit jedoch vollständig zum Stillstand zu bringen.
Testverbrach: 5,5 l / 100 km
Unsere Testfahrten führen uns über teils bergige Landstraßen und tempolimitierte Autobahnen im Süden Spaniens, über das Multi-Sense-System ist meist der komfortbetonte Fahrmodus eingestellt. Am Ende des Tages zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von durchschnittlich 5,5 Litern je 100 Kilometern an. Damit liegt der Symbioz zwar eine Mineralwasserflasche über dem WLTP-Wert von 4,8 Litern je 100 Kilometern, aber noch immer auf einem guten Niveau. Im urbanen Alltag sowie mit behutsamem Gasfuß dürfte man im Alltag Werte um fünf Liter erreichen. Antriebsgeräusche sind nur sehr dezent vernehmbar. Lediglich beim starken Beschleunigen und entsprechend hohen Verbrenner-Drehzahlen hebt der Motor seine Stimme stärker hörbar an.
Das Fahrwerk zeigt sich komfortabel und bei langen Wellen schluckfreudig, bekommt in Zusammenhang mit den großen 19-Zoll-Felgen der getesteten Ausstattungslinie Iconic (und bei Esprit Alpine) jedoch eine straffe Note. Vor allem bei niedrigem Tempo poltert der Symbioz damit über Querfugen und Kanten im Asphalt. Wer es komfortbetonter in jeder Lebenslage mag, der greift zum Grundmodell Techno: Die kleineren 18-Zöller dürften zumindest etwas Abhilfe schaffen.
Das kostet der Renault Symbioz
Die Preisliste für den Neuzugang im Renault-Modellprogramm beginnt bei 32.550 Euro mit der Ausstattungslinie Techno. Sie liegt 2.600 Euro über dem entsprechenden Captur (29.950 Euro), bringt neben der längeren Karosserie aber auch die bessere Google-Infotainment-Ausstattung mit. Beim Esprit Alpine sinkt der Symbioz-Mehrpreis auf 1.700 Euro, er kostet im sportlichen Dress 33.950.
Das Topmodell mit dem Namen Iconic, das die komfortbetontere Alternative zum Esprit Alpine darstellen soll, steht ab 35.450 Euro in Konfigurator und Preisliste. Neben den 19-Zoll-Rädern sind hier auch eine elektrische Verstellung für die beiden Vordersitze mit Sitzheizung, Querverkehrswarner, eine 360-Grad-Kamera-Rundumsicht und spezielle Sitzbezüge mit Kunstlederanteil an Bord.
Fazit
Der neue Renault Symbioz dürfte, zumindest in Deutschland, nicht das meistverkaufte Modell im Programm der Marke Renault werden. Man kann aber darauf wetten, dass er vor allem in Süd- und Osteuropa ein großer Erfolg wird. Diesseits vom automobilen Statusdenken bringt das verlängerte Kompakt-SUV einen großen Kofferraum, moderne Multimedia-Technik und Platz für die meisten Familien mit. Damit wird er nicht nur zum Nachfolger des bisherigen Scenic, sondern auch des kompakten Kombis Megane Grandtour.
Die Preise werden sinken, wenn nach dem Marktstart mit dem teuren Hybrid-Modell auch weniger stark und gar nicht elektrifizierte Benziner ins Programm kommen.
Die technischen Daten findet man unter diesem Video zum Renault Captur
Technische Daten
Renault Symbioz E-Tech Hybrid. |
|
---|---|
Antriebsart | Hybrid |
Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.598 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 68 kW / 94 PS |
Getriebe | Multimode-Getriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 36 kW (49 PS) + 15 kW (20 PS) |
Systemleistung: kW / PS | 105 kW / 143 PS, 250 Nm |
Batterie | 1,26 kWh |
Batterie: Typ | Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 4,8 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 5,5 Liter (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 492 - 624 Liter |
Leergewicht | 1.498 kg |
Anhängelast (gebremst) | 750 kg |
Stützlast | 75 kg |
Dachlast | 80 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.413 / 1.797 / 1.575 mm |
Basispreis Baureihe | 32.550 Euro |
Basispreis Modellvariante | 35.450 Euro |
Testwagenpreis | 38.940 Euro |