Modelljahr 2024 mit neuem Antrieb und edler Ausstattung: Der Skoda Enyaq L&K im Fahrbericht mit Video-Review.
Skoda spendiert dem elektrischen Enyaq drei Jahre nach dem Marktstart ein Update. In diesem Zuge ziehen die technischen Neuerungen, die der Volkswagen-Konzern markenübergreifend für die MEB-Architektur (Modularer Elektroantriebs-Baukasten) bereitstellt, in den Tschechen ein.
Der Enyaq L&K im Video
Bevor wir dazu kommen, sagen wir erst „sbohem“ (tschechisch für „tschüss“), und zwar zum Kürzel iV. Die von vielen Kunden weder wahrgenommene noch verstandene Zusatzbezeichnung für elektrifizierte Skodas entfällt mit dem Modelljahr 2024.
Die beiden Buchstaben fehlen also am Heck – dafür gibt es dort mehr Leistung. Zumindest in den leistungsstärkeren Varianten des Skoda Enyaq. Steilheck-SUV und das Coupé, das Anfang 2022 die Modellpalette vervollständigte und bisher rund 20 Prozent des Absatzes ausmacht, fahren ab sofort als 85 / 85x und RS den neuen Elektromotor mit der internen Bezeichnung AP550 spazieren. Die permanenterregte Maschine hat eine maximale Leistung von 210 kW (286 PS), im Vergleich zum Vorgänger ein deutlicher Zuwachs um 60 kW (82 PS). Das Drehmoment steigt von 210 auf 545 Newtonmeter.
Schneller Laden mit Batterieheizung
Mit diesem, rund 100 Kilogramm schweren, Motor im Format einer großen Sporttasche an der Hinterachse wird aus dem bisherigen Skoda Enyaq 80 jetzt der Enyaq 85. Der Lithium-Ionen-Akku im Fahrzeugboden hat unverändert eine Netto-Speicherkapazität von 77 kWh (brutto 82 kWh). Mit dem Update steigt die Ladeleistung auf 135 kW. Um diesen Wert am Schnelllader erreichen zu können, zieht endlich auch die Möglichkeit einer Batterieheizung ein. Auf längeren Strecken werden Ladestopps vom Navigationssystem automatisch mit einbezogen und die Konditionierung des Akkus von der Software gesteuert. Alternativ kann man aber auch im Menü auf dem unverändert 13 Zoll großen Touchscreen-Monitor aktiv diese Funktion ansteuern. Die aktuell mögliche Maximalleistung wird angezeigt, zudem die Dauer bis zum Erreichen der idealen Batterietemperatur.
Als Allradmodell Enyaq 85x steckt ein zweiter Motor mit maximal 85 kW (115 PS) an der Vorderachse, die Systemleistung bleibt bei 210 kW (286 PS). Wie das? Mit dem Einsatz der zweiten Maschine wird hinten die Leistung reduziert – man kann sich das also wie ein permanentes Allradsystem mit Kraftverteilung vorstellen. Interessanter Nerd-Fakt: Beim 85x kommen andere Batteriezellen zum Einsatz, die eine höhere Ladeleistung von 175 kW erlauben. Die schafft auch der Skoda Enyaq RS, der künftig mit den identischen Motoren eine Leistung von bis zu 250 kW (240 PS) auf die Straße bringt.
Neue Infotainment-Software
Als Basismodell bleibt der Skoda Enyaq 60 mit 58 kWh großem Akku und 132 kW (180 PS) an der Hinterachse im Programm. Der soll zu Preisen ab 44.200 Euro (nur als Steilheck) preisbewusste Kunden anlocken und dient auch zur Kalkulation von lockenden Leasing-Angeboten der Händler. Während der 60er unverändert bleibt, gibt es für Enyaq 85, 85x und RS weitere Neuerungen zu vermelden.
In die teureren Modelle zieht mit dem Softwarestand 4.0 eine neue Bedienoberfläche ein, zudem reagiert der Touchscreen schneller auf Fingertipps. Dafür ist auch neue Hardware nötig, weswegen Bestandskunden ihr System nicht auf den aktuellen Stand updaten können.
Eine feststehende Icon-Leiste am oberen Rand des Bildschirms kann mit oft benötigten Funktionen belegt werden, die damit schneller erreichbar sind. Die untere Leiste bekommt ein neues Layout, ebenso der Rest der Anzeigen. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Bedienung der einzelnen Menüs etwas einfacher geworden. Jedoch nicht in dem Maße, wie es in VW-Modellen geschafft wurde, die Interaktion menschenfreundlicher zu machen. Manche Bedienschritte und vor allem die Tastenbelegung am Multifunktionslenkrad sind im Enyaq komplexer als in einigen VW-ID-Modellen (4,5,7). Immerhin hört die Sprachsteuerung „Laura“ besser zu als bisher und kann viele gesprochene Befehle umwandeln.
Topmodell Laurin & Klement
Neu im Modellprogramm des Skoda Enyaq ist die noble Ausstattungslinie Laurin & Klement (L&K), benannt nach den beiden Gründern des Unternehmens.
Zur Serienausstattung des Enyaq L&K zählen das Head-up-Display mit AR-Inhalten (Augmented Reality), das Canton Soundsystem, elektrische Heckklappe, Vordersitze mit Heizung, Lüftung und Massage sowie Matrix-LED-Scheinwerfern. Äußerlich gibt sich der Edel-Enyaq neben den Logos an den Kotflügeln mit Designakzenten in „Platin Grau“ an Stoßfängern, Spiegeln und Rahmen um das beleuchtete „Crystal Face“, Chrom an den Seitenfenstern und 20-Zoll-Leichtmetallfelgen (21 Zoll als Option) zu erkennen.
Die Lederausstattung im Innenraum kann man in Beige oder Schwarz bekommen. Braune Bezüge, eigentlich ein typisches Zeichen der Laurin & Klement – Modellversionen vieler Skoda-Baureihen, gibt es nicht. Immerhin zieren braune Kontrastnähte das Armaturenbrett und die Sitze, zudem sind die Logo-Stickereien in den vorderen Kopfstützen braun ausgeführt.
Erste Fahrt im neuen Enyaq
Wir starten zur ersten Testfahrt mit dem Skoda Enyaq Coupé Laurin & Klement 85. Der „Graphite Grau“ lackierte Testwagen mit Heckantrieb wirkt edel, auch innen. Die Verarbeitung ist auf hohem Niveau. Das zeigt sich vor allem beim unfreiwilligen Rüttelstrecken-Test. Nichts knarzt oder klappert, als wir kilometerlange Eis- und Schnee-Buckelpisten im bayerischen Winterchaos Anfang Dezember 2023 unter die Winterreifen nehmen. Der Testwagen hat keine zusätzlichen Extras an Bord, somit fehlt das Optionspaket mit den adaptiven Dämpfern des DCC-Fahrwerks.
Im Vergleich zum VW ID.3 mit DCC im Comfort-Modus, mit dem wir auf gleichen Straßenzuständen zum Enyaq-Fahrtermin angereist sind, wirkt der Tscheche spürbar straffer. Dabei ist er jedoch nie unkomfortabel. Die großen Sitze bieten Bequemlichkeit. Leider fehlt aber eine ausziehbare Oberschenkelauflage.
Schneller auf der Autobahn
Die vermehrte Dynamik-Kompetenz der Elektromaschine lässt sich bei den vorherrschenden Straßenverhältnissen kaum erleben. Auf kurzen trockenen Stellen zeigt das Coupé aber, dass es entschlossen voranstürmen kann. Aus dem Stand spurtet der Enyaq 85 in 6,7 Sekunden auf 100 km/h, immerhin zwei Sekunden fixer als der Vorgänger 80. Wichtig für deutsche Stammtische: Die Höchstgeschwindigkeit wurde von 160 auf 180 km/h angehoben, damit sind Enyaq 85 und 85x jetzt so schnell wie der RS.
Unsere Testfahrt bei teils zweistelligen Minustemperaturen führt auch über einen langen Autobahnabschnitt vom München an die österreichische Grenze. Da wir hier auch die höhere Endgeschwindigkeit ausprobieren können, muss ein valider Verbrauchstest später folgen. Bei Kiefersfelden geht es mit vorgeheiztem Akku an die 300-kW-Ladesäule, die wir uns mit einem Porsche Taycan teilen müssen.
Bei 18 Prozent Ladezustand steigt die Leistung fix auf 123 kW, in der Spitze werden 133 kW erreicht. Bis über 50 Prozent Füllstand liegt der Wert stets über 125 kW. Damit erfüllt der Enyaq am Kabel das Herstellerversprechen, zumal es zum Zeitpunkt des Ladevorgangs immerhin -4 Grad kalt ist.
Das kostet der Enyaq L&K
Vom oben genannten Basispreis der Baureihe ist der Enyaq im L&K-Zwirn weit entfernt. Mit steilem Heck für 585 Liter Kofferraumvolumen startet er als 85 bei 59.000 Euro (85x ab 61.250 Euro). Das mit 1,62 Metern gleich hohe Coupé, das mit 570 Litern ein etwas geringeres Laderaumvolumentaufweist, kostet 61.250 Euro (85x 63.500 Euro).
Für das viele Geld bekommt man eine umfangreiche Ausstattung mit allerlei Komfort- und Sicherheitsextras, der aber noch das DCC und eine 360-Grad-Kamerarundumsicht fehlen.
Fazit
Der Skoda Enyaq profitiert im neuen Modelljahr vom stärkeren Elektromotor im Heck, der mit einem Normverbrauch von 15,3 kWh auf 100 Kilometer, Effizienz verspricht und eine Reichweite von bis zu 553 Kilometern (Enyaq Coupé 85 L&K) verspricht.
Die Bedienung der Menüs auf dem Touchscreen läuft etwas flüssiger, ist jedoch etwas schwerer zu verstehen als die Oberfläche in neuen Modellen von Konzernmutter VW. Als Laurin & Klement stellt die neue Topvariante einen eleganten Gegenentwurf zu Sportline und RS da – für Kunden, die sich die hohen Preise leisten wollen (und können).
Technische Daten
Skoda Enyaq Coupé 85 Laurin & Klement
- Getriebe
- Eingang-Reduktionsgetriebe
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 210 kW (286 PS)
- Elektromotor: Maximales Drehmoment
- 545 Nm
- Batterie
- 82 kWh (netto 77 kWh), Lithium-Ionen
- Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC)
- 135 kW
- Ladeleistung Gleichstrom (DC) im Test
- 133 kW
- Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
- 11 kW (dreiphasig)
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 6,7 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 180 km/h
- Norm-Verbrauch kWh / 100 km
- 15,3 kWh
- Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km
- 29,2 kWh (lt. Bordcomputer, viel Autobahn)
- Leergewicht
- ca. 2.250 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 1.000 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.653 / 1.879 / 1.621 mm
- Grundpreis
- 61.250 Euro
- Testwagenpreis
- 61.250 Euro