Der neue Skoda Superb Combi im ersten Fahrbericht. Dazu: Ein Preis-Vergleich mit dem VW Passat Variant.
Skoda schickt die vierte Generation seines Flaggschiffs Superb an den Start. Zuerst startet der Combi (den die tschechische Volkswagen-Tochter traditionell mit „C“ schreibt). Die Limousine ist zwar schon konfigurierbar, wird aber erst zeitversetzt ausgeliefert.
Von den 860.000 Exemplaren, die alleine vom direkten Vorgänger international verkauft wurden, trugen 54 Prozent das raumgreifendere Combi-Heck. In Deutschland liegt dieser Anteil bei üppigen 90 Prozent.
Der Superb Combi im Video
Mit dem Modellwechsel ist der Superb nur leicht gewachsen, in der Breite hat er sogar 1,5 Zentimeter abgespeckt. Mit einer Länge von 4,90 Metern ist der Combi vier Zentimeter länger als der Vorgänger, die Höhe nimmt um fünf Millimeter auf 1,48 Meter zu. Identisch ist das Wachstum beim Radstand, der 2,84 Meter misst.
Parallel zum Superb wurde, unter Federführung von Skoda, auch der neue VW Passat Variant entwickelt. Er wuchs auf das üppigere Format des tschechischen Bruders und ist nur noch in Kombiform zu haben.
Nochmals mehr Raum
Beide Modelle sollen Firmenwagenfahrer gleichermaßen ansprechen wie Privatkunden mit Raumbedarf für Familie und Hobby. Hier wird man beim Skoda Superb traditionell nicht enttäuscht. Das Kofferraumvolumen des Combi wuchs um 30 auf jetzt 690 Liter. Bei umgeklappter Lehne der Rücksitzbank entsteht ein knapp 1,95 Meter langer Laderaum für 1.920 Liter Volumen. Leider steigt die Fläche leicht an.
Als eines von 28 „Simply Clever Details“ (u.a. Regenschirme in den Türen, Wischwasser-Einfüllstutzen mit integriertem Trichter, Eiskratzer im Tankdeckel) hat der Skoda Superb jetzt eine elektrische Kofferraumabdeckung. Sie fährt beim Öffnen der Heckklappe zurück, beim Schließen wieder über den Laderaum. Eine Spielerei, gewiss. Aber das stets geschlossene Rollo kann den Geräuschkomfort während der Fahr positiv beeinflussen.
Im Fond kann man auch als großer Passagier bequem räkeln und die Beine übereinanderschlagen. Das optionale Schlafpaket bringt Kopfstützen mit ausklappbaren Seiten für das Festhalten eines müden Kopfes, in den Türverkleidungen versenkbare Rollos schützen vor zu starker Sonneneinstrahlung.
Große Sessel warten in der ersten Reihe. Ab der zweiten Ausstattungslinie Selection serienmäßig mit Massagefunktion, die beim Topmodell L&K (Laurin & Klement, benannt nach den Gründern des einstigen Fahrradherstellers, der später vom Industriekonzern Skoda übernommen wurde) zehn statt drei aufblasbare Luftpolster haben.
Das Cockpit erinnert mit dem Schwung in der Dekorleiste an den kleineren Octavia. Auch das Multifunktionslenkrad und die digitalen Instrumente mit etwas kompliziert konfigurierbaren Anzeigen sind bekannt.
Smart Dials als Bedienhilfe
In der Basis steht ein zehn Zoll großes Infotainment-Display auf der Mittelkonsole, optional mit Navigationssystem misst es 13 Zoll in der Diagonale. Hier hält Skoda Respektabstand zum VW Passat, den es mit einem 15-Zoll-Touchscreen gibt.
Bei der Menüstruktur geht Skoda weiterhin einen eigenen Weg. Alles ist recht logisch gruppiert. Man merkt aber, dass die Kernmarke VW nach häufiger Kritik ihre Hausaufgaben gemacht hat. Zumindest nach Meinung des Autors gelingt die Bedienung im VW Passat mit feststehender Klimaleiste unten etwas flüssiger als im Superb, bei dem die Grafik der Navigationskarte zudem etwas dürrer wirkt.
Exklusiv bei Skoda gibt es die drei „Smart Dials“. Mit den Dreh-Drückstellern lassen sich Sitzheizung und -lüftung, Audiolautstärke und Fahrmodi fast blind und damit ohne große Ablenkung vom Straßenverkehr bedienen. Ein gutes System, aber leider wird das Erlebnis durch ein wenig hochwertiges Plastikmaterial an den Drehringen haptisch gestört.
Unter der Haube arbeiten Vierzylindermotoren als Benziner und Diesel mit bis zu 265 PS. Die beiden Topmodelle 2.0 TSI (265 PS) und 2.0 TDI mit 193 PS fahren serienmäßig mit Allradantrieb vor, der Rest der Palette treibt die Vorderräder an. Das gilt auch für den neuen Superb Plug-in Hybrid, den es nur noch als Combi gibt. Mit 1.5 TSI-Benziner und einem 85 kW starken Elektromotor bringt er es auf eine Systemleistung von 150 kW / 204 PS. Der mit einer netto nutzbaren Kapazität von 19,7 kWh auf fast das Doppelte gewachsene Akku soll eine elektrische Reichweite von über 100 Kilometern ermöglichen. Geladen wird Wechselstrom an der Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule mit 11 kW, erstmals kann man zudem über den CCS-Anschluss am Schnelllader Strom ziehen. 50 kW Leistung sind hier machbar.
Der Fahreindruck im 1.5 TSI
Für unsere ersten Testfahrten mit dem neuen Skoda Superb Combi haben wir uns den Basis-Benziner ausgesucht. Der 1.5 TSI mit 110 kW / 150 PS ist ein Mildhybrid mit 48-Volt-System. Er wird beim Beschleunigen von einem bis zu 13,5 kW (18,4 PS) starken Elektromotor unterstützt. Zudem erlaubt das System im Schubbetrieb das „Segeln“ mit ausgeschaltetem Verbrenner. Die kleine Batterie wird beim Bremsen geladen.
Auf der Landstraße und im Überlandverkehr mit Ortsdurchfahrten zeigt sich der Mildhybrid von seiner guten Seite. Der TSI arbeitet kaum hörbar im Hintergrund. Mit 250 Newtonmetern und zusätzlichem Elektro-Boost steht für alltägliche Manöver stets ausreichende Leistung zur Verfügung. Lediglich im hohen Drehzahlbereich hört sich der TSI an, wie sich ein angestrengter Vierzylinder eben anhört.
Im Stopp-and-Go-Verkehr der Großstadt wirkt das Antriebssystem nicht mehr ganz so geschliffen. Die Start-Stopp-Automatik agiert teils ruckig, beim Anfahren bittet das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (trocken, ohne Ölbad) zudem oft um eine Gedenksekunde. Hier dürfen Ingenieure und Programmierer gerne nochmal nachbessern.
Nachgebessert wurde beim Fahrkomfort. Wie der VW Passat ist auch der neue Skoda Superb optional mit einem neuen Adaptiv-Fahrwerk bestellbar, hier DCC Plus genannt. Zwei Ventile an jedem Stoßdämpfer, eines an der Zug- und eines an der Druckstufe, steuern den Ölfluss. Das Resultat ist ein spürbar höherer Komfort in der weichen Einstellung. Nach Bodenwellen schwingt die Karosserie weniger nach. DCC Plus erlaubt außerdem eine weitere Spreizung zwischen den einzelnen Fahrmodi.
Der WLTP-Normverbrauch des Skoda Superb Combi als 1.5 TSI Mildhybrid wird mit 5,3 – 5,8 Litern je 100 Kilometer angegeben. Am Ende unseres Testtages in Portugal, wo wir auf der Autobahn mit maximal 120 km/h unterwegs waren, zeigt der Bordcomputer einen guten Wert von 6,5 Liter / 100 km an.
Der Allrad-Diesel im Fahrbericht
Umstieg in das aktuelle Topmodell, den Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4 in der edlen Ausstattungslinie Laurin & Klement. Sie bringt serienmäßig u.a. eine Lederausstattung – wahlweise in Braun oder Schwarz -, die erweiterte Sitzmassage mit zehn ausblasbaren Luftpolstern in den Ergo-Seats, Matrix-LED-Scheinwerfer und 18-Zoll-Leichtmetallfelgen mit.
Der zwei Liter große Vierzylinder-Diesel versammelt 142 kW / 193 PS und bringt es auf ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern. Im Gegensatz zum Basis-Benziner hat er ein 7-Gang-DSG mit den Kupplungen im Ölbad, um das höhere Drehmoment zu verarbeiten.
Der variable Allradantrieb verteilt die Kraft bedarfsgerecht. Dabei können unter bestimmten Bedingungen bis zu 100 Prozent der Motorkraft an die Hinterachse geschickt worden, zudem 85 Prozent auf ein einzelnes Rad. Auf nassem und rutschigem Untergrund dürfte das für mehr Stabilität und Fahrsicherheit sorgen.
Wir sind auf trockenem Asphalt unterwegs. Der Selbstzünder grummelt nur leise wahrnehmbar vor sich hin. Bereits ab 1.750 U/min steht das volle Drehmoment zur Verfügung, das Doppelkupplungsgetriebe hat unterwegs nicht allzu viel zu tun. Bei Kick-Down benötigt die Box wie gewohnt eine Gedenksekunde, um einen Gang nach unten zu wechseln.
Auf der Autobahn sind wir erneut mit maximal 120 km/h unterwegs. Der TDI sammelt entspannt Kilometer, während der Travel Assist zuverlässig Geschwindigkeit, Abstand und Spurführung steuert. Mit dem 66 Liter großen Tank wären jetzt hohe Reichweiten möglich, der Bordcomputer meldet 780 Kilometer bis zum nötigen Boxenstopp.
Nach dem Tag der Testfahrten, die auch über zügige Kurvenstraßen in den Hügeln an der portugiesischen Atlantikküste und durch den dichten Verkehr der Hauptstadt Lissabon führten, meldet die Anzeige einen Durchschnittsverbrauch von 7,1 Litern je 100 Kilometer. Der WLTP-Normwert liegt bei 6,1 Litern.
Das kostet der neue Superb
Konfigurator und Preisliste des neuen Skoda Superb Combi starten bei 39.580 Euro, die Limousine liegt 1.100 Euro darunter. Zu diesem Tarif bekommt man das Basismodell Essence.
Mehr Zuspruch dürfte die Ausstattungslinie Selection finden, die zusätzlich u.a. 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Massagesitze, Dreizonen-Klimaautomatik, eine induktive Ladeschale für das Smartphone und elektrisch einstellbare Vordersitze mitbringt. So kostet der 150 PS starke Combi ab 42.850 Euro.
Ab 57.960 Euro Listenpreis ist der 193 PS starke Diesel als Laurin & Klement zu haben. Wer nur auf die Leistung, nicht jedoch auf eine luxuriöse Ausstattung Wert legt, bekommt den Allrad-Selbstzünder auch im Basis-Trimm Essence oder als Selection.
Preis – Vergleich mit dem VW Passat
Angesichts der identischen Basis bietet sich ein Preis-Vergleich mit dem VW Passat Variant an. Um diese Übung zu verkomplizieren, haben sich die Vertriebsstrategen beider Konzernmarken große Mühe gegeben. Der Passat Business kostet mit 150 PS ab 44.995 Euro, liegt also gut 2.000 Euro über dem Superb. Dafür bringt er ab Werk ein Navigationssystem, Kofferraum-Trennnetz und den Parkassistenten mit.
Mit 17-Zoll-Felgen und Interieurpaket kostet der VW 47.195 Euro. Um in Sachen Ausstattungsumfang annähernd gleichzuziehen, packt man beim Superb Selection noch die „Design Selection Lounge“ mit Echtlederbezügen und Sitzlüftung hinzu. Dann ist der Skoda deutlich nobler als der Passat, aber mit einem Listenpreis von 47.670 Euro auch etwas teurer.
Neben dem persönlichen Geschmack oder einer Markenpräferenz (die in vielen Fällen auch vom Arbeitgeber vorgeschrieben wird) könnte also eine genaue Rechnung helfen, das günstigere Kombi-Angebot zu finden. Dabei hilft eine präzise Vorstellung der eigenen Bedürfnisse in Sachen Komfortextras.
Fazit
Der neue Skoda Superb Combi liefert ab. Wie zu erwarten war, bleibt er ein äußerst geräumiges Auto mit viel Platz auch für das Gepäck und hochwertiger Verarbeitung. Sechs Antriebsvarianten und drei Ausstattungslinien bieten viel Auswahl, Ende des Jahres kommt die Neuauflage des Sportline hinzu.
Nach der Einstellung von Ford Mondeo, Opel Insignia und Co. hat der Superb diesseits der Premium-Marken nicht viel Konkurrenz. Der ärgste Widersacher läuft in Form des VW Passat Variant vom gleichen Band.
Der Basis-Benziner als Mildhybrid mit 150 PS bietet ausreichende Fahrleistungen und ist sparsam. Wer nicht ständig flotte Autobahnkilometer sammelt, dürfte mit dem 1.5 TSI entspannt auskommen. Der 193 PS starke Allrad-Diesel gefällt mit gewohnt bärigem Antritt aus auch niedrigen Drehzahlen und einer Anhängelast von 2.200 Kilogramm.
Der Bruder im Video: VW Passat Variant
Technische Daten
Skoda Superb Combi 1.5 TSI // 2.0 TDI 4x4 |
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Antriebsart | Mildhybrid-Benziner // Diesel |
Antrieb | Frontantrieb // variabler Allradantrieb |
Hubraum | 1.498 ccm // 1.968 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 110 kW / 150 PS // 142 kW / 193 PS |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1.500 - 3.500 U/min // 400 Nm bei 1.750 - 3.250 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 66 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,3 Sekunden // 7,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h // 230 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,3 - 5,8 Liter // 6,0 - 6,1 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,5 Liter // 7,1 Liter (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 690 - 1.920 Liter |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg // 2.200 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.902 / 1.849 / 1.482 mm |
Basispreis Baureihe | 39.580 Euro |
Basispreis Modellvariante | 42.850 Euro // 57.960 Euro |
Testwagenpreis | 52.820 Euro // 61.090 Euro |