Der neue VW Passat Variant mit Basis-Benziner als Business-Modell im Fahrbericht und Video.
Im Fußball ist die Sache klar. Bei einem „Unentschieden“ geht es in die Verlängerung. Das gilt in gewisser Weise auch für den neuen VW Passat Variant. Die intern B9 genannte neunte Generation des Bestsellers streckt sich auf 4,92 Meter, überragt den Vorgänger damit um 14,4 Zentimeter
Der Test im Video
Trotz der Verlängerung ist klar entschieden: Der neue Passat wird der letzte seiner Art sein. Künftige Neuentwicklungen kommen als Elektroauto, in der Mittelklasse ist VW bereits mit dem ID.7 am Start. Angesichts der aktuellen E-Kaufflaute dürfte s aber möglich sein, dass die Laufzeit der neuen Baureihe deutlich länger ausfallen wird. Wettbüros nehmen vielleicht Tipps an.
Wir wollen uns jetzt aber mit dem neuen Auto beschäftigen, nicht mit einer nebulösen Zukunft. Im Hier und Jetzt wird der neue VW Passat, den es nur noch als Kombi mit dem Zusatznamen Variant gibt, gemeinsam mit dem Skoda Superb in einem Konzernwerk in Bratislava (Slowakei) gebaut.
Noch mehr Platz als bisher
Die gemeinsame Basis zeigt sich nicht nur in den Proportionen der Kombi-Karosserie und dem auf 2,84 Meter gewachsenen Radstand, sondern auch in Details, die eigentlich „typisch Skoda“ sind: In der Fahrertür steckt ein Regenschirm, die Abdeckung des Kühlwasser-Einfüllstutzens klappt zum Trichter aus.
Praktischen Nutzen will der Passat Variant aber vor allem mit einem nochmals größeren Raumangebot bieten, damit Firmenwagenfahrer und Privatkunden mit Familie gleichermaßen ansprechen. Der Knieraum im Fond ist, wie der Radstand, um fünf Zentimeter gewachsen. Zwischen den beiden Sitzreihen herrscht Tanzsaal-Atmosphäre. Auch Schulter- und Kopffreiheit bieten für große Menschen keinen Anlass zur Klage.
690 Liter Kofferraum
Der Kofferraum ist um 40 auf 690 Liter gewachsen. Neben einer einsteckbaren Schiene, die Gepäck am Herumrutschen hindert (immerhin, aber profaner als die früheren Schienen mit Verzurrösen und Halteband im ersten Superb Combi) gibt es, hinter einer Klappe aufgeräumt, einklettbare Stoppelemente. Mit ihnen kann man beispielsweise eine Getränkekiste fixieren.
Nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht ein fast 1,95 Meter langer Laderaum. Leider ist das Bestreben nach einem komplett ebenen Laderaum aber nicht mehr zu erkennen.
Tasten und Displays
Das Cockpit hält ein Dreispeichenlenkrad mit richtigen Tasten anstelle der berührungsempfindlichen Hochglanz-Felder vor. In Verbindung mit dem „großen Navi“ gibt es einen 15 Zoll großen Infotainment-Touchscreen samt neuer Software. Wie im ID.7 und auch im neuen Tiguan erleichtern große Symbole und eine klare Struktur mit feststehenden Icon-Leisten die Bedienung. Auch der jetzt nachts beleuchtete Slider erhöht den Bedienkomfort an Bord.
Die ErgoActive-Sitze mit ausziehbarer Oberschenkelauflage sind bequem und bieten viel Komfort, auch mit einer eigenen Klimaautomatik. Sensoren erkennen den Temperaturbedarf von Fahrer und Beifahrer, Sitzheizung sowie -lüftung werden automatisch gesteuert. Was klingt wie eine Spielerei, ist unterwegs sehr angenehm.
Für die erste Testfahrt im neuen VW Passat Variant entscheiden wir uns bewusst für eine typische Firmenwagen-Konfiguration, die aber auch im privaten Alltag punkten kann. Der große Kombi tritt in der „Business“ genannten zweiten Ausstattungslinie an, bringt zusätzlich zur Basis die genannten ErgoActive-Sitze, Dreizonen-Klimaautomatik, Fernlichtassistent und weitere Extras mit.
Basis-Benziner mit 150 PS
Unter der Haube steckt der Basis-Benziner in Form des 1.5 TSI mit 110 kW / 150 PS. Er ist ein 48-Volt-Mildhybrid und wird damit von einem bis zu 13,5 kW starken Generator unterstützt. Die Kraftverteilung erledigt ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Modellvarianten mit manueller Schaltbox gibt es nicht mehr.
Wir sind mit dem neuen Passat in Südfrankreich unterwegs. Neben teils engen Landstraßen und Ortsdurchfahrten geht es auch auf die Autobahn, aber nur mit maximal 120 km/h. Trotzdem kann man dem Basismodell schon jetzt eine volle Alltagstauglichkeit bescheinigen. Mit 250 Newtonmetern Drehmoment ist der eTSI stets ausreichend kräftig. Wer mehr mag, kann aus Benzinern bis 265 PS, Diesel mit 122, 150 oder 193 PS und zwei neuen Plug-in Hybriden mit über 100 Kilometern Reichweite und bis zu 272 PS Systemleistung seinen Favoriten wählen.
Komfortabel und sparsam
Auf den Teststrecken schlägt die Stunde des neuen DCC Pro – Fahrwerks, da optional für Passat und Tiguan (Baukasten MQB evo) angeboten wird. Zwei Ventile statt bisher einem regeln den Ölfluss im Dämpfer. Die adaptive Steuerung spricht somit schneller an und erlaubt eine größere Spreizung. Wichtiger: Das leichte Nachschwingen, dass bei Autos mit Einventil-DCC im Komfort-Modus zu spüren ist (auch im ID.7), konnten die Ingenieure fast ausmerzen. Das Handling auf kurvigen Bergpassagen wird auch durch eine radselektive Änderung der Dämpferhärte verbessert.
Am Ende des Tages meldet der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,1 Litern je 100 Kilometer, der WLTP-Normwert liegt bei 5,4 Litern. Das Mildhybrid-System, das den Benziner im Schubbetrieb oft ausknipst und „segelt“, fördert die Effizienz des großen Kombis.
Das kostet der neue Passat
Die Preisliste des neuen VW Passat Variant beginnt bei 39.995 Euro. Er ist nur weniger hundert Euro über dem Skoda Superb Combi positioniert. Das Upgrade zur Business-Ausstattung kostet bei Volkswagen 5.000 Euro, der 150 PS starke Variant kostet dann also 44.995 Euro.
Auch für diese Version hält der Konfigurator viele Optionen bereit. Größere Räder, Metalliclackierung, Head-up-Display, Soundsystem und viele weitere Extras treiben den Listenpreis auf rund 56.000 Euro. Für Vielfahrer interessant: Der ebenfalls 150 PS starke 2.0 TDI verlangt nach einem Diesel-Aufpreis von 3.500 Euro. Dazu kommen höhere Steuern und teils teurere Versicherungen. Egal, ob Arbeitgeber, Freiberufler oder Privatmensch: Rechnen lohnt sich also.
Fazit
Der VW Passat Variant tritt auch in neunter Generation als nüchterner Begleiter auf. Seinen Reiz offenbart er nach dem Einsteigen. Viel Platz, ein großer Kofferraum und die gute Verarbeitung treffen auf viele Komfortfunktionen, die sich aber teilweise teuer bezahlen lassen.
Wer wohl gebettet zum Ziel kommen will, dürfte mit der Leistung des mild elektrifizierten 1.5 TSI voll und ganz auskommen. Rein objektiv braucht man nicht mehr Leistung. Aber vielleicht mehr als die für das Basismodell angegebenen 1.600 Kilogramm Anhängelast, womit sich dann der Allrad-Diesel ins rechte Licht setzt. Ein Test dieser Variante wird nachgeholt.
Technische Daten
VW Passat Variant 1.5 eTSI Business |
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Antriebsart | Mildhybrid-Benziner |
Antrieb | Frontantrieb |
Abgasnorm | Euro 6 EA |
Hubraum | 1.498 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 110 kW / 150 PS |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1.500 - 3.500 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 13,5 kW (18,4 PS) |
Tankinhalt | 66 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,4 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,1 Liter (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 690 - 1.920 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone Turanza 235/45 R18 |
Leergewicht | 1.572 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg |
Stützlast | 90 kg |
Dachlast | 100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.917 / 1.849 / 1.497 mm |
Basispreis Baureihe | 39.995 Euro |
Basispreis Modellvariante | 44.995 Euro |
Testwagenpreis | ca. 56.000 Euro |