Subaru BRZ 2018 Alltagstest Klein Ding will Eile haben

Selten so falsch gelegen: Eine Geschichte über großen Spaß im kleinen Auto.

Eigentlich lernt man es ja schon als Kind: Bilde Dir erst ein Urteil über eine Sache, nachdem Du die ausprobiert hast. „Mir schmeckt kein Tofu“ gilt erst, wenn man zumindest einmal hineingebissen hat. Und weil Irren menschlich ist, gibt der Autor dieser Zeilen zu, auch als Erwachsener einem gewaltigen Irrtum aufgesessen zu sein. Mit einer Meinung, ohne zu probieren.

Ein kleines japanisches Coupé mit Saug-Benziner? Ja hm. Nö. Um sportlichen Fahrspaß zu haben, braucht es doch bitte mehr als die 200 PS, dazu gerne die ach so moderne Drehmomentbugwelle eines Turbomotors und dazu am besten noch ein fixes Doppelkupplungsgetriebe. Und ein bisschen größer darf das Auto auch gerne sein, aber natürlich nicht zu ausladend.

Dann stand da dieser Subaru BRZ. Ein Auto, dass auf der Wunschliste der Testwagen für AUTONOTIZEN nicht einmal ganz unten stand. Und der musste es dann aber sein, obwohl er gar nicht in den Zeitplan passte. Das Make-up war schuld. Dieses Exemplar des seltenen Autos, von dem seit dem Marktstart 2012 in Deutschland ganze 723 Exemplare verkauft wurden, davon 112 im Jahr 2017 und 42 in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres, ist mit dem Namen des Fujiwara Tofu Stores beklebt, einem fiktiven Geschäft in der japanischen Drift-Manga-Serie Initial D.

Okay, dann springt man also mal über den eigenen Schatten. Allzu hoch muss der Hüpfer beim 1,33 Meter flachen Subaru BRZ ja nicht sein. Alltag mit dem Boxer-Coupé also, dessen Entwicklung vor allem Toyota zu verdanken ist.

Subaru BRZ 2018 Automatik Test Initial D Fujiwara Tofu Store

Der Subaru-Anteilseigner fragte 2006 beim kleineren Hersteller an, ob man nicht gemeinsam einen kleinen Sportwagen bringen sollte. Da liefen bei Subaru schon mehrere Monate Planungen für einen Sportwagen mit Hinterradantrieb. Anfangs wurde auf Basis der Legacy-Plattform entwickelt, später schwenkte man auf die Bodengruppe des letzten Impreza um – natürlich nicht ohne weitreichende Modifikationen.

Eilig hatte man es nicht. 2012 erschien das fertige Auto. Der Zweiliter-Boxermotor hat identische Abmessungen von Bohrung und Hub, die jeweils 86 Millimeter messen. Grund genug für Toyota, das eigene Produkt in Anlehnung an den (Corolla) AE86 als GT86 zu vermarkten. In den USA kommt er zuerst unter dem Label des mittlerweile eingestellten Scion-Labels auf den Markt. Subaru nennt sein Modell BRZ, was für Boxer Engine, Rear Wheel Drive und Zenith steht. Kleiner hatten sie es nicht.

Hübsch klein ist aber das Auto: 4,24 Meter lang und mit 2,57 Metern Radstand versehen. Die lassen zwar Platz für angedeutete Sitznischen im Fond, aufgrund schlicht nicht vorhandener Beinfreiheit können da aber nicht einmal Kinder sitzen. Also nutzt man den Raum als weitere Gepäckablage, zusätzlich um 243 Liter großen Kofferraum. Sogar die Rücksitzbank lässt sich in einem Stück vorklappen, was das Volumen auf 330 Liter erhöhen soll.

Genug gesprungen und erklärt. Wie ist denn jetzt eigentlich der Eindruck, nachdem der Subaru BRZ ein paar Tage mit durchs Leben gewieselt ist? Die Antwort: Traurig! Traurig, dass der Wagen wieder weg ist. Lag ich schon einmal mehr daneben mit einer Vorab-Meinung zu einem Auto? Kaum.

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Die haltstarken, straff gepolsterten Alcantara-Sitze, das verbindliche Fahrwerk mit den 18-Zöllern aus dem Zubehör und die direkte Lenkung vereinen den BRZ-Fahrer mit der Streckenführung und der Asphaltoberfläche. Vom ersten Meter an. Dazu hämmert der Boxermotor seinen bauartbedingten, gefälligen Sound – verstärkt durch einen Soundgenerator.

Nur 205 Newtonmeter maximales Drehmoment, die Saugertypisch sehr spät (zwischen 6.400 und 6.600 Umdrehungen pro Minute) anliegen, klingen dürftig. Schon bald denkst Du aber um, lässt den Boxer hochdrehen, hältst ihn auf kurvenreichen Landstraßen meist im Drehzahlbereich zwischen 4.500 und 6.500 U/min. Das mag die Sechsstufen-Wandlerautomatik im Testwagen übrigens selbst im Sportmodus eigentlich gar nicht, weswegen schnell Freundschaft mit den Schaltwippen am griffigen Lenkrad geschlossen wird. Notiz für den eigenen Wunschzettel: BRZ mit Schaltgetriebe.

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Die Wölbungen in der Motorhaube, die links und rechts zu den Scheinwerfern führen, dienen als optimale Zielfernrohr. Eine Ideallinie gelingt fast immer. Mit überschaubaren 1,78 Metern Breite geben auch verlassene Straßen, die den Planern nicht mal ein Name wert waren, dem BRZ genügend Auslauf. Dabei erlaubt der Subaru ein teilweise aberwitzig hohes Kurventempo, bevor sich das Hinterteil meldet. Als ob es Dir zuruft: „Entweder Du machst jetzt langsamer oder ich komm´ mal rum“. Eine böse Überraschung gibt es also nie. Zumindest nicht im Automatik-Modell.

Schnell geradeausfahren macht deutlich weniger Spaß. Denn aus der Autobahn liegt der Subaru BRZ zwar auch wie das oft zitierte Brett und beweist mit den zusammengekniffenen LED-Scheinwerfern überraschend viel Überholprestige, nach oben hin geht ihm aber doch merkbar die Lust verloren. 210 km/h Spitze stehen beim Automatik-BRZ in den Papieren (Handschalter: 226 km/h), ab 180 Sachen wird es aber zäh. Die Lösung für dieses Problem ist ein blaues Verkehrsschild. Da steht im Idealfall das Wort „Ausfahrt“ drauf und man wieselt wieder über die Landstraßen entlang der monotonen BAB-Strecke. Hier ist der BRZ wieder ein seinem Element, prügelt eilig durch Kurven und Kehren, in denen sich viele andere Autos selbst im Weg stehen.

Genug Platz ist in der flachen Hütte selbst für einen 1,92 Meter großen Fahrer. Ein langer Fußraum verstaut die Beine und zwischen Kopf und Dach passt immer noch eine Faust. Seit der Modellpflege Anfang 2018 ist ein modernes Infotainmentsystem mit DAB+ und Smartphone-Integration per Apple Car Play und Android Auto an Bord. Die Lautsprecher bieten einen satten Klang, wenn es doch einmal Musik anstatt des Boxermotors sein soll.

Ab 33.480 Euro kostet der Subaru BRZ. Für 2.000 Euro Aufpreis steht das Sport+ - Modell in der Preisliste, dessen einziger Ausstattungsunterschied die Alcantara-Sitzbezüge mit Sitzheizung sind. Kann man investieren, man spart sich ja gerne die 1.500 Euro für das Automatikgetriebe.

Toyota bezieht den eigenen GT86 von Subaru, wo der Sportwagen (und ja, nach dem Test kann man diese Vokabel ruhigen Gewissens benutzen) gebaut wird. Als größerer Importeur schafft man es, den GT86 etwas günstiger anzubieten. 31.990 kostet der weitgehend ausstattungsgleiche GT86, allerdings ohne Heckspoiler. Der Preisunterschied dürfte auch ein Grund dafür sein, dass der Subaru BRZ so wenig verkauft wird. Auch wenn wahre Fans in ihm das Original sehen. Übrigens mit fünf Jahren Garantie (bis 160.000 Kilometer), während Toyota drei Jahre und maximal 100.000 Kilometer für Fehler einsteht.

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In der Initial D-Serie hilft der junge Takumi Fujiwara im Tofugeschäft seines Fahrers aus. Mit dem Toyota AE86 liefert er das Sojaerzeugnis jeden Tag zu einem Hotel auf dem Berg Akina. Auf seinen Touren gewinnt er immer mehr Vertrauen in das Auto und lernt das sportlich Fahren, das ihm im Lauf der Geschichte Siege bei Straßenrennen einbringt. Zu illegalen Wettfahrten will der Subaru BRZ natürlich nicht einladen. Als Einstiegsdroge in die Welt der intelligent gemachten Sportwagen passt er aber wunderbar. Als weniger Ausdauersportler lässt er die Bodybuilder schnell stehen. Und fährt dann plötzlich ziemlich weit nach oben. Auf den Berg. Und den eigenen Wunschzettel.

(Un-)nützes Wissen nebenbei: Die Initial D – Mangaserie und auch das darauf basierende Anime (Fernsehserie) ist nie auf Deutsch erschienen. In Europa sind aktuell nur französischsprachige Comics verfügbar.

Technische Daten

Subaru BRZ Sport+ Automatik

Hubraum 1.998 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder Vierzylinder-Boxermotor
Maximale Leistung kW / PS 147 kW / 200 PS bei 7.000 U/min
Max. Drehmoment 205 Nm bei 6.400 - 6.600 U/min
Getriebe Sechsgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 8,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 7,1 Liter
Verbrauch real auf 100km 11,2 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Falken Azensis 225/40 ZR 18 (Zubehör)
Leergewicht 1.268 kg
Länge / Breite / Höhe 4.240 / 1.775 / 1.520 mm
Grundpreis 36.980 Euro
Testwagenpreis n.n. (Dekorset und Komplettradsatz auf Anfrage)
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Timon Kopocz (2), Bernd Conrad (16)