Subaru Forester e-Boxer 2020 Sanftes Wesen, sanft erneuert

Erste Fahrt im neuen Subaru Forester e-Boxer: Auf der Straße und im Gelände!

Stell Dir vor, es gibt ein neues Auto und kaum einer merkt es. So geschehen bei den jüngsten Generationswechseln des japanischen Hersteller Subaru. Irgendwie seltsam? Halt. Stopp. Nein. Denn jetzt schnürt der deutsche Jakob mal brav seine Schuhe und flitzt zum VW-Händler, den neuen Golf angucken. Sieht fast aus wie der Vorgänger, und der wie dessen Wegbereiter.

Man merke: Erfolgsgeschichten lassen sich am besten behutsam weiterentwickeln. Was das nun mit Subaru zu tun hat? Die bei uns kleine Nischenmarke, die im letzten Jahr gerade mal 5.868 Autos verkauft hat, macht Ihr Geschäft vor allem in den USA. Von den circa eine Million Autos, die Subaru im Jahr baut, rollen fast 700.000 Exemplare zu Kunden dort. Das macht den großen Outback zum weltweit erfolgreichsten Subaru (und zum meistverkauften Kombi der USA), gefolgt vom Forester.

Neuer Forester jetzt auch in Deutschland

Europa steht also auf der Prio-Liste in Japan nicht ganz oben. Das erklärt auch, warum der neue Forester erst jetzt in Deutschland auf den Markt kommt. Offizieller Verkaufsstart ist der 7. März 2020, bei den Händlern stehen aber schon Autos in den Verkaufsräumen. Deutschland-Geschäftsführer Volker Dannath berichtet, dass man 4.000 Autos im Vorlauf und den Händlern hat – man rüstet sich also für eine verhältnismäßig hohe Nachfrage. Mit dieser Verkaufsprognose für 2020 soll der Forester wieder der meistverkaufte Subaru in Deutschland werden, knapp vor dem XV mit 3.000 Autos im Plan.

Beide läuten für die Allradmarke das Zeitalter der Elektrifizierung ein. Während in den USA der Crosstrek (so heißt der XV dort) als Plug-in-Hybrid mit der Prius-Technik von Anteileigner Toyota fährt, kommen bei uns die e-Boxer genannten Mildhybride auf den Markt.

Nur noch als Mild-Hybrid

Subaru Forester e-Boxer 2020 Fotos Vergleich Test Verbrauch

Für den neuen Subaru Forester ist der elektrifiziere Antriebsstrang die einzige Motorvariante. Er hat einen wie gewohnt zwei Liter großen und 110 kW / 150 PS starken Vierzylinder-Boxer ohne Aufladung unter der Haube. Trotz der identischen Daten zum Vorgänger sollen 80 Prozent der Teile im Motor neu sein. An ihm hängt weiterhin das ebenso markentypische wie stufenlose Lineartronic-Getriebe, das in seinem Gehäuse Platz für einen 12,3 kW (16,7 PS) starken Elektromotor hat.

Zusammen mit einer nur 0,6 kWh großen Batterie ist das System als Mildhybrid ausgelegt. Laut Hersteller soll der Forester e-Boxer damit bis 1,6 Kilometer und maximal 40 km/h elektrisch fahren können. Bei den ersten Probefahrten gelang das kaum (Außentemperatur um vier Grad). Mit sanftem Gasfuß beim Start an der grünen Ampel schaltete sich der Verbrenner meist in Kreuzungsmitte zu.

Während der Fahrt rekuperiert das System Energie, bis 80 km/h soll im Idealfall ein Segeln mit ausgeschaltetem Benziner möglich sein. Außerdem boostet der Elektromotor, unterstützt also bei Beschleunigen. All das lässt sich auf einem Display verfolgen, bleibt im Fahralltag aber gewollt im Hintergrund. Das Resultat: Der Subaru Forester fährt sich genau so, wie man es von einem Auto der Marke erwartet. Das entspannte Cruisen liegt ihm mehr als Beschleunigungsorgien, die trotz virtueller und über Schaltwippen bedienbare Gänge der Lineartronic für ein lautes Motorgeräusch sorgen.

Auf 188 km/h Höchstgeschwindigkeit lässt er sich zwar treiben, viel mehr passt aber Reisen bei Richtgeschwindigkeit zum Forester. Das Fahrwerk wiegt den Fahrer und seine Passagiere dann komfortabel in Richtung Horizont, auf allen Plätzen freut man sich über ein fast schon verschwenderisches Platzangebot. Der Radstand wuchs gegenüber dem Vorgänger drei Zentimeter, was vor allem die Mitfahrer im Fond spüren.

CarPlay und Android Auto an Bord

Subaru Forester e-Boxer 2020 Fotos Vergleich Test Verbrauch

Das Cockpit entspricht in weiten Zügen den Markenkollegen auf der gleichen „Subaru Global Plattform“, namentlich Impreza und XV. Über dem Infotainmentsystem mit Navigation, Apple CarPlay und Android Auto, gibt es ein weiteres Display für Bordcomputerangaben. Im Rahmen sitzt eine kleine Kamera, die den Fahrer im Blick hat.

Wird man abgelenkt, erklingt ein Warnton und die Aufforderung „Bitte nach vorne schauen“ im Monitor zwischen den Rundinstrumenten. Nach vorne und nicht nach innen blicken die beiden Kameras des Eyesight-Systems. Sie sind für das automatische Spurhalten – mit sanftem Gegenlenken, gelungen! – und die adaptive Geschwindigkeitsregelung zuständig. Das funktioniert auf der Autobahn zumindest bei trockenem Wetter und entsprechend guter Sicht prima. Der Winter-Schnee-Sturm-Test steht noch aus. Am Heck gibt es Sensoren für die Einparkhilfe, jetzt neu auch mit Notbremsassistent des Querverkehrswarners.

Offroad-Kompetenz im Test

In der Mittelkonsole befindet sich der Drehregler des X-Mode-Systems. Um das auszuprobieren, geht es in ein abgesperrtes (und damit legales) Offroad-Gelände. Hier zeigt der Subaru Forester ein Potenzial, dass ihn erneut auf die Einkaufsliste von Menschen, die im Wald oder auf dem Bau ihr Geld verdienen, setzen wird. Mit dem Active Torque Split (Drehmomentverteilung) wühlt er sich durch Schlamm und Sand, ebenso steile wie rutschige Anstiege hinauf und dank langer Federwege auch durch furchige Stellen. Limitiert werden die Ambitionen einzig durch die 22 Zentimeter Bodenfreiheit, die ein SUV wie den Forester naturgemäß von einem Wüstenmobil unterscheidet.

Der Benziner wird von den 66 Nm Drehmoment des Elektromotors auch beim Anfahren unterstützt, was im Gelände für eine gute Dosierbarkeit und ausreichend Kraft sorgt. Dazu passt auch der lineare Aufbau der Drehmomentkurve durch das Getriebe.

Die Fahrten durchs Dickicht im Forester wecken den Spieltrieb, was erwartungsgemäß die Benzinverbrauchsbilanz verhagelt. Über 12 Liter pro 100 Kilometer stehen am Ende des Tages auf der Anzeige des Bordcomputers. Klar ist aber auch nach vielen Kilometern auf Landstraßen, der Autobahn und innerorts: Die vom Hersteller versprochen 6,7 Liter wird man mit dem e-Boxer kaum erreichen können. Um 9 Liter / 100 km wird sich der Durst einpendeln. Zu viel für einen Hybriden, aber immerhin weniger als beim Vorgänger.

Reduziert wurde mit dem Modellwechsel auch die Anhängelast, und zwar von 2.000 auf 1.870 kg. Das reicht aber für die meisten Wohnwagen, im Vergleich mit dem Honda CR-V Hybrid (750 kg Anhängelast) liegt der Forester auch weiterhin klar vorne.

Preise ab 34.990 Euro

Subaru Forester e-Boxer 2020 Fotos Vergleich Test Verbrauch

Der neue Subaru Forester e-Boxer kostet also wenig Nerven, aber ein paar Euro. Mit 34.990 Euro ist der Basispreis im Vergleich zum Vorgänger um 3.000 Euro gestiegen. Dafür gibt es mehr Platz, den elektrifizierten Antrieb und eine leicht verbesserte Serienausstattung, unter anderem mit dem Querverkehrswarner. Vier Ausstattungslinien hat der Importeur vorkonfiguriert, der voll ausgestattete Testwagen im Platinum-Trimm mit Harman/Kardon-Soundsystem, Kunstledersitzen, großem Panoramaglasdach, 18-Zoll-Felgen und mehr kostet 43.390 Euro. „Crimson Red Pearl“ ist übrigens die einzige Gratis-Lackierung, alle anderen Perleffekt- und Metalliclackierungen verlangen nach 590 Euro Zuzahlung.

Fazit zum Subaru Forester e-Boxer

Subaru Forester e-Boxer 2020 Fotos Vergleich Test Verbrauch

Die neue Forester-Generation fällt kaum als neues Auto auf, einzig das Heck unterscheidet sich deutlich vom Vorgänger. Sie zeichnet sich aber vor allem durch das üppige Platzangebot aus, das modernisierte Infotainment und die Fahrassistenten runden den Modellwechsel ab. Der Hybrid-Antrieb dürfte vor allem auf dem Prüfstand brillieren, ist aber vor allem auch im leichten Offroad-Einsatz eine gute Hilfe.
Für den Importeur und sein Händler dürfte es kein Problem sein, die geplante Stückzahl an Autos zu verkaufen. Der Forester wird den XV nämlich ganz sicher wieder vom Thron des Marken-Bestsellers in Deutschland schubsen. Auch ohne E-Power.

Technische Daten

Subaru Forester e-Boxer Platinum

Abgasnorm Euro 6d
Hubraum 1.995 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder Vierzylinder-Boxermotor
Maximale Leistung kW / PS 110 kW / 150 PS bei 5.600 - 6.000 U/min
Max. Drehmoment 194 Nm bei 4.000 U/min
Getriebe stufenlose Automatik
Elektromotor: Maximale Leistung kW 12,3 kW (16,7 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 66 Nm
Batterie 0,6 kWh Lithium-Ionen
Beschleuningung 0-100 km/h 11,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit elektrisch 40 km/h
Höchstgeschwindigkeit 188 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,7 Liter
Leergewicht 1.692 kg
Anhängelast (gebremst) 1.870 kg
Länge / Breite / Höhe 4.625 / 1.815 / 1.730 mm
Grundpreis 43.490 Euro
Testwagenpreis 44.180 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Thomas Vogelhuber, Bernd Conrad
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