Der Subaru Levorg mit neuem, alten Motor im ersten Alltagstest.
Mit den Jahren wird der Mensch gemütlicher, manche sagen „entspannter“. Die Bestzeitenjagd beim Sport weicht dem Spaß an Ausgleich und Bewegung. Trotzdem bleibt man seinem sportlichen Auftritt treu. In gewisser Weise trifft diese Entwicklung auch auf den Subaru Levorg zu.
2015 kam der Kombi als legitimer Nachfolger des Legacy in Europa auf den Markt. Ein großer Erfolg war ihm nie beschieden. Ganze 294 Exemplare wurden 2018 in Deutschland zugelassen, in den Monaten Januar bis Juli 2019 zählt der Importeur 114 neue Levorg. Es wäre verständlich gewesen, wenn Japan die Reißleine gezogen hätte – spätestens als klar war, dass der 1,6 Liter große Boxer-Turbomotor der Baureihe die Euro 6d-Temp-Hürde nicht schafft.
Keine Lufthutze mehr
Da muss man es dem Hersteller und der Vertriebsorganisation schon hoch anrechnen, dass man – im Rahmen der Möglichkeiten – weiter macht. Der nicht mehr zulassungsfähige Motor fliegt also aus dem Levorg. Dafür zieht jetzt der altbewährte, aus dem Forester bekannte, Zweiliter-Sauger-Boxermotor unter die Haube. Die verliert, weil keine Ladeluft mehr angesaugt werden muss, ihre charakteristische Hutze.
Die glatte Motorhaube ist die einzige optische Änderung des neuen Jahrgangs. Der Rest der 4,69 langen Kombikarosserie behält die liebenswerte Schrulligkeit in Form von etwas zu langen Überhängen, dem vorstehenden Kühlergrill oder einer abrupt endenden Chromleiste an der Gürtellinie.
Sportlich wirkt das Kombikleid aber immer noch. Und wie passt das nun zum neuen, alten Motor? Wer direkt vom bisherigen Levorg in das neue Modell umsteigt, dürfte wohl irritiert sein. Der frei saugende Boxermotor überzeugt zwar nach dem Anlassen und beim anrollen mit seiner Laufruhe und dem typischen Klang, schnell wird aber der neue Charakter des Autos deutlich. Mit nur noch 198 Nm maximalen Drehmoment, das bei 4.200 Umdrehungen anliegt, und dem stufenlosen CVT-Getriebe ist der Levorg ein sanfter Gleiter, kein Rabauke.
Lässt man es gemütlich angehen, bleibt der Antrieb angenehm leise. Aber bei Vollgas lässt das CVT den Vierzylinder auch gerne bis über 6.000 Touren drehen. Dann brüllt er nicht nur die Passagiere, sondern auch die Umgebung an. Bedächtig nimmt der Levorg Fahrt auf. Während der Beschleunigung variiert das Getriebe dann die Drehzahl.
Wer mag, kann weiterhin selbst über die Schaltpaddel am Lenkrad durch sieben virtuelle Fahrstufen flippern. Mit dem Multifunktionslenkrad kann man die Antriebscharakteristik auf so etwas wie „Sport“ stellen. Oder man lässt es einfach. Und freundet sich diesseits der Tempohatz mit dem Levorg an. Das kann funktionieren!
Deutlich gesunkener Verbrauch
Dann freut man sich nicht nur über 8,5 Liter Durchschnittsverbrauch im Testzeitraum – immerhin fast 2,5 Liter weniger als im Alltagstest des Levorg 1,6 Turbo – sondern auch über das neu abgestimmte Fahrwerk, selbstredend weiterhin mit dem markentypischen Allradantrieb. Die Ingenieure haben den Wechsel zum Saugmotor nämlich kurzerhand dazu genutzt, den Levorg komfortabler abzustimmen. Das ist ihnen gut gelungen. Trotz der 18-Zoll-Felgen des Testwagens schlucken die Dämpfer auch größere Verwerfungen im Asphalt ohne Klagen, gleichzeitig bleibt die Karosserie stets schön ruhig.
Ohne Hatz mit der Familie in den Urlaub? Das funktioniert mit dem Subaru Levorg. Der Innenraum bietet vorne und im Fond genug Platz, die Isofix-Bügel für Kindersitze sind hinter kleinen Klappen gut erreichbar. 1.500 Kilogramm kann der Levorg zudem (gebremst) an den Haken nehmen, zum Beispiel einen Wohnwagen. Unverständlich ist aber nach wie vor das Fehlen einer Netztrennwand, um Gepäck bei einer Notbremsung oder im Falle eines Unfalls im hinteren Abteil festzuhalten. Auch im Zubehörkatalog des Importeurs findet sich kein Trenngitter.
Bis zu 3.000 Euro billiger
Für die Vorwarnung ist weiterhin das serienmäßige, rein kamerabasierte Eyesight-System verantwortlich. Zur optischen Warnung wurden kleine Leuchtdioden im Armaturenbrett versenkt, die in die Windschutzscheibe spiegeln. Eine simple, aber sehr gute Idee.
Simpel bleibt auch die Preisliste des Subaru Levorg. Er ist weiterhin in drei Ausstattungslinienzu haben, die jetzt Trend, Active und Exclusive heißen. Das Basismodell Trend kostet 26.990 Euro, 3.000 Euro weniger als der Einstieg im letzten Modelljahr. Der getestete Levorg Exclusive ist mit 34.990 Euro 2.210 Euro günstiger als der bisher angebotene Levorg Sport.
Fazit zum Subaru Levorg 2.0i
Fans des bisher angebotenen Subaru Levorg dürften die neue Version verschmähen. Das macht aber nichts, denn in den vergangenen Jahren wurde der Kombi nur selten gekauft. Mit den um bis zu 3.000 Euro gesunkenen Preisen und dem komfortableren Fahrwerk könnte Subaru mit dem Levorg neue Kunden ansprechen. Auch deren Zahl wird überschaubar bleiben, aber gewiss die der verprellten Turbo-Freunde nicht unterbieten.
Wer ein Auto fahren will, das nicht wie ein Skoda Octavia Combi oder Ford Focus Turnier an jeder Ecke steht, der könnte sich den Subaru Levorg durchaus mal unvoreingenommen ansehen. Denn er ist auch im neuen Modelljahr ein Charakterkopf. Irgendwie menschlich eben.
Technische Daten
Subaru Levorg 2.0i Exclusive |
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Hubraum | 1.995 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | Vierzylinder-Boxermotor |
Maximale Leistung kW / PS | 110 kW / 150 PS bei 6.200 U/min |
Max. Drehmoment | 198 Nm bei 4.200 U/min |
Getriebe | stufenlose CVT-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 11,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 195 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,3 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,5 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Dunlop SP Sport Maxx 225/45 R18 |
Leergewicht | 1.545 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.690 / 1.780 / 1.485 mm |
Grundpreis | 34.990 Euro |
Testwagenpreis | 35.550 Euro |