Subaru Outback 6-Sterne-Kombi

Subaru Outback 2.0D Fahrbericht.

Funktionsjacken von North Face oder Jack Wolfskin, wasserdichte Trekkingschuhe von Meindl oder Salewa: Outdoorbekleidung ist heutzutage (den Supersommer 2015 mal eben ausgenommen) längst auch im Großstädtischen Fußgängerzonenalltag angekommen. Viel Geld wird ausgegeben, ohne dass das Potenzial der Ware je ausgeschöpft wird. Dieser Trend macht auch vor Autos nicht halt. Ob Volvo (XC70), Audi (Allroad-Modelle), VW (Alltrack-Kombis), Opel (Insignia Country Tourer) – das Modellangebot ist so breit wie die künstlich gestrickten Namen.

Subaru Outback im Fahrbericht

Wer hat es erfunden? Nein, nicht Subaru. Der erste hochgebockte 4x4 Kombi war der AMC Eagle Wagon (es gab auch eine Limousine, schöne Grüße an den Volvo S60), Kompaktmodell und sogar ein Cabrio mit Allrad). Die japanische Marke hat den Geländekombi aber hoffähig gemacht, lang vor den oben erwähnten Premiummarken.

1989 kam der Subaru Legacy auf den Markt, der Nachfolger der 1800er-Baureihe wurde eine Ecke höher positioniert, weg vom Wald- und Wiesenfahrzeug hin zum durchaus schicken Mittelklassemodell – ohne aber an Nutzwert zu verlieren. Sieben Jahre später, 1996, erschien auf Basis des Legacy II der erste Outback, erst als Legacy-Version, später als eigene Modellreihe. Schnell entwickelte er sich zum Topmodell der Japaner, kurze Intermezzos mit dem teuren Tribeca einmal ausgenommen.

Große Baureihen asiatischer Hersteller haben es schwer in Europa. So gibt es den Legacy mittlerweile nicht mehr, das Vermächtnis (Englisch: Legacy) dieser Baureihe ist aber dieses Jahr frisch auf den Markt gekommen: Der Outback, nun als alleiniger Verfechter der Subaru-Werte in der oberen Mittelklasse. Einige Legacy-Kunden will man mit dem neuen Levorg abholen (Vorstellung hier).

Formal hat der Outback von Generation zu Generation dazu gewonnen, Nummer Fünf steht besonders gut da: Er schreit nicht mit wilden Effekten nach Aufmerksamkeit, setzt keine wilde Kurvendiskussion in Gang, sondern entspannt das Auge mit einem schnörkellosen, geradlinigen und damit durchaus langlebigen Zeichenstrich. Beim optischen Eindruck punktet der Legacy schon mal. Tuchfühlung. Auch nach dem Öffnen der Tür setzt sich die angenehme Stimmung fort. Der Outback-Innenraum gefällt mit gut ablesbaren Instrumenten, einem angenehmen Materialmix und guter Verarbeitung. Im Vergleich mit anderen japanischen Cockpits – Beispiel Toyota – ein wahrer Klassenunterschied.

Subaru Outback im Fahrbericht

Unser Testwagen ist ein Outback 2.0D Comfort. Diese Version ziert eine gut aussehende und schön anzufassende silberne Dekorleiste im Innenraum. Knapp darüber sitzt der Startknopf. Mit dem Fingerdruck hierauf setzt man ein in der Tat einzigartiges Technikorchester in Gang: Den einzigen Dieselmotor in Boxerbauweise. Wenn man den überschaubaren Marktanteil von Subaru in Europa und die Tatsache, dass nur hier Dieselmotoren eine Rolle spielen, berücksichtigt, muss man den Japanern für diese aufwändige Entwicklung Respekt zollen. Zumal der Motor auch was kann. Der Zweiliter Selbstzünder ist ein angenehmer Begleiter, ebenso unaufgeregt wie der ganze Outback und daher die optimale Kraftquelle für den Kombi.

Schon ab Leerlaufdrehzahl läuft der Diesel angenehm leise. Bäume reißt er mit seinen 150 PS zwar keine aus (dafür kann der Outback die dann durch das Dickicht wegschleppen), reicht aber für alle mobilen Bedürfnisse mehr als aus. Im Testwagen ist das – eine weitere Besonderheit – das stufenlose Lineartronic-Automatikgetriebe eingebaut. Das Getriebe haben die Techniker auf den neuesten Stand gebracht, der befürchtete Gummiband-Effekt einer stufenlosen Automatik bei starker Beschleunigung bleibt aus. Es fehlt der Kickdown einer Stufenautomatik, daher dreht der Motor bei Vollgas schon erstmal hoch und meldet sich lautstark, zieht dann den Rest vom Auto aber fix hinterher. Wer unbedingt Gangstufen spüren möchte, kann die Schaltwippen am Lenkrad benutzen; damit lässt sich der Outback durch vordefinierte künstliche Übersetzungen flippern.

Hektisches Schalten wird dem Wesen des Outback aber nicht gerecht. Genauso wenig mein Vollgasritt über die Autobahn. Ja, natürlich kann er auch schnell, und das auch ohne Murren. Gleichmäßig zieht der Subaru bis Tacho 210 km/h (Werksangabe mit Lineartronic: 192) über die linke Spur und bleibt dabei auch überaus fahrsicher. Wohler fühlt er sich aber beim Mitschwimmen im Verkehr. Und der Fahrer auch. Weil der Outback einfach entschleunigt. Das „Eyesight“ System mit seinen Stereokameras regelt adaptiv die Geschwindigkeit und den Abstand zum Vordermann. Interessant: Im Stop-and-Go Verkehr regt das System sogar zum Anfahren an, wenn man selber noch träumt, die Autos vor einem z.B. nach dem Umschalten der Ampel aber schon losgefahren sind. Auch dabei ist ein Spurhalteassistent, der seine Warnung auf einen simplen Warnton beschränkt. Zudem setzt er oftmals sehr spät ein, z.B. wenn man mit dem Rad schon über dem Begrenzungsstreifen ist.

Landstraße, Tempo 100. Zeit, das Popometer einzuschalten. Der Subaru Outback ist angenehm komfortabel gefedert. Er lässt andere den Pseudodynamiker spielen, pfeifft auf Tieferlegung oder Sportabstimmungen. Dafür serviert er eine Federung, die ihren Namen wirklich verdient. Kurz aufeinanderfolgende Querfugen oder vor allem (typisch deutsch-)schlecht ausgebesserte Schlaglöcher gibt er zwar auch mal nahezu ungefiltert in die Sitze weiter, ansonsten überzeugt die Arbeit der Fahrwerkstechniker aber auf ganzer Linie. Sie haben es geschafft, aus dem Outback eine Art fliegenden Teppich zu machen, ohne dass er schwingt und wankt. Einzig relativ starke Windgeräusche um die A-Säulen und die schön großen Außenspiegel trüben das Bild des ruhigen Dampfers ein wenig. Leiser wird der Lufthauch natürlich wenn man nicht allzu schnell fährt, und wieder kommt die Entschleunigung ins Spiel. Da passen dann auch sie Sitze, die erst gar nicht versuchen, großartigen Seitenhalt zu bieten, aber mit großen Auflageflächen für Gesäß, Oberschenkel und Rücken auch zu langen Geradeaustouren einladen.

Subaru Outback im Fahrbericht

Da kann es passieren, dass man auch mal eine halbe Sekunde länger aufs Navidisplay schaut. Und das muss auch sein, denn gerade bei Sonneneinstrahlung ist der Bildschirm, nochmals unter der vollflächigen Abdeckung der gesamten Infotainment-Einheit verdeckt, schwer abzulesen. Die um den Monitor gruppierten Tasten sind ohne richtigen Druckpunkt in die Oberfläche eingelassen, was schick aussieht, aber die Bedienfreude auf eine kleine Probe stellt. Das verbaute Navigationssystem an sich gefällt mit einer guten Kartendarstellung und schneller Routenberechnung. Erste Sahne ist auch das Multimediasystem. Die Bässe kommen kräftig aus den sechs Lautsprechern und das Klangbild gefällt, egal ob laut oder leise. Man kann zwischen verschiedenen Abstimmungen je nach Musikgenres wählen, aber eine einfache Möglichkeit, Bässe, Mitten und Höhen abzustimmen habe ich nicht gefunden. Stattdessen kann man – audiophiles Wissen vorausgesetzt – einzelne Frequenzbereiche verändern. Muss aber nicht sein, die Grundabstimmung gefällt voll und ganz. Im über dem getesteten Comfort-Modell angesiedelten Outback Sport gibt es ein höherwertiges Harman/Kardon-System mit 12 Lautsprechern. Nach der guten Vorlage des Standard-Klangs kann man hier einiges erwarten.

Machen wir aus Audionotizen wieder Autonotizen.de und kümmern uns wieder um das Fahrzeug als solches. Nach dem Einstieg geht es auch ohne Verrenkungen aus dem Auto heraus, der erhöhten Sitzposition und den großen Türausschnitten sei Dank. Hinten das gleiche Spiel. Zumal ist der Fond wirklich sehr geräumig, in Sachen Knieraum ist der Outback mit dem VW Passat auf Augenhöhe. Auch die Sitzhöhe gefällt, wenn man als große Person die Beine nicht so stark anwinkeln muss, sitzt man gleich nochmal bequemer. Angenehm luftig ist es auch über dem Kopf. Der Kofferraum ist trotz der Allradtechnik darunter mit 505 Litern Volumen ausreichend groß. Unter dem Ladeboden gibt es noch genügend Stauraum in Form eines tiefen Faches und auch für den Verbandskasten (nette Geste: Der Aufdruck „Subaru wünscht gute Fahrt“ auf dem Erste-Hilfe-Kit). Wenn man an den bei vollgepacktem Auto aber heranmuss, ist erstmal der Weg versperrt. Die Gepäckraumabdeckung ist leider etwas labberig. Das ändert aber nichts am sehr guten Eindruck, den die Verarbeitung des Outback hinterlässt. Alle Verkleidungen sind akkurat zusammengesteckt, auch auf üblen Rüttelpisten knarzt und klappert nichts.

In der Gesamtheit seiner positiven Eigenschaften empfiehlt sich der Subaru Outback also durchaus als ernstzunehmende Alternative zu großen Allradkombis. Wer es nicht allzu eilig hat (bzw. haben will), und ein Auto sucht, das einfach gut funktioniert ohne anzuecken, sollte sich den Outback durchaus einmal ansehen. Und nein, ich sage bewusst nicht, dass man auch aufs Image pfeiffen sollte. Hat ein Subaru, wir erinnern an die Allradkompetenz und die STI-Rallyeerfolge der Marke, denn einen schlechten Ruf? Eben.

Subaru Outback im Fahrbericht

Für die Subaristi unter den Lesern dieses Berichtes: Es stimmt, ich habe den Outback jetzt genau so gefahren, wie ich jedes andere Auto auch getestet hätte. Keine Schlammgrube, keine Waldwege, kein Subaru-Allrad-Spezialgebiet. Denn wer für solche Strecken, egal ob beruflich oder zum Streifefahren auf seinem Privatbesitz, einen Subaru Allrad braucht, kauft ihn eh. Alle anderen sollten durchaus mal einen Gang zum Subaru-Händler riskieren. Und dann auch fragen, leider stehen die Japaner oftmals ganz hinten im Showroom eines Mehrmarkenhändlers. Das ist natürlich den geringen Zulassungszahlen geschuldet, hat die Sechssternemarke aber nicht verdient. Der aktuell beste Beweis dafür heißt Outback.

Technische Daten

Hubraum 1.998 ccm
Maximale Leistung kW / PS 110 kW / 150 PS bei 3.600 U/min
Max. Drehmoment 350 Nm bei 1.600 – 2.800 U/min
Getriebe Stufenlose Automatik
Beschleuningung 0-100 km/h 9,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 192 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,1 Liter / 100 km
Verbrauch real auf 100km 9,6 Liter / 100 km
Grundpreis 40.900,00 €
Testwagenpreis 41.440,00 €
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad
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