Der Suzuki Swace im Alltagstest mit Video-Review. Was kann der Hybrid-Kombi auf Basis des Toyota Corolla?
Stell´ dir vor, du hast als Autohändler etwas ganz Neues auf dem Hof, aber kaum einer bemerkt es. So könnte es den Suzuki-Händlern gehen. Nach dem für die Marke ungewöhnlich großen (und teuren) Across parkt dort jetzt auch ein kompakter Kombi namens Suzuki Swace auf dem Neuwagen-Parkplatz und im Showroom.
Der Swace im Video
Treue Kunden der Marke wird er sofort auffallen, unbedarfte Passanten könnten auch an ein Fremdfabrikat denken. Und liegen damit nicht einmal falsch. Aus der Kooperation mit Toyota entsprang der Swace als zweites Produkt. Er entspricht, bis auf Frontschürze, Logos und Schriftzüge, dem bekannten Toyota Corolla Touring Sports Hybrid.
Das ist keine schlechte Ausgangslage, gilt der Corolla doch nach wie vor als Bestseller. Vom kompakten Toyota wurden selbst im Corona-Jahr 2020 über eine Million Autos gebaut. Das schaffte sonst kein Mitbewerber. Ein paar davon, die aus dem britischen Werk purzeln, sollen künftig unter Suzuki-Flagge fahren.
Strenge Vorgaben der EU-Kommission in Sachen Flottenverbrauch sorgen für Änderungen in den Modellpaletten vieler Automarken. Bei Suzuki entfiel der Jimny (der als Nutzfahrzeug zurückkommen wird), zusätzlich sollen die von Toyota zugekauften Hybride die CO2-Emissionen senken.
Zuverlässiger Hybridantrieb
Der Suzuki Swace nutzt den kleineren der beiden Hybrid-Antriebsstränge aus dem Corolla-Portfolio. Ein 1,8 Liter großer Benziner und ein Elektromotor arbeiten als leistungsverzweigter Hybrid im Team, die Systemleistung liegt bei 90 kW /122 PS.
An der Zuverlässigkeit des Hybridstrangs hat man spätestens dann keine Zweifel mehr, wenn man sich mal mit Taxifahrern in einem Toyota Prius unterhalten hat. Auch Fahrzeuge mit teils über 500.000 Kilometern „auf der Uhr“ wechseln noch ebenso problemlos zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor hin und her wie ein Neuwagen.
En stufenloses Getriebe sorgt dafür, dass die nicht unbedingt überbordende Kraft an die Vorderräder geschickt wird. Das Anfahren gelingt meist im EV-Modus für elektrisches Fahren. Trotz der kleinen, nicht extern aufladbaren, Batterie bleibt der Swace beharrlich im fast lautlosen Fahrmodus. Aus dem Wohngebiet herausstromern? Kein Problem.
Der Einsatz des Benziners erfolgt leicht hör- aber nicht spürbar. Auch dann gleicht das Fahrgefühl aber eher dem eines Elektroautos mit linearer Beschleunigung und dem direkt zur Verfügung stehenden Drehmoment des E-Motors. Das ist alles vom Corolla bekannt. Ebenso die Tatsache, dass der Vierzylinder bei starker Beschleunigung in höhere Drehzahlregionen geschickt wird und dabei ebenso laut wird wie auf Autobahnetappen ab circa 140 km/h.
5,8 Liter Testverbrauch
Aber, ganz ehrlich: Wer ein Zwischenspurtgerät für lange Autobahnetappen kaufen will, dürfte sich kaum für einen Suzuki Swace oder Toyota Corolla Hybrid interessieren. Entspanntes Mitschwimmen ist also angesagt, dann ist der Japaner (made in Great Britain) in seinem Element. Das Fahrwerk federt Bodenunebenheiten zwar nicht flauschig, aber komfortabel ab, unterstützt von den bequemen Sitzen. Der Verbrauch pendelt sich im Testalltag bei knapp unter sechs Litern je 100 Kilometer ein. Ein guter Wert, der sich beim Fokus auf „hybridisches Fahren“ im Stadtverkehr (Mit dem Gasfuß fix beschleunigen, dann wieder maximal weit rollen lassen) und fleißigem Benutzen der Rekuperationsstufe über den Getriebewählhebel auch auf Werte um fünf Liter drücken lässt.
Im Fond ist der Suzuki Swace durchschnittlich geräumig. Großgewachsene Mitfahrer beklagen etwas wenig Raum für Knie und Kopf. Weiter hinten stehen 596 Liter Kofferraumvolumen bereit. Der doppelte Ladeboden lässt sich in zwei Ebenen arretieren. Damit erreicht man entweder mehr Ladehöhe oder eine ebene innere Ladekante.
Wenig zielführend
Die Bedienung ist, das wundert jetzt niemanden mehr, aus dem Toyota Corolla bekannt. Das acht Zoll große Display auf der Mittelkonsole stellt den Energiefluss und die Inhalte des Infotainmentsystems dar. Trotz der vorhandenen „Map“-Taste fehlt aber, wie auch im Suzuki Across, ein Navigationssystem. Abhilfe schafft die Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto und eine Routenführungsapp.
Der USB-Anschluss zur Nutzung der Smartphone-Spiegelung wirkt nachgerüstet, und das wurde er auch. Toyota hat das erst spät übernommen. In der Mittelkonsole kann das Gerät nur geladen werden. Die Datenübertragung gelingt über eine etwas uncharmant unter der Klimabedienung in die Cockpitverkleidung gezimmerte Buchse.
Comfort+ mit guter Ausstattung
Den Suzuki Swace gibt es nur in der Ausstattungslinie Comfort+, die im Modellprogramm der Marke stets das Topmodell darstellt. In der Tat ist fast alles an Bord, was den Alltag komfortabel und sicher macht. Man kann das Auto schlüssellos entriegeln, starten und abschließen. Vordersitze und Lenkrad lassen sich beheizen, der Parkpilot hilft beim Zirkeln in Lücken. Außerdem sind eine Zweizonen-Klimaautomatik und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen Teil des Pakets.
Auch eine Rückfahrkamera und Totwinkelwarner mit Querverkehrsassistent sind an Bord. Der reagiert aber teilweise etwas überempfindlich und bremst das Auto abrupt ab, auch wenn sich keine anderen Verkehrsteilnehmer oder Hindernisse in der Nähe befinden. Die Verkehrszeichenerkennung hängt oft längst aufgehobenen Tempolimits nach oder erkennt aktuelle Beschränkungen nicht. Sie sollte also eher als Empfehlung denn als verlässlicher Partner angesehen werden.
Das Problem mit dem Preis
Was kostet das Kombi-Komplettpaket beim Suzuki-Händler. Auf dem Preisschild des Swace stehen 31.350 Euro. Ein fairer Tarif für einen zuverlässigen Kompaktkombi mit guter Ausstattung. Alles gut? Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär… Wenn nämlich der identische Toyota Corolla nicht günstiger wäre.
Aus dem breiten Corolla-Programm ist der Suzuki Swace mit der Linie Team Deutschland vergleichbar. Er kostet als 1.8 Hybrid 29.780 Euro. Um mit dem Suzuki in Sachen Ausstattung gleichzuziehen, braucht er noch das optionale Technikpaket für 990 Euro mit induktiver Ladeschale, Keyless-System, Totwinkelwarner sowie Parksensoren und -assistent. Dann kostet der Toyota laut Preisliste 30.770 Euro – 580 Euro weniger als der Swace. Und wer mag, kann beim Corolla für 890 Euro ein eingebautes Navigationssystem mit dazubuchen.
Fazit
Der Swace öffnet für Suzuki das Marktsegment der populären Kompaktkombis. Dass er dem Toyota Corolla Touring Sports weitgehen gleicht, ist kein Nachteil. Als sparsamer, bequemer Hybrid ohne Ambitionen auf ein Sportabzeichen erfüllt er die Ansprüche vieler Kunden. Mit der Preispositionierung, die ihn teurer als die Ausgangsbasis macht, stellt er sich aber selbst ein Bein.
Damit liegt der Ball bei den Händlern, die den Suzuki Swace mit Hauspreisen schmackhaft rechnen müssen.
Technische Daten
Suzuki Swace Comfort+ |
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Hubraum | 1.798 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 72 kW / 98 PS bei 5.200 U/min |
Max. Drehmoment | 142 Nm bei 3.600 U/min |
Getriebe | stufenloses CVT-Getriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 53 kW (72 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 163 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 90 kW (122 PS) |
Batterie | 3,6 kWh |
Tankinhalt | 43 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 11,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 3,4 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 5,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 205/55 R16 |
Leergewicht | 1.420 kg |
Anhängelast (gebremst) | n/a |
Länge / Breite / Höhe | 4.655 / 1.790 / 1.460 mm |
Grundpreis | 31.350 Euro |
Testwagenpreis | 32.040 Euro |