Kleinwagen mit Automatik: Der Suzuki Swift startet zum Langzeittest.
Man kann es sich einfach machen. Auch als Autohersteller. Indem man dem ungebrochenen Trend zum SUV folgt und neue Modelle einfach höher, schwerer und teurer macht. Oder man besinnt sich auf seine Tugenden, so wie Suzuki.
Die japanische Marke, hierzulande eine Randnotiz aber weltweit einer der größten Autohersteller, folgt auch in der siebten Generation des Swift der Kleinwagen-Lehre. Mit 3,86 Metern Länge bleibt der Fünftürer weit unter der Viermeter-Marke und damit sehr parkfreundlich. Das ideale Auto für den hektischen Alltag (nicht nur) im urbanen Raum also. Dazu passt dann ein Automatikgetriebe – unsere Wahl für den Langzeit-Test des neuen Suzuki.
Mehr Komfort mit CVT
Beim Swift bietet Suzuki, alternativ zur manuellen Sechsgang-Box, ein stufenloses CVT-Getriebe an. Zumindest in Verbindung mit Frontantrieb, der Allgrip genannte Allradler wird stets händisch gerührt. Bei den drei Buchstaben CVT rümpfen manche Leser jetzt gewiss sofort die Nase, zu unsportlich und träge ist das doch immer. Mal ganz ehrlich: Bei einem Auto wie dem Suzuki Swift ist das doch ganz egal, oder? Vielmehr überwiegt der Komfort auf den täglichen Fahrten, wenn nicht ständig gekuppelt und geschaltet werden muss.
Der Wählhebel der Automatik bietet leider keine gut spürbaren Rastungen, oft weiß man nicht genau, ob man im manuellen oder automatischen Modus ist. Ein Blick neben den Fahrersitz bringt nichts, die die entsprechenden Buchstaben als Kennzeichnung nicht hinterleuchtet wurden.
Allzu dynamische Einlagen verbittet sich der Antrieb sowieso. Mit 61 kW / 82 PS liegt die Leistung zwar auf dem Niveau des Vorgängers, sie wird aber von einem Dreizylinder-Benziner produziert. Er macht aus der ungeraden Zahl oft kein Geheimnis. Vor allem im kalten Zustand und bei niedrigen Drehzahlen knurrt der Motor hörbar. Nur gut, dass das 12-Volt-Mildhybridsystem die Kolben mit der Start-Stop-Automatik meist schon zehn Meter vor dem finalen Ampelstopp stilllegt. Das Wiederanlassen erfolgt geschliffen, kein Ruch geht durchs Auto.
Die CVT-Automatik zieht den Swift ausreichend munter vorwärts, auch auf der Landstraße. Kein Wunder: Die freie Autobahn ist weniger sein Spielfeld. Die Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h (fünf mehr als beim Handschalter) wird erst nach längerem Anlauf erreicht, bis Tempo 120 passt aber alles.
Nach den ersten Tagen im Alltagstest hat sich der Benzinverbrauch bei 4,9 Litern je 100 Kilometer eingependelt, er liegt damit nur knapp über dem WLTP-Wert von 4,7 Litern. Da wird auch der überschaubar große 37-Liter-Tank nicht zum limitierenden Faktor für die Reichweite.
Traktionsprobleme kennt der Swift mit seinen 112 Newtonmetern Drehmoment bislang nicht. Stattdessen fällt die Verzögerung unangenehm auf. Bei nassem Asphalt reicht schon etwas mehr als der halbe Pedalweg ohne Vollbremsung, dass die Räder kurz rutschen und dann das ABS eingreift. Souverän geht anders – einen gemessenen Bremstest überlassen wir den personell und finanziell stärker ausgestatteten Fachmedien aus Stuttgart, Köln und Hamburg.
Alles ist am richtigen Platz
Die gelungene Fahrwerksabstimmung, die schon im ersten Fahrbericht des Allrad-Swift positiv aufgefallen ist, bestätigt sich auch auf täglichen Touren in heimischen Gefilden. In den beiden höheren Ausstattungslinien sind 16-Zoll-Leichtmetallfelgen Teil der Serienausstattung, der Testwagen trägt dieses Format mit Winterreifen von Bridgestone.
Herrlich klassisch wie das Format zeigt sich auch das Interieur des Swift. Harte Kunststoffe zieren die Türverkleidungen und Teile des Armaturenbretts. Aber nicht als offensichtliches Spardiktat der Rotstift-Controller, sondern als offensichtlicher Bestandteil des Konzepts eines günstigen Autos (dazu später mehr). Alles ist penibel zusammengesteckt, auch auf ruppigen Straßen rumpelt und knistert nichts. Hinter dem Lenkrad blickt man auf gut ablesbare, analoge Rundinstrumente. Auch die Klimaautomatik ist mit Kippschaltern leicht einstellbar. Auf eine zweite Klimazone für den Beifahrer wird jedoch verzichtet.
Das neun Zoll große Infotainment-Display mit Touchscreen-Funktion zeigt auch die Inhalte von Smartphone-Apps an. Apple CarPlay kann ohne Kabelverbindung genutzt werden – nur doof, dass das iPhone dabei ohne induktive Ladeschale im Auto ratzfatz den Akkuinhalt hergibt. Die für CarPlay nötige Bluetooth-Verbindung muss leider nach dem Start oft – aber nicht immer - neu gestartet werden (es reicht, beim Telefon Bluetooth aus- und wieder einzuschalten), erst dann akzeptiert der Swift die Kopplung. Ob es sich dabei um einen Einzelfall im Testwagen oder um ein allgemeines Problem handelt, ist (noch?) nicht bekannt.
Die Vordersitze sind großzügig geschnitten, verzichten dabei aber auf Seitenhalt. Auch eine Form, der Zielgruppe mitzuteilen, dass der Swift Sport mit dem Modellwechsel in die Geschichtsbücher einzog. Das Platzangebot im Fond und der 265 Liter große Kofferraum entsprechen dem Klassenstandard, damit kommt man im Kleinwagen prima zurecht.
Das kostet der kleine Japaner
Der Suzuki Swift ist nicht nur im Format der Kleinwagen-Klasse treu geblieben, sondern – im Verhältnis zu den meisten Mitbewerbern – auch beim Preis. Seit dem Marktstart hat der Importeur die Preise jedoch angezogen, aus den 18.900 Euro für das Basismodell Swift Club mit manuellem Getriebe sind mittlerweile 19.500 Euro geworden. Klimaanlage, Navigationssystem und Smartphone-Integration sind dann schon an Bord, Bodenkontakt finden 15-Zoll-Räder mit Kunstfoffblenden.
Das CVT-Getriebe gibt es nur in den beiden höheren Ausstattungslinien Comfort und Comfort+. Der hier gezeigte Testwagen trägt die Plus-Ausstattung. Sie bietet, zusätzlich zum Comfort-Modell (sechs statt nur zwei Lautsprecher, 16-Zoll-Felgen, höhenverstellbarer Fahrersitz, Sitzheizung vorne etc.) weitere Optionen wie polierte Felgen (hier wegen der Winterbereifung mit schwarzen Alus nicht sichtbar), die automatische Klimasteuerung sowie höhenverstellbare Gurte für Fahrer und Beifahrer. Zusammen mit der Zweifarb-Metalliclackierung klettert der Listenpreis des Swift Comfort+ CVT auf 24.420 Euro.
Erstes Fazit
Der Suzuki Swift ist ein Kleinwagen alter Schule. So einfach kann man Menschen, die genau das suchen, glücklich machen! Mit kompakten Abmessungen passt er in viele Lücken, während andere noch einen Parkplatz suchen. Gleichzeitig bietet er ausreichende Platzverhältnisse und eine gute Verarbeitung.
Für den Alltag ist die Kombination aus Dreizylinder-Benziner und CVT eine komfortable, aber wie zu erwarten wenig dynamische Alternative. Der Verbrauch bleibt auf niedrigem Niveau. Kritik gibt es für die harsche ABS-Regelung der Bremsanlage. Was der Suzuki Swift sonst so kann und was nicht, das werden die kommenden Monate zeigen.
Die technischen Daten sind unter dem kommenden Video-Beitrag zu finden!
Im Video: Suzuki Swift Allgrip (Allrad) im Fahrbericht
Technische Daten
Suzuki Swift 1.2 Hybrid CVT |
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Antriebsart | Mildhybrid-Benziner |
Antrieb | Frontantrieb |
Abgasnorm | Euro 6e |
Hubraum | 1.197 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 61 kW / 82 PS bei 5.700 U/min |
Max. Drehmoment | 112 Nm bei 4.500 U/min |
Getriebe | stufenlose Automatik |
Tankinhalt | 37 Liter |
Reichweite nach Norm | 4,7 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 4,9 Liter |
Kofferraumvolumen | 265 - 980 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone Blizzak LM-25 185/55 R16 |
Leergewicht | 1.389 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.000 kg |
Stützlast | 60 kg |
Länge / Breite / Höhe | 3.860 / 1.735 / 1.485 mm |
Basispreis Baureihe | 19.500 Euro |
Basispreis Modellvariante | 23.300 Euro |
Testwagenpreis | 24.420 Euro |