Der neue Suzuki Swift im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Mit der siebten Generation des Suzuki Swift rollt eine neue Kleinwagen-Generation an den Start. Ab April soll der Fünftürer bei den deutschen Händlern stehen. Eine mittlerweile bemerkenswerte Tatsache, da mehr und mehr Hersteller sich auf dem Geschäft mit kleinen Autos verabschieden.
Der neue Swift im Video
Allen Zulassungshürden und dem Margendruck zum Trotz bringt der japanische Autobauer auch den neuen Swift nach Europa und damit zu uns nach Deutschland. Mit aktueller Assistenzausstattung in Form einer adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage mit Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Totwinkelwarner und Fahrer-Aufmerksamkeitsüberwachung wurde der Swift fit gemacht für die aktuellen Bestimmungen der Europäischen Union zur Zulassung neuer Fahrzeugmodelle.
Auf der Straße wird nicht jeder Betrachter den Swift sofort als Neuling erkennen. Das Design wurde auch dieses Mal nur behutsam weiterentwickelt, wenngleich jetzt einige Proportionen deutlich anders sind.
Dem fliegt ja das Dach weg!
Hinter dem steil stehenden Grill und den weit außen platzierten Scheinwerfern zeigt sich eine fast waagrechte Motorhaube. Optisch macht Sie durch sichtbare Fugen auf sich aufmerksam. Es scheint, als ob die Haube auf der Karosserie aufliegt. Schwarze Dachsäulen sorgen für den Effekt eines scheinbar schwebenden Daches. Im Gegensatz zum bisher angebotenen Swift wandern die hinteren Türgriffe aus dem C-Säulen heraus. Erste und zweite Reihe lassen sich jetzt mit der Betätigung solider Bügeltürgriffe entern.
Die Konstrukteure bei Suzuki widerstanden der Versuchung, den Swift wachsen zu lassen. Während viele Kleinwagen, ohne mit der Wimper zu zucken, die Viermeter-Marke deutlich reißen, bleibt der Suzuki mit 3,86 Metern (rund 1,5 Zentimeter mehr als beim Vorgänger) deutlich darunter. Breite (1,74 Meter) und Höhe (1,49 Meter) bleiben auf dem Niveau der bisherigen, seit 2017 angebotenen Generation. Kleinwagenhaft bleibt indes auch der Kofferraum. Er schluckt weiterhin 265 Liter für Gepäck, das über eine hohe Ladekante gewuchtet werden muss. Nach dem Umklappen der Fond-Lehne wächst das Abteil auf 980 Liter.
Das Platzangebot im Fond dürfte für die Mehrheit potenzieller Passagiere ausreichend sein, der 1,92 Meter große Autor kommt hier zumindest auf Kurz- und Mittelstrecken brauchbar unter. Dank des geraden Dachs passt die Kopffreiheit prima. Eine geringe Innenbreite sorgt aber schnell für Schulterkontakt mit den Verkleidungen oder einem Nebenmann. In der ersten Reihe geht das Platzangebot in Ordnung, die breiten Lehnen bieten viel Komfort, aber wenig Seitenhalt.
Ergonomischer als beim Vorgänger zeigt sich die Cockpit-Architektur. Nicht nur aufgrund hervorragend ablesbarer, analoger Rundinstrumente (die nicht mehr einzeln in Tuben stecken), sondern auch mit einer zum Fahrer gebeugten Mittelkonsole. Auf ihr thront jetzt auch im kleinen Suzuki ein großer Touchscreen, er misst neun Zoll in der Bildschirmdiagonale.
Navigation serienmäßig
Ein Navigationssystem ist in jeder Ausstattungslinie serienmäßig an Bord, zudem lassen sich Smartphone-Inhalte über Apple CarPlay oder Android Auto nutzen. Leider fehlt jedoch eine induktive Ladeschale. Ganz modern zeigt sich der Swift mit dem serienmäßigen Connect-System samt eigener Smartphone-App. Sie gestattet aus der Ferne das Ablesen von Informationen zu Füllstand des Tanks, Parkposition oder einem digitalen Fahrtenbuch. Per Geofencing kann man zudem eine Benachrichtigung einstellen, wenn das Auto ein vorher definiertes Gebiet verlässt. Für Eltern, die den führerscheinfrischen Nachwuchs im geliehenen Zweitwagen überwachen wollen, eine gute Neuerung.
Türverkleidungen und Cockpit sind mit durchweg hartem Kunststoff ausgeschlagen. Dreidimensionale Strukturen und die farbliche Absetzung einzelner Elemente in der ersten Reise sorgen für eine optische Auffrischung. Wer nicht (wie es doch nur Autotester machen, oder?) ständig in seinem Auto herumdrückt, wird unterschäumtes Plastik nicht vermissen.
Neuer Dreizylinder-Hybrid
Die Neuheit unter der vorderen Haube gibt sich erst dann zu erkennen, wenn man sich mit den Details auseinandersetzt. Wie gewohnt gibt es den Swift als 12-Volt-Mildhybrid mit 1,2 Liter Hubraum und 61 kW / 82 PS (vorher 83 PS). Die Eckdaten täuschen: Mit dem Modellwechsel zieht ein ganz neuer Antriebsstrang ein. Der Benziner hat nur noch drei statt bisher vier Zylinder. Das maximale Drehmoment von 112 Newtonmetern liegt bei 4.500 U/min an.
Sie werden über ein manuelles Fünfgang-Getriebe verwaltet, optional wird des den Swift auch mit stufenloser CVT-Automatik geben. Eine Besonderheit leisten sich die Japaner auch weiterhin: In Verbindung mit manuellem Getriebe kann man auch in Zukunft Allradantrieb, hier ALLGRIP genannt, bestellen. Der Kraftschluss an die Hinterachse erfolgt bei diesem System über eine Visko-Kupplung.
Wie fährt sich der neue Swift?
Für unsere erste Testfahrt steht die Allradvariante bereit. Die Kraft wird auf den Touren rund um die französische Stadt Bordeaux jedoch stets an die Vorderräder geschickt. Unwegsame Strecken durch Wald und Wiesen oder Schlechtwetterbedingungen bleiben dem Swift heute erspart.
Auf teils schlaglochübersäten Straßen überrascht die Federung mit ihrer Schluckfreudigkeit. Informationen über die Beschaffenheit der Oberfläche bleiben zwar nicht außen vor, werden aber sehr gut abgemildert. Auch die Sitzpolsterung trägt zum Komfortempfinden bei. Die Rumpelstrecken zeigen zudem, dass die Materialien im Innenraum sorgfältig zusammengesetzt wurden. Nichts knistert oder klappert.
Der Dreizylinder-Benziner kommt erst langsam auf Trab, dreht dann aber homogen über das Drehzahlband. Ab rund 3.000 U/min wird er hörbar, davor arbeitet er sehr dezent im Hintergrund. Ein knurriges Dreizylinder-Knattern fehlt völlig. Bei diesen Manieren dürften sich andere Dreipötter, beispielsweise die von Kia und Hyundai, gerne eine Scheibe abschneiden.
Die Wege der manuellen Fünfgangschaltung sind nicht zu lang, der Hebel lässt sich präzise führen. Nur der Rückwärtsgang (hinten rechts) zickt in seltenen Fällen. Unauffällig bleibt die Mildhybrid-Technologie. Als 12-Volt-System erlaubt sie keinen Freilauf mit abgeschaltetem Motor. Der Startergenerator unterstützt den Benziner beim Beschleunigen. Im Schubbetrieb wird der kleine Akku geladen, angezeigt durch einen entsprechenden Hinweis im Display zwischen den Rundinstrumenten.
Am Ende der Testfahrten zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von 5,6 Litern Super je 100 Kilometer an. Das erscheint angesichts eines WLTP-Normwerts von 4,9 Litern für den Allrad-Swift glaubhaft (Frontantrieb mit manuellem Getriebe: 4,4 l/100 km). Hier zeigt sich ein Vorteil des neuen Dreizylinder-Mildhybrids. Der Vorgänger mit 83 PS aus vier Brennräumen hat im AUTONOTIZEN-Alltagstest mit Frontantrieb 6,5 Liter je 100 Kilometer verbraucht.
Ausstattung und Preise
Den neuen Suzuki Swift gibt es in drei Ausstattungslinien mit gewohnten Bezeichnungen: Club, Comfort und Comfort+. Das Grundmodell für 18.900 Euro fährt mit Klimaanlage, der erwähnten Multimediaausstattung mit Navigationssystem und kabelloser Smartphone-Integration, elektrischer Außenspiegelverstellung, schlüssellosem Zugang und Fernlichtassistent vor, rollt dabei auf 15-Zoll-Stahlfelgen mit Radvollblenden.
Der Swift Comfort kostet 20.400 Euro. Er wird seinem Namen mit Sitzheizung in der ersten Reihe und mehr USB-Anschlüssen im Innenraum gerecht. Außerdem sind Lederlenkrad, getönte Scheiben im Fond und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen Teil des Pakets. Musik und Podcasts tönen aus sechs anstelle zwei Lautsprechern.
Das Topmodell Swift Comfort+ ist für 21.100 Euro zu haben und zeigt die teils kleinliche Ausstattungspolitik der Marke: Höhenverstellbare Gurte für Fahrer und Beifahrer gibt es nur hier, ebenso Haltegriffe im Fond. Dazu kommen Einzonen-Klimaautomatik, elektrisch anklappbare Außenspiegel mit Blinker im Gehäuse und silberne Dekore innen.
Der Automatik-Komfort des CVT-Getriebes kostet 1.600 Euro Aufpreis (Swift Comfort 22.000 Euro, Comfort+ 22.700 Euro), Allradantrieb ist in Verbindung mit Fünfgang-Schaltgetriebe für 1.800 extra zu haben (Swift Comfort 22.200 Euro, Comfort+ 22.900 Euro).
Kaufberatung: Welchen nehmen?
Pragmatiker können fast ruhigen Gewissens zum Basismodell greifen, stören sich hier aber vielleicht an der fehlenden Sitzheizung oder dem mutmaßlich dürren Klang. Für Wärme und Musikgenuss ist der Aufpreis für den Swift Comfort in Höhe von 1.500 Euro jedoch arg hoch angesetzt. Also muss man sich mit den zusätzlichen USB-Anschlüssen und den Leichtmetallfelgen trösten.
Das Topmodell Comfort+ lohnt sich – objektiv betrachtet – kaum, sofern man die Temperatur und den Luftstrom mit einer manuellen Klimaanlage selbst regeln kann (und möchte). Silberne Dekorleisten im Innenraum und polierte Felgen sind optische Gimmicks, die aber keinen wirklichen Zusatznutzen bringen.
Wer die Schaltarbeit der CVT überlassen möchte oder auf den Allradantrieb angewiesen ist, dem bleibt nur die Wahl zwischen den beiden höheren Ausstattungslinien.
Garantie
Bei der Neuwagengarantie wirken die Strategen von Suzuki mittlerweile etwas übervorsichtig. Während andere Hersteller mit langen Qualitätsversprechen um die Gunst der Kunden buhlen, bietet der Importeur weiterhin die seit vielen Jahren bekannten drei Jahre bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern.
Fazit
Der neue Suzuki Swift zeigt, dass ein Kleinwagen im wahrsten Sinne des Wortes, der seine Fahrer nicht mit digitalen Extras erschlägt, auch im Jahr 2024 ein erstaunlich attraktives Angebot sein kann.
Mit dem Modellwechsel wird der Swift in der Basisversion nur 760 Euro teurer, bringt im Gegenzug ein serienmäßiges Navigationssystem und Rückfahrkamera sowie einer erweiterte (von der EU vorgeschriebene) Assistenzausstattung mit. Der Fahrkomfort gefällt ebenso wie der zurückhaltende Verbrauch des neuen Dreizylinder-Mildhybrids. Wer mag, kann den Swift auch mit Allradantrieb bestellen.
Die technischen Daten sind in der Tabelle unten zu finden!
Für Gebrauchtwagen-Interessenten: Der Vorgänger im Video
Technische Daten
Suzuki Swift Allgrip |
|
---|---|
Antriebsart | Mildhybrid-Benziner |
Antrieb | automatisch zuschaltbarer Allradantrieb |
Abgasnorm | Euro 6e |
Hubraum | 1.197 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 61 kW / 82 PS bei 5.700 U/min |
Max. Drehmoment | 112 Nm bei 4.500 U/min |
Getriebe | Fünfgang-Schaltgetriebe |
Tankinhalt | 37 Liter |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 4,9 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 5,6 Liter |
Kofferraumvolumen | 265 - 980 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 185/55 R16 |
Leergewicht | 1.069 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.000 kg |
Stützlast | 60 kg |
Länge / Breite / Höhe | 3.860 / 1.735 / 1.485 mm |
Basispreis Baureihe | 18.900 Euro |
Basispreis Modellvariante | 22.900 Euro |