Erste Fahrt im neuen VW Golf 8 GTI. Autor Matthias Gill berichtet, auch im Video, von seinen Eindrücken.
G, T, I. Es sind diese drei Buchstaben (Gran Turismo Injection), die bei Fans Emotionen wecken und nicht nur in deren Augen Tradition und Performance perfekt vereinen. Das ist der VW Golf GTI.
In Kürze wird genau die Breitensportikone in seiner achten Generation zu den Händlern rollen. Er soll nicht nur die Verkaufszahlen des Volkswagen Golf 8 pushen, sondern auch im hart umkämpften Feld der sogenannten „Hot Hatch“ wieder die Benchmark markieren.
Der GTI im Video-Review
Wirft man aber nur einen profanen Blick auf die Daten des neuen GTI, so könnte man glauben, dass Nummer Acht im Vergleich zum Vorgänger lediglich kosmetische Änderungen erhalten hat und technisch wenig geändert wurde. Doch halt: Nicht vorschnell urteilen! Denn damit täuscht man sich.
Optisch haben die Designer mit dem VW Golf 8 GTI ein wahres „HighLIGHT“ geschaffen. An der Front fügen sich IQ.Light Matrix-LED Scheinwerfern, eine Lichtleiste in der Kühlermaske und die X-förmigen LED Nebelscheinwerfern (optional) zu einem imposanten Auftritt zusammen. Natürlich dürfen auch klassische GTI-Insignien nicht fehlen, so zieht sich eine rote Linie durch die Schweinwerfer in den Kühlergrill und verbreitert die Front optisch. Auch der mittig offene, wabenförmige Einsatz im Stoßfänger ist ebenso vorhanden wie das GTI-Logo am Kühlergrill oder am Kotflügel.
Am Heck finden sich - wie beim VW Golf 7 GTI - zwei einzelne Auspuffendrohre wieder, durch die sich die Abgase dank OPF (Otto-Partikelfilter) sauber in die Umgebung verabschieden.
Da sich bei den Abmessungen bis auf wenige Millimeter nichts Wesentliches verändert hat, blieben beim VW Golf 8 GTI auch die Platzverhältnisse für Passagiere und Gepäck nahezu unverändert. So passt in den gut zugänglichen Kofferraum weiterhin genügend Gepäck für eine mittlere Urlaubsreise und im Fond können sich Erwachse ebenso wie Kinder sicher (ISOFIX und Seitenairbags sind vorhanden) und bequem untergebracht wissen.
Klassisches Muster innen
Fahrer und Beifahrer dürften es sich auf neuen Integralsitzen gemütlich machen. Diese bieten perfekten Seitenhalt, hohen Langstreckenkomfort und den traditionellen Stoffbezug im „Clark“ genannten Karomuster. Während Käufer eines Doppelkupplungsgetriebes (DSG) lediglich einen simplen Steuerungsknubbel erhalten, dürfen sich Fahrer eines Handschaltgetriebes über ein weiteres GTI-Symbol freuen, den traditionellen Golfball-Schaltknauf.
Wie der normale VW Golf der achten Generation auch, verfügt der GTI über ein nahezu tastenloses Cockpit, ist stets online mit seiner Umwelt verbunden und lässt sich via Touchscreen, Slider oder Sprache bedienen. Alle wesentlichen Informationen finden sich im volldigitalen Kombiinstrument (Active Info Display) ebenso wieder, wie im optionalen Head-Up Display. Serienmäßig ist das Mediasystem „Composition“ mit einem 8,25 Zoll großen Bildschirm ausgerüstet, welcher im Testwagen um die höchste Ausbaustufe „Discover Pro“ mit zehn Zoll in der Diagonale erweitert wurde.
Zu viele Touch-Flächen
Die Besonderheit des VW Golf 8 GTI ist allerdings das Lenkrad, welches nun, wie auch das im elektrischen VW ID.3 über berührungsempfindliche Bedienfelder anstatt herkömmlicher Tasten verfügt und so dem digitalen Anspruch der neuen Generation gerecht werden soll. Die Bedienung ist in der Praxis nach Eingewöhnung gut, allerdings kam es immer wieder zu Fehlbedienungen während der Fahrt.
Fahren ist auch das, was ich mit dem neuen GTI jetzt auch machen will. Also erwecken wir den 2.0 TSI evo mit einem Druck auf den Startknopf zum Leben, legen den ersten Gang leichtgängig ein und lassen die gut dosierbare Kupplung sanft kommen. Schon rollt der Golf 8 GTI sanft auf seinen 19 Zoll-Rädern mit speziell für ihn entwickelten Bridgestone-Pneus vom Hannoveraner Flughafen zur Testfahrt los. Bereits auf den ersten Metern fällt auf, dass die neue Progressivlenkung eine deutlich verbesserte Rückmeldung vermittelt. Um die Mittellage noch etwas leichtgängig und indirekt ausgelegt, wird sie nach kurzer Bewegung am Lenkrad schnell direkt und verbindlich.
Hallo, Heck!
Beim Fahrwerk haben die Entwickler nur sehr wenige Bausteine beim Alten belassen. So wurde sowohl die Vorder- als auch die Hinterachse komplett modifiziert, so dass der neue GTI sich wesentlich leichtfüßiger und direkter fahren lässt. Ganz deutlich merkt man das dann auch auf einer leicht kurvigen Landstraße. Das Kurventempo ist gefühlt merklich höher, da der Wagen kaum noch über die Vorderachse schiebt. Wer es spaßiger angehen möchte, der kann mit deaktiviertem ESC sogar das Heck mit einem leichten Lastwechsel zum übersteuern bringen. Ja, ihr lest richtig. Der neue GTI ist bewusst von seinen Entwicklern neutral bis leicht übersteuernd ausgelegt worden.
Neben dem Fahrwerk, musste auch der bekannte Zweiliter-TSI noch einmal unter das Messer. Der EA888 evo4 erhielt einen neuen Turbolader, mit erhöhtem Einspritzdruck (350 bar statt 200 bar) sowie eine verbesserte Abgasnachbehandlung. Leider bliebt durch diese Umweltmaßnahme der schöne Sound des 2.0TSI leider etwas auf der Strecke, wodurch der künstlich erzeugte Motorklang des Soundaktuators nun stärker erkennbar ist, als noch beim Vorgänger.
Wirft der Fan nun einen Blick ins Datenblatt des VW Golf 8 GTI, wird er feststellen, dass sich in Zahlen ausgedrückt quasi keine Änderung zum Vorgänger ergeben hat. Unverändert leistet der Vierzylinder Turbobenziner 180 kW / 245 PS und erarbeitet maximal 370 Newtonmeter Drehmoment. Bei den Fahrleistungen hingegen ist der Neue einen Wimpernschlag langsamer, so braucht er in Verbindung mit dem 7-Stufen DSG 6,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit hingegen blieb unverändert bei 250 Stundenkilometern.
Tolles Schaltgetriebe
Auf der Straße fühlt sich der überarbeitete Antrieb etwas kräftiger an, da das Triebwerk sein maximales Drehmoment früher und länger halten kann als sein bereits guter Vorgänger. Ein Turboloch ist ihm fremd und an Drehwilligkeit mangelt es ihm auch nicht, so dass du mit dem neuen GTI quasi zu jeder Zeit genügend Leistung zur Verfügung hast. Beim leichtgängigen und präzise zu schaltenden Sechgang-Schaltgetriebe bedeutet dies, dass du im Alltag meist auf der hohen Drehmomentwelle schwimmst und schnell im letzten Gang bleibst.
Beibt am Ende nur die entscheidende Frage nach dem Preis. Genau diese beantwortete Volkswagen mir leider nicht bei unserer ersten Testfahrt um Hannover. Also hilft im Moment nur der Blick in die Glaskugel. Man darf wohl mit rund 35-36.000€ Einstiegspreis für den Handschalter rechnen und entsprechend rund 2.000€ mehr für die DSG-Version.
Erstes Fazit zum GTI
Ich bin beeindruckt vom neuen VW Golf GTI. Mit soviel Feinschliff an der grundlegend identischen Basis zum Vorgänger hätte ich nicht gerechnet. Der neue GTI ist ein nicht nur ein GTI 7+, sondern spürbar ein neues Modell mit Feinschliff an den richtigen Ecken. Er fährt sich deutlich dynamischer, aber dank dem weit gespreizten DCC-Adaptivfahrwerk auch zugleich komfortabler.
Er ist und bleibt nun mal ein VW Golf, aber als GTI mal wieder der mit Emotionen, Tradition und Performance!
Ein Beitrag von AUTONOTIZEN-Autor Matthias Gill
Technische Daten
VW Golf GTI |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.984 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 180 kW / 245 PS bei 5.000 - 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 370 Nm bei 1.600 - 4.300 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch real auf 100km | 9,1 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone, 235/35 R19 |
Leergewicht | 1.460 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.284 / 1.789/ 1.441 mm |
Grundpreis | ca. 35.000 Euro |