"Mit Depeche Mode auf Tour" im VW Golf GTI Performance.
„Where´s The Revolution?“ erklingt aus den Lautsprechern des im Testwagen verbauten, herrlich klingenden Dynaudio-Soundsystems. Und der Titel des Songs wird zur Eingangsfrage dieser Ausfahrt. Noch bevor die Sonne das Himmelszelt emporklettert, starte ich samt Depeche Mode – Playlist meine Tour im VW Golf GTI Performance.
„Behind The Wheel“
Der um 15 auf 245 PS erstarkte 2.0 TSI bollert GTI-typisch vor sich hin, sein Sound ist untrennbar mit ihm verbunden wie der Schaltknauf des Sechsganggetriebes im Golfballdesign. Es ist noch fast Nacht, die Straßen vom Gewitterregenschauer dezent feucht und leer. Schon beim Verlassen des ersten Kreisverkehrs legt sich der Golf samt seiner Dynamikkompetenz ins Zeug. Knapp über 1,4 Tonnen wollen aus der Kurve herausbeschleunigt werden. Der Turbolader sammelt seine maximal 370 Nm Drehmoment zusammen, während mein rechter Fuß auf das Bodenblech fällt. Die Vorderräder ringen einen Augenblick um Grip und die Vorderachs-Differenzialsperre schaltet sich helfend in den Konflikt von Profil und Asphalt ein. Genau in diesem Moment würde der GTI Performance seinem Grundmodell GTI davonfahren. Nicht unbedingt wegen der überschaubaren Mehrleistung. In der schwächeren Version würde das elektronische Differenzial jetzt aber mit Bremseingriff arbeiten und Leistung herausnehmen, während die Sperre im GTI Performance die vorhandene Kraft zwischen den Rädern der angetriebenen Vorderachse verteilt.
„I Feel You“
Mit der rückmeldungsfreudigen Progressiv-Lenkung lässt sich der Golf zielsicher durch enge Kehren, schnelle Kurven mit großen Radien und eben Kreisverkehre dirigieren, du bist als Fahrer schneller eins mit dem Auto als der GTI Performance auf Tempo 100. Was auch fix geht, 6,2 Sekunden vergehen aus dem Stand bis Landstraßentempo. Bei 250 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Heute aber nicht. Auf Landstraßen zweiter und dritter Ordnung erfreut dagegen das optionale DCC mit den unterschiedlich ausgeprägten Fahrmodi, selbst in „Comfort“ steht sich der GTI nicht selbst im Weg. Am Ende passt aber dennoch meistens der „Normal“-Modus, den „Sport“ ist zumindest dem angejahrten Testfahrer auf Dauer doch zu hart. Genau diese Spreizung passt so gut zum VW Golf GTI Performance, weil er auch als sportlichster Fronttriebler seiner Baureihe so gut zu allen Lebenslagen und zu allen Kundenwünschen passt. Er über die Jahrzehnte zu einem perfekten Begleiter geworden ist.
„Home“
Auch bummeln kann er gut. Die haltstarken Sportsitze bieten fast perfekten Sitzkomfort, ich wiederhole meinen Wunsch nach einer ausziehbaren Oberschenkelauflage. Die Stoffsitzbezüge namens Clark mit ihrem Karomuster gehören auf jeden Fall zum GTI und sind das beste Argument gegen die optionale Lederausstattung. Das Cockpit präsentiert sich wie in jedem Golf perfekt verarbeitet und ergonomisch durchdacht, nur das neue „Discover Pro“ Navigationssystem ohne Drehregler und Knöpfe ist ein kleiner Aufreger in der sonst so bedienfreundlichen Kommandozentrale. Umso mehr erfreut das voll digitale Active Info Display, mit dem man sich die Navigationskarte zwischen Tacho und Drehzahlmesser legen kann.
„Everything Counts“
Die virtuellen Instrumente kosten im Golf GTI Performance keinen Aufpreis, auch ein höherwertigeres Radiosystem mit acht Lautsprechern ist bei ihm im Vergleich zum GTI serienmäßig. Damit reduziert sich der Preisaufschlag zur 230 PS-Version von 2.500 Euro auf 1.550 Euro. Das ist für 15 Mehr-PS und 20 zusätzliche Newtonmeter Drehmoment, eine angepasste Bremsanlage mit größeren Scheiben und die Vorderachs-Differenzialsperre durchaus ein faires Angebot. Zumal man ja wie erwähnt gerne auf teure Ledersitze (1.725 Euro) verzichten kann. Der Benzinverbrauch bleibt übrigens auch im Rahmen. Trotzdem ich mich den sportlichen Ambitionen des GTI Performance hingegeben habe, flossen laut Bordcomputer vertretbare 9,4 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen.
„Never Let Me Down Again“
Klar gibt es mit dem R noch einen stärkeren Golf. Der ist aber ein hochgezüchteter Allrad-Bollide, klar mit seinem eigenen Reiz, aber mehr der Bodybuilder unter den Sport-VW. Der Golf GTD,
zu dem es hier meinen Fahrbericht gibt
, konnte mich ja nicht restlos überzeugen. Das gelingt dafür dem GTI Performance auf Anhieb. Leichter und agiler als der R-Bruder animiert er zur sportlichen Gangart, ohne Dich ständig zum Kurvenräubern anzustacheln. Er hält frisch, Breitensport eben. Und wie es mit einer Trainingseinheit am Morgen eben ist: es war ein schöner Start in den Tag und das Glücksgefühl wirkt nach.
„Wo bleibt die Revolution?“ stellte mir die Soundanlage am Anfang die Frage. Und auch dem Auto, dass sich von Generation zu Generation sanft weiterentwickelt hat und auch seine Überarbeitung aktuell nicht gleich direkt zur Schau stellt. Schön, dass die Revolution ausgeblieben ist! Während sich der Golf am Ende unseres Aufluges faul in der Frühlingssonne ausknistert und abkühlt, wähle ich den passenden Titel der Band: „Sweetest Perfection“.
Blogger-Kollege Matthias Gill von ubi-testet war auch im VW Golf GTI Performance unterwegs. Hat das Auto es auch ihm angetan? Lest selbst!
Technische Daten
VW Golf GTI Performance |
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Hubraum | 1.984 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 180 kW / 245 PS bei 4.700 - 6.200 U/min |
Max. Drehmoment | 370 Nm bei 1.600 - 4.300 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,6 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 9,4 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone Potenza 225/40 R18 |
Leergewicht | 1.387 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.268 / 1.799 / 1.482 mm |
Grundpreis | 32.475 Euro |
Testwagenpreis | 40.870 Euro |