Noch 2016 bringt Alfa Romeo die Giulia Veloce und ein SUV.
Es gibt zwei Spezies von Autofans und –käufern. Zum einen die mit dem Alfa-Virus im Blut, die trotz unzähliger leerer Versprechungen „ihre“ Marke nie aufgeben wollten. Die sich mit einer Giulietta notgedrungen über Wasser hielten, nachdem der letzte 159 abgerockt war. Selbst dem verziehen sie seine General Motors – Plattform und sein massives Übergewicht.
Der andere Typ Mensch hatte Alfa Romeo schon länger nicht mehr auf dem Schirm. Je einen Vertreter beider Lager hatte ich übrigens im letzten Jahr einmal an einen Tisch gebracht, den Bericht dazu lest ihr hier.
So wirkte die erste Präsentation des Autos, das die Wiedergeburt von Alfa Romeo personifizieren sollte, im Juni auch fast surreal. Was wohl auch daran lag, dass man erst anschauen durfte, und dann lange nichts. Keine Fahrberichte, keine „Mitfahrten“, niente.
Erst ein Jahr später schreiben die verbliebenen 80 Alfa Romeo – Händler in Deutschland ab Mitte Juni den Namen Giulia auf Neufahrzeugbestellungen. Vor kurzer Zeit durften das erste Mal Menschen ohne Werksausweis ans Giulia-Steuer. Ich hatte im Auftrag eines anderen Blogs die Gelegenheit, den neuen Alfa Romeo zu fahren, die Links dazu findet Ihr am Ende dieses Artikels.
4.000 neue Giulias möchte die deutsche Vertriebsgesellschaft im kommenden Jahr bei uns absetzen. Im Gegensatz zu den erklärten Mitbewerbern vom Schlage eines Audi A4, BMW 3er oder der Mercedes C-Klasse sind das überschaubare Zahlen, sie zeugen aber von einer gesunden Selbstreflexion der Strategen. Ein Alfa Romeo, der noch dazu nicht nur hübsch sondern überraschend gut gelungen ist, wird natürlich mehr Menschen zur Unterschrift bewegen als eine leere Markenhülse wie Lexus oder Infiniti.
Im Kontext zu 100.000 Giulias, die pro Jahr in Italien vom Band laufen sollen, wirken die Absatzprognosen für Deutschland dennoch verhalten. Und zeigen auch, dass die Italiener mit ihrer Mittelklasse mehr vorhaben.
Denn mit dem 4C hat sich die Marke Alfa Romeo auf dem wichtigen US-Markt zurückgemeldet. Leise zwar, aber immerhin der erste offiziell exportierte Wagen der Marke seit dem 164.
139 Handelsstützpunkte in den USA hat Alfa Romeo aktuell, das Netz wurde vor allem mit existierenden Maserati-Partnern gestartet. Hier möchte Alfa Romeo, vor allem angetrieben durch die nicht nur nominell starke Giulia Quadrifoglio, schnell Boden gut machen. Das könnte funktionieren. So auch in China, wo die Kunden eh nach europäischen Marken lechzen. Und wo Markengeschichte – also auch die negativen Episoden – keine Rolle spielen.
Was beide Riesenreiche eint? Dort spielen Kombis keine Rolle. Aus diesem Grund hat Alfa Romeo der Entwicklung einer Giulia Sportswagon auch klar eine Absage erteilt. Dem weltweiten Markttrend Rechnung tragend wird auf der Giulia-Plattform, die übrigens Giorgio heißt und alle künftigen Alfa Romeo – Modelle inklusive einem Kompaktmodell (mit Standardantrieb!) tragen wird, ein SUV kommen.
Die Premiere des Mittelklasse-SUV, kommender Mitbewerber von Audi Q5, BMW X3 und Co., wird voraussichtlich auf der Los Angeles Auto Show im November diesen Jahres stattfinden. Mit der Premiere vor Ort setzt man auch ein klares Zeichen für die Bekenntnis zum US-Comeback.
Kurz vorher, wohl auf dem Pariser Salon im Oktober, wird die Giulia-Modellpalette ausgeweitet.
Die Markeinführung findet im Juni mit den Modellversionen Giulia (prognostizierter Verkaufsanteil: 13,3%), Giulia Super (das vernünftig ausgestattete und interessant gepreiste Volumenmodell mit geplanten 69,3% Marktanteil) und dem 510 PS leistenden Biturbo-Geniestreich Giulia Quadrifoglio mit geplanten 11% Anteil an den Zulassungen statt.
Wenn man diese Zahlen addiert, kommt man einfach nicht auf 100. Typisch ungenauer Blogger? Nein! Die noch fehlenden 6,4% am Modellmix soll ab Ende des Jahres die zusätzliche Variante Giulia Veloce voll machen.
Bei der jüngst abermals gelifteten kleinen Schwester Giulietta hat diese Bezeichnung das vierblättrige Kleeblatt (Quadrifoglio Verde) abgelöst. Auch bei der Giulia wird Veloce für das sportliche Topmodell der regulären Baureihe stehen, während die Giulia Quadrifoglio als eigenständige Baureihe gesehen werden soll.
Dazu reichen natürlich nicht nur größere Felgen, ein sportlicher abgestimmtes Fahrwerk oder ein schwarzer Dachhimmel.
Die Giulia Veloce wird mit eigenständigen Antriebsoptionen auf den Markt kommen. Beide sind allradgetrieben. Als Benziner wird es einen 280 PS starken Ableger des Zweiliter-Vierzylinder-Turbos geben, der mit 200 frontgetriebenen Pferdchen schon im Sommer 2016 in der Giulia Super kommt.
Als Diesel wird die Giulia Veloce mit einer weiteren Leistungsschippe für den 2,2 Liter-Motor aufwarten, dann mit einer maximalen Leistung von 210 PS.
Egal also, ob Alfisti oder einfach Kunde auf der Suche nach einem guten Auto. Den Weg zum Alfa-Händler sollte man in Zukunft bei der Shopping-Tour mit einplanen.
Text: Bernd Conrad, Fotos: Hersteller, Computerillustration: Remco Meulendijk
Die Giulia in voller Fahrt bei mein-auto-blog: