Reiche Londoner lassen ihre Autos bei Profis reifen.
Wer – Schlagworte wie Niedrigzinsniveau und Invest in Sachwerte einmal beiseite gewischt – teure Neuwagen oder Klassiker als Zweit-/Dritt-/oder-mehr-wagen kauft, für den bedeuten Autos natürlich mehr als für die Dame, die hier vor dem Fenster gerade im total verschrammten Gebraucht-Scenic mit Panini-Sammelstickern auf den Innenseiten der Scheiben ihre Kinder aus der Mittagsbetreuung abholt.
Das für erhaltenswerte Automobile nötige Kapital sammelt sich - das Leben ist oft ungerecht - genau dort, wo das mobile Objekt der Begierde eigentlich fehl am Platz ist. In Finanzmetropolen wie New York, Frankfurt oder London. Vor allem in der britischen Hauptstadt in Garagen absolute Mangelware und Parkrempler fast schon an der Tagesordnung.
Kein Wunder, dass dort das Geschäftsmodell einer Luxus-Autoeinlagerung funktioniert. Es begann mit dem Morgan von Firmengründer Tim Earnshaw. Während der – damals beim Formel 1 Team Scuderia Ferrari angestellt – viel unterwegs war, wollte er seinen Klassiker wohlbehütet unter Aufsicht und mit perfekten Lagerbedingungen verstaut wissen. Die Idee für Windrush war geboren: die sehen sich (ohne Witz!) als „Luxus-Spa für Automobile mit talentiertem und qualifiziertem Personal, das den Stolz des Kunden mit Hingabe und Fachwissen pflegt.“ Und man verspricht: „Was immer der Kunde wünscht – die Antwort ist ja.“
In einer Singapur-Style sauberen Tiefgarage mit großzügigen Stellplätzen und einer Luftfeuchtigkeit von 55% schlüpfen die meist teuren Autos nach einer gründlichen Wäsche mit Politur unter atmungsaktive Hauben. Zwei Mal täglich werden alle Garagenplätze gecheckt und ein Mal pro Woche wird das Batterieladegerät an jedem Auto kontrolliert. Alle zwei Monate werden bei jedem Auto wie Flüssigkeitsstände und z.B. der Reifendruck gecheckt, der Motor angelassen und das Auto auf dem Betriebsgelände sanft bewegt, bis der Motor und die Schmierstoffe die Arbeitstemperatur erreicht haben. Jedes Auto ist für seinen Besitzer, auch wenn er sich spontan anmeldet, zur sofortigen Ausfahrt bereit.
Das alles hat natürlich seinen Preis. Welchen? Nun. In der Außenstelle Cotswolds, 142 Kilometer nordwestlich von London gelegen, sind das noch humane 52 Pfund (aktuell ca. 60 Euro) netto pro Woche. Für den Luxus-Stellplatz im Zentrum Londons macht man die Preise dann doch britisch zurückhaltend mit dem Kunden direkt aus. Eine Multiplikation mit dem Faktor 10 dürfte wahrscheinlich sein.