Die Flugauto-Szene boomt wie nie zuvor. Wann hebt der erste ab?
Die Idee des Flugautos ist fast so alt wie der Personenkraftwagen selbst. 1917 ging das Autoplane von Glenn Curtis erstmals (nicht) in die Luft. Pleiten, Pech und Pannen folgten immer neue Projekte, Firmen und Pläne. Jetzt, 100 Jahre nach dem Erstling, könnte Musik in die Szene kommen. Das chinesische Unternehmen Geely hat die in den USA beheimatete Flugautofirma Terrafugia gekauft.
Allein zum Spaß werden die Chinesen das nicht gemacht haben, zudem haben sie bereits bewiesen, wie sich mit Weitsicht und viel Kapital Firmen und Entwicklungen nach vorne bringen. Volvo sprießt unter dem Dach von Geely wie ein Krokus in der Frühjahrssonne, die London Taxi Company bringt einen elektrischen Nachfolger des TX4 auf internationale Märkte und die neue Mainstream-Marke Lynk & Co setzt zum globalen Angriff an.
Terrafugia doktert seit vielen Jahren an der Idee des fliegenden Autos herum, schon vor fünf Jahren sollte das erste Modell namens Transition in die Serienproduktion abheben. Das Modell, mehr Flugzeug mit einklappbaren Tragflächen als Auto, benötigt für Start und Landung eine lange Rollbahn.
Der neue Eigner Geely hat jetzt 2019 als Verkaufsstart ausgerufen. Schon einen halben Modellzyklus danach, 2023, soll ein neues Modell namens TF-X an den Start gehen. Der kann den Planungen von Terrafugia zufolge auch in der Einfahrt des Kunden erfolgen, denn das elektrisch betriebene Flugauto soll senkrecht starten und landen können. Bis zu 320 km/h Reisegeschwindigkeit in der Luft sollen bei maximal 120 Metern Flughöhe möglich sein, und das auch voll autonom.
Auch in München wird am Flugauto gearbeitet. Die Firma Lilium Aviation entwickelt ein entsprechendes Modell mit zehn Metern Flügelspannweite. 36 Elektromotoren sollen für maximal 300 km/h Fluggeschwindigkeit sorgen, die Reichweite bei 300 Kilometern liegen. Im Gegensatz zur Terrafugia-Studie sind die Flügel hier nicht anklappbar, also dürften Starts und Landungen vor allem auf den Dächern von Bürotürmen in New York, Peking, Shanghai und Co. stattfinden.
Auch Lilium Aviation ist kein reines Spaßprojekt. Das zeigt die jüngste Kapitalrunde. 90 Millionen US-Dollar konnte das Unternehmen einsammeln. Außerdem konnten Mitarbeiter voin rennomierten Firmen wie Tesla, Gett und Airbus abgeworben werden.
Dass wir alle in Zukunft munter durch die Gegend fliegen, ist unwahrscheinlich. Vielmehr dürften Flugautos eine Alternative zu langen Staustrecken in Megacities sein und hier vornehmlich von Ride-Sharing-Diensten und Fahrtvermitteln wie Uber – die übrigens auch an einem Flugautoprojekt arbeiten – eingesetzt werden. Auch die Flugautohersteller selber werden eigene Nahverkehrsdienste anbieten.
Außerdem könnten Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten schneller an ihre Ziele kommen. So wie Ryan Gosling als „Officer K“ in Blade Runner 2049. Dessen fliegender Streifenwagen übrigens, dem Product Placement sei Dank, ein Peugeot-Logo im Lenkrad trägt. Im ersten Teil des Filmes, der 1982 erschien, ist Harrison Ford übrigens auch im Flugauto unterwegs. Nach Drehbuch im Jahr 2019 - dem Jahr, in dem das erste Terrafugia-Modell auf den Markt kommen soll.