Der Kia EV9 startet als Sechs- und Siebensitzer mit bis zu 541 Kilometern Reichweite. Erste Sitzprobe, auch als Video-Review!
Kia bringt im Laufe des zweiten Halbjahres sein neues Elektro-Flaggschiff EV9 auf den Markt, schon im zweiten Quartal startet die Produktion für Südkorea.
Das SUV ist 5,01 Meter lang, 1,98 Meter breit und bis zu 1,78 Meter hoch (GT-Line, Basisversion 1,76 Meter). Der Radstand beträgt üppig 3,10 Meter. Das schafft Platz für drei Sitzreihen im Innenraum. Je nach Wunsch wird der Kia EV9 als Sechs- und Siebensitzer erhältlich sein.
Sechs oder sieben Sitze
Die Sitze für Fahrer und Beifahrer lassen sich, wenn die entsprechende Option gewählt wird, bei Ladepausen auf Knopfdruck in eine Liegeposition bringen. Das ist von den Konzernbrüdern auf der auch hier verwendeten E-GMP (Electric Global Modular Platform) bekannt, beispielsweise dem Hyundai Ioniq 5 und dem Kia EV6.
Neu im großen Elektro-SUV: Auch die beiden Einzelsitze in der zweiten Reihe bieten diese Relax-Funktion. Alternativ kann man ein Mobiliar mit einer Drehfunktion bestellen. Dann können die Passagiere im Fond entgegengesetzt zur Fahrtrichtung Platz nehmen und sich mit den Insassen in der dritten Reihe (Siebensitzer) bzw. den beiden Einzelsesseln ganz hinten unterhalten.
Im lederfreien Innenraum kommen vermehrt nachhaltige Materialen, beispielsweise aus Mais, Zuckerrohr und natürlichen Ölen, zum Einsatz.
Der Lithium-Ionen-Akku im Kia EV9 hat eine Speicherkapazität von 99,8 kWh. Das soll für eine Reichweite von bis zu 541 Kilometern für die Variante mit Heckmotor und 19-Zoll-Felgen sorgen. Die permanenterregte Synchronmaschine leistet 150 kW (204 PS) und bringt bis zu 350 Newtonmeter Drehmoment. In 9,4 Sekunden beschleunigt diese Antriebsvariante aus dem Stand auf 100 km/h.
Das Allradmodell mit zweitem Motor an der Vorderachse hat eine Systemleistung von 283 kW (385 PS) und ein Drehmoment von 600 Newtonmetern. In sechs Sekunden beschleunigt der EV9 AWD aus dem Stand auf 100 km/h. Über den „Kia Connect Store” wird man nicht nur Infotainment-Apps beziehen können, sondern auch ein Power-Upgrade. Mit dem entsprechenden Klick steigt das Drehmoment um 100 auf 700 Newtonmeter, Nullhundert wird in 5,3 Sekunden erledigt.
Der Kia EV9 im Video
Nicht alle Märkte werden auch eine Variante mit kleinerem 76,1-kWh-Akku bekommen. Bei uns wird dieses Basismodell nicht im Programm zu finden sein. Hier leistet der Heckmotor interessanterweise mit 160 kW (218 PS) etwas mehr, das Drehmoment bleibt bei 350 Newtonmetern. Aufgrund des geringeren Gewichts geht es in 8,2 Sekunden auf 100 km/h.
Die 800-Volt-Technologie ermöglicht schnelles Laden. Dem Hersteller zufolge sollen 15 Minuten am dicken Kabel genügen, um Strom für 239 Kilometer Reichweite zu ziehen. Die V2L-Funktion (Vehicle to Load) kann externe Geräte und auch andere Elektroautos mit einer Ladeleistung von bis zu 3,68 kW mit Strom versorgen.
Der Highway Driving Assist soll, wo es die gesetzlichen Regelungen erlauben, auf der Autobahn automatisiertes Fahren nach Level 3 erlauben. Zu den 15 Sensoren im Auto gehören auch zwei Lidar-Module. Preise für den EV9 nennt Kia noch nicht. Unter 60.000 Euro wird es gewiss nicht losgehen. Zur Einordnung: Der Kia EV6 mit 58 kWh großem Akku und 125 kW (170 PS) startet bei 46.990 Euro (Stand März 2023).
Der EV9 im ersten Check
Zum ersten Kennenlernen stand der Kia EV9 in der Grund-Ausstattungslinie als Siebensitzer bereit. Nach dem Design-Check des Kolosses interessiert uns natürlich das Platzangebot im Innenraum.
Bei voller Bestuhlung bleibt nur wenig Platz fürs Gepäck. Hier konnten die Designer und Ingenieure in Südkorea ebenso wenig zaubern wie beim Platzangebot ganz hinten. Wie in den meisten Siebensitzer-SUV fühlen sich hier vor allem Kinder wohl.
Fürstlich sind dagegen die Platzverhältnisse in der zweiten Reihe. Knie, Füße und Kopf freuen sich über viel Luft, die Bank ist bequem gepolstert.
Lässig lümmeln auch Fahrer und Beifahrer auf ihren Sesseln. Das Cockpit bietet drei Displays. Zwischen dem digitalen Kombiinstrument und dem Touchscreen für das Infotainmentsystem werden die Klima-Funktionen auf einem weiteren Display mit berührungsempfindlicher Oberfläche versammelt.
Vom Fahrerplatz aus verdeckt aber leider der Lenkradkranz einen Großteil der Anzeige. Umso erfreulicher, dass Kia auch bei der Klimabedienung nicht nur auf ein digitales Bedienkonzept setzt. Temperatur und Lüftungsintensität können über gut erreichbare Kippschalter geändert werden. Darüber liegt nicht nur eine Walze für die Audiolautstärke, sondern auch eine virtuelle Tastenleiste zum direkten Ansteuern wichtiger Infotainment-Menüs. Das kennt man schon von aktuellen Kia Modellen wie dem Sportage.
Richtige Tasten und Drehwalzen gibt es auch im Vierspeichen-Multifunktionslenkrad. Logisch platziert und damit intuitiv bedienbar: Auch die Fahrmodi für Straße und Geländefahrten (Terrain Modes) lassen sich hier auf Knopfdruck aktivieren. Das Bedienkonzept im adrett mit Stoffleiste ausgeschlagenen Cockpit des Kia EV9 weiß zu gefallen, hier bleibt der Koreaner – im Gegensatz zum äußeren Format – auf angenehme Art und Weise bodenständig.