Lancia Ypsilon Lancia übertrifft Alfa Romeo

Die eigentlich tote Marke Lancia verkauft europaweit mehr Autos als Alfa Romeo.

Egal, wohin man in den Urlaub fährt- das Shoppingerlebnis ist austauschbar. Flagship Stores großer Markenartikler (oder Smartphonebauer), Textilketten wie H&M oder Zara und Franchise-Restaurants säumen die Ladenzeilen. Egal, in welcher Stadt man ist.

Wer durch Autohäuser schlendert, bekommt da mehr Abwechslung zu sehen. Vor allem in Italien. Denn dort ist die „tote“ Marke Lancia noch am Leben. In den FCA-Autohäusern findet sich noch Platz für das letzte Lancia-Modell, den kleinen Ypsilon. 2011 kam der Fünftürer, der sich die Plattform mit dem Fiat 500 teilt, auch bei uns noch auf den Markt. In England wurde er zuletzt als Chrysler verkauft, bevor FCA sich dazu entschloss, Lancia 2017 sterben zu lassen. Nur auf dem Heimatmarkt fanden und finden sich noch genügend Kunden für den individuellen Kleinwagen.

Und dabei handelt es sich nicht nur um einige wenige Liebhaber. Nachdem der Absatz zuletzt sogar noch anstieg, wurden im ersten Halbjahr 2019 34.691 Lancia Ypsilon erstmals zugelassen. Das berichtet die Website Fiatgroupworld.com. Damit wurden in den ersten sechs Monaten mehr Lancia zugelassen als Alfa Romeo. Mehr Ypsilon als vier Alfa-Baureihen, die gemeinsam 29.187 Neuzulassungen erreichten!

Der direkte Vergleich hinkt natürlich ein wenig. Mit dem Ypsilon bedient Lancia zielgenau die Bedürfnisse italienischer Kunden, die traditionell gerne kleine Autos fahren.

Alfa Romeo tummelt sich mit Stelvio und Giulia im Geschäftskundenmarkt, beide Baureihen mussten dort nach anfänglichen Erfolgen deutlich Federn lassen. Die Neuzulassungen der Giulia gingen im ersten Halbjahr 2019 um 44 Prozent auf 5.767 Autos zurück, der Stelvio fiel um 18 Prozent auf 13.771 Exemplare. Beide leiden unter den schnellen Modellzyklen der Premium-Mitbewerber, die mittlerweile viele neue Fahrzeuge im Programm haben. Vor allem beim Infotainment hinkt Alfa Romeo hinterher.

Trotzdem müssen es diese beiden Baureihen richten. Von Mito (561 Autos) und 4C (143 Autos) haben die Alfa-Händler noch einige Restbestände gekauft, die Giulietta ist ein Nischenprodukt in der Kompaktklasse. Immerhin hat der Fünftürer mit 8.952 Einheiten europaweit aber die Giulia weiter hinter sich gelassen, auch wenn im ersten Halbjahr 2018 noch doppelt so viele Giuliettas einen neuen Besitzer fanden als 2019.
Dem Bericht zufolge geht ein Teil der Zulassungsrückgänge bei Alfa Romeo auf eine geänderte Vertriebspolitik bei FCA zurück. Es werden weniger Tageszulassungen verkauft und damit weniger Autos auf die Händler zugelassen.

Lancia verkauft den Ypsilon zu Listenpreisen ab 13.800 Euro mit 69 PS 1.2 Liter-Benziner, als 0.9 TwinAir mit Erdgasantrieb oder als LPG-Version des 1.2-ers.

Lancia Ypsilon Zulassungen Europa 2019 Alfa Romeo

Der Autor dieser Zeilen sieht, unabhängig von der Performance anderer FCA-Konzernmarken, durchaus Potenzial für eine Wiederbelebung von Lancia auch außerhalb Italiens. Nicht mit dem acht Jahre alten Ypsilon, sondern mit neuen Ideen und frischen Konzepten. Fiat zeigt im Frühjahr 2020 den Nachfolger des 500 auch als Elektroauto. Diese Plattform, verbunden mit Mobilitätslösungen und einem „digitalen Premium-Ökosystem“ könnte eine Chance für Lancia sein. Aber mehr Details würden zu sehr in Richtung Marketingkonzept gehen, und das wird hier nicht einfach so serviert...

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad