Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel In Ehren ergraut?

Der überarbeitete Alfa Romeo Stelvio im Fahrbericht mit Video-Review.

Im hohen Alter lässt der Alfa Romeo Stelvio nochmal neuen Glanz an sein Kleid. Damit ist nicht das minimale Facelift mit Matrix-LED-Scheinwerfern und leicht geänderten Einlagen im vorderen Stoßfänger nebst Rauchglas-Rücklichtern gemeint, sondern die Farbwahl.

„Rosso Etna“ steht dem 4,69 Meter langen Mittelklasse-SUV gut, ist mit einem Aufpreis von 3.000 Euro aber auch saftig teuer. Immerhin ist das bessere Licht an der Front serienmäßig. Die bessere Sicht bei Nacht bringt einen Vorteil, was man von den digitalen Instrumenten nur teilweise behaupten kann. Traditionalisten und Fans klassischer Alfa Romeo dürften sich die schönen Runduhren mit hängenden Zeigern in tiefen Tuben zurückwünschen. Immerhin die Umrandung ist gleich geblieben, da man sonst in neue Formteile für das Cockpit investieren hätte müssen.

Der Stelvio im Video

Hinter dem Lenkrad blickt man im Stelvio, wie auch in der Limousine Alfa Romeo Giulia fortan auf digitalen Anzeigen, die mitsamt ihrem 12,3-Zoll-Display aus dem kleinen Tonale übernommen wurden. Drei verschiedene Layouts sind konfigurierbar, was aber mehr dem Spieltrieb frönt als Zusatznutzen bringt.

Ansonsten bleibt sich der Alfa Romeo Stelvio in den letzten paar Jahren seines Lebens treu. Vor dem 525 Liter großen Kofferraum wartet ein ausreichend geräumiger Innenraum auf bis zu fünf Insassen. Vorne freut man sich über gut konturierte Sitze und die gekonnte Integration ins Auto.
Das zentrale Infotainment-Display ist auch nach dem letzten Update im Konkurrenzvergleich zu klein und zu wenig hochauflösend. Dafür versöhnt die Bedienung über den Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole als Alternative zum teils trägen Touchscreen.

Immer mit Allrad und Automatik

Zwischen den Sitzen ragt auch weiterhin der Wählhebel des ZF-Achtstufen-Automatikgetriebes aus der Dekorfläche. Wie schön, dass die Stellantis-Kostenwächter hier (noch?) nicht denn sonst allgegenwärtigen Getriebestummel durchsetzen konnten.

Unter der Motorhaube passierte bei der Modellpflege nichts, außer dass die Auswahl zusammengestrichen wurde. Fortan ist der Stelvio als 280 PS starker Benziner oder Diesel mit 210 PS zu haben, jeweils kombiniert mit Allradantrieb (Q4) und Achtgang-Automatik. Das 510 PS starke Sportmodell mit 2,9 Liter großem V6 folgt gegen Mitte des Jahres.

Elektrifizierungsmaßnahmen, beispielsweise in Form eines Mildhybridsystems, wurden bei Giulia und Stelvio nicht vorgenommen. Beide Modelle bleiben also ehrliche Vierzylinder-Verbrenner. Während der Benziner mit seinem rauchigen Ton Sportsgeist vermittelt, klingt der 2,2 Liter große Vierzylinder-Diesel arg kernig.

Nachdem ein leicht spürbares Drehzahltal durchschritten wurde, drücken 470 Newtonmeter ab 1.750 U/min nach vorne. Das klingt nicht gerade üppig. Dank des relativ geringen Gewichts des Stelvio (1.820 Kilogramm mit EU-Durchschnittsfahrer an Bord) reicht die Kraft aber für zügiges Vorankommen aus.

SUV-Dynamiker

Alfa Romeo Stelvio Diesel Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Die Lenkung arbeitet direkt und gibt eine ordentliche Rückmeldung, was zusammen mit der leicht straffen Fahrwerksabstimmung die sportliche Grundhaltung des Italieners unterstreicht. Per Tastendruck umschaltbare Dämpferkennlinien als Teil einer aktiven Fahrwerkssteuerung gibt es optional. Die Option fehlt im Testwagen, der ohne sie auskommt, aber nicht wirklich.

Knapp über acht Liter Diesel verbraucht der Alfa Romeo Stelvio, wenn man nach dem Testtag der Anzeige des Bordcomputers glaubt. Dabei sind wir zwar Berge hinauf und herunter gefahren, waren aber nicht auf schnellen Autobahnabschnitten unterwegs. Viel sparsamer dürfte der Diesel im Alltag wohl nicht zu bewegen sein. Die WLTP-Normangabe liegt bei 6,0 – 6,6 Litern.

Das kostet der Alfa Romeo Stelvio

Alfa Romeo Stelvio Diesel Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Die Marketing- und Vertriebsplaner bei Alfa Romeo haben die Gelegenheit ausgelassen, den Stelvio mit dem Update spürbar teurer zu machen. Grazie mille!

Ein günstiges Auto ist er aber auch vorher nicht gewesen. Bei 57.650 Euro beginnt die Preisliste mit dem Diesel in der Ausstattungslinie Sprint, der Benziner 2.500 Euro teuer. Unser Testwagen trägt die Veloce-Line, die es mit dem Selbstzünder ab 62.650 Euro gibt. Der teure Lack, rote Bremssättel, das Assistenzpaket sowie das Premiumpaket (Leder auch am Cockpit, Harman/Kardon-Soundsystem) treiben den Preis dieses Exemplars auf 70.350 Euro.

Die Preise liegen also auf dem Niveau der Premium-Konkurrenz in Form von Audi Q3, BMW X3 und Mercedes GLC, die Garantieversprechungen darüber. Alfa Romeo gewährt vier Jahre Neuwagengarantie, beginnen mit dem Datum der Erstzulassung.

Fazit

Alfa Romeo Stelvio Diesel Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Das Update bringt aktuelle Matrix-LED-Lichttechnik in den Alfa Romeo Stelvio. Über Sinn und Stil der digitalen Instrumente lässt sich streiten. Ansonsten bleibt der Stelvio, was er vorher schon war. Eine selbstsichere, dynamisch ausgeprägte Alternative im Segment der Premium-SUV-Mittelklasse. Das zeigen auch die stolzen Preise.

Der 210 PS starke Diesel dürfte besser gedämmt arbeiten und weniger kernig zur Sache gehen. Seine Anhängelast liegt mit 2.300 Kilogramm auf dem Niveau des Benziners. Wer nicht zigtausende Autobahnkilometer im Jahr reist, dürfte mit dieser 280 PS starken Motorisierung im Stelvio vielleicht glücklicher werden.

Technische Daten

Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel

Antrieb Allradantrieb
Hubraum 2.143 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 154 kW / 210 PS bei 3.500 U/min
Max. Drehmoment 470 Nm bei 1.750 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Tankinhalt 58 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 6,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 215 m/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,0 - 6,6 Liter
Verbrauch real auf 100km 8,1 Liter (lt. Bordcomputer)
Reifenmarke und –format des Testwagens Dunlop Winter Sport 255/35 R20
Leergewicht 1.820 kg
Anhängelast (gebremst) 2.300 kg, Stützlast 95 kg
Länge / Breite / Höhe 4.686 / 1.903 / 1.693 mm
Grundpreis 57.650 Euro (Sprint) / 62.650 Euro (Veloce)
Testwagenpreis 70.350 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad