Neuer Supersportwagen aus Italien: Der Alfa Romeo 33 Stradale im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video.
Auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft will die Marke Alfa Romeo einen Blick zurückwerfen. Die Motorsporterfolge der Italiener sollen sich in einem neuen Supersportwagen spiegeln, der die Brücke zu künftigen Elektroautos bildet. Als Vorbild gilt der Alfa Romeo 33 Stradale aus dem Jahr 1967. Damals entstanden 18 Exemplare, von denen elf oder 12 (je nachdem, wen man fragt) ausgeliefert wurden. Für viele gilt er bis heute als der eindrucksvollste Alfa Romeo.
Der 33 Stradale im Video
56 Jahre zeigt sich der neue Alfa Romeo 33 Stradale. Auch er wird kein Massenprodukt, der Name ist Programm. Genau 33 Exemplare sollen ab Ende 2024 an solvente Fans der Marke ausgeliefert werden, mittlerweile sind auch alle verkauft. Teile der Konstruktion, darunter die Bodenwanne des Kohlefaser-Monocoque, übernimmt der Mittelmotor-Sportwagen vom Maserati MC20. Darüber kombinieren die Ingenieure den Werkstoff mit Trägern aus Aluminium und einer hinteren Scheibe aus Polycarbonat.
Aerodynamik ohne Flügel und Co.
Der 33 Stradale ist 4,64 Meter lang und (ohne Außenspiegel) 1,97 breit, aber nur 1,23 Meter hoch. Das Design zeigt mit den LED-Lidern an den Scheinwerfern etwas viel Lametta, weist mit der Neuinterpretation des „Scudetto“ an der Front aber wohl auch auf eine zukünftige Designsprache der Italiener hin. Unterboden, Lufteinlässe und Diffusor unterwerfen sich dem Diktat der Aerodynamik. Im Windkanal wurde lange getüftelt, damit der Sportler ohne große Leitwerke oder aktive Komponenten wie ausfahrbare Spoiler auskommt.
Für den Innenraum stehen zwei Themenwelten zur Wahl: „Tributo“ orientiert sich mit Farben und Materialien am Klassiker aus den 1960er-Jahren, „Corse“ zeigt sich mit Alcantara von der sportlichen Seite. Sogar ein Teil der Fahrgestellnummer mit acht Ziffern kann individuell gewählt werden.
Nicht nur die Farben, auch außen, und die Auskleidung des Cockpits kann man frei konfigurieren. Auch beim Antrieb hat man die Wahl. Den Alfa Romeo 33 Stradale soll es als Verbrenner und als Elektro-Sportwagen geben. Die Strategen gehen davon aus, dass 70 bis 80 Prozent der Fahrzeuge mit Benzinmotor gebaut werden.
V6-Benziner oder Elektro
Von einem neuen Motor als Weiterentwicklung des 2,9-Liter-V6 aus Giulia und Stelvio Quadrifoglio spricht man in Italien. Das mag korrekt sein, jedoch feierte das aufgeladene Aggregat seine Premiere bereits im Maserati MC20. Statt 630 leistet der Dreiliter, bei dem mehr Bohrung und Hub für das Plus von 0,1 Liter sorgen, im 33 Stradale 620 PS. Über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe von ZF werden die Hinterräder angetrieben.
Die lokal emissionsfreie Alternative mit 102 kWh großem Akku (90 kWh netto) statt 60-Liter-Tank ist der Elektro-33. 552 kW (750 PS) Leistung soll er bringen, die Reichweite bei rund 450 Kilometern liegen. 800-Volt-Technologie sorgt für kurze Ladezeiten. Noch ist nicht klar, ob man ein Drei-Motoren-Konzept mit Allradantrieb verfolgt oder zwei E-Maschinen die Hinterräder antreiben. Auch diese Variante soll in unter drei Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und „über 310 km/h“ schnell werden.
Mit rund 2,1 Tonnen wird der elektrische Alfa Romeo 33 Stradale 600 Kilogramm schwerer als der V6. Und wohl deutlich teurer. Preise werden nicht genannt, auch weil die individuelle Konfiguration der Kunden die Zahlen treibt. Unter 1,5 Millionen Euro dürfte aber kein Exemplar den Besitzer wechseln, mit Elektroantrieb dürften es wohl mindestens zwei Millionen Euro werden.
Erster Check mit Sitzprobe
In einem noch motorlosen Mock-up darf ich zur ersten Sitzprobe starten. Der Einstieg gelingt mit nur kurzer Übung ganz gut: Minimal-Limbo unter der Flügeltür, an Sitz und Lenkrad festhalten. Dann kann man reinrutschen und die Tür schließen.
Das Lenkrad hat Alfa Romeo von jeglichen Bedienelementen befreit, zum Motorstart steht ein Drehschalter in der Mittelkonsole bereit. Hier kann man auch in den manuellen Modus des Doppelkupplungsgetriebes (beim Benziner) wechseln. Weitere Kippschalter und Tasten im Starfighter-Stil gibt es in der Dachkonsole. Auf Zug am entsprechenden Hebelchen fährt das Infotainment-Display aus dem Armaturenbrett nach unten. Zumindest im Prototyp zeigt sich hier das Standard-Stellantis-Bauteil aus Jeep Avenger, Fiat 500e und Co. mit der entsprechenden Software. Die Instrumente vor dem Fahrer sind vollständig digitalisiert.
Mit 1,92 Metern Körpergröße passe ich gerade so unter die Glaskuppel. Im Sommer dürfte es hier trotz Klimaanlage sehr heißt werden. Nebensächlich, die meisten 33 Stradale dürften in Sammlergaragen verschwinden.
Fazit
Auch wenn der Alfa Romeo 33 Stradale nicht von Grund auf neu entwickelt wurde. Mit einer Auflage von nur 33 Exemplaren dürfte er, trotz exorbitanter Preise, für die Marke kein Geld verdienen. Als Image-Lokomotive soll er auf das reguläre Modellprogramm abstrahlen.
Reicht die Verbeugung vor einer lange zurückliegenden Zeit, um Alfa Romeo fit für die Zukunft zu machen? Immerhin setzt der 33 Stradale mit der Option auf Elektroantrieb zum Spagat zwischen Gestern und Morgen an.