Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo Neuer Lidstrich - und sonst?

Die Alfa Romeo Giulia Competizione mit Facelift im Fahrbericht mit Video-Review.

Sieben Jahre sind in der Autowelt eine lange Zeit, die meisten Modelle durchleben darin einen kompletten Lebenszyklus mit Facelifts und Updates. Alfa Romeo ließ sich mehr Zeit. Ganze sieben Jahre nach der Markteinführung zeigt sich die Mitteklasse-Baureihe Giulia bereit für eine Überarbeitung.

Der Fahrbericht im Video

Übertreiben wollen es die Italiener aber auch nicht. An der Front fallen neue Scheinwerfer mit jeweils drei LED-Bögen für Tagfahrlicht und Blinker pro Seite auf, womit sich das Design an den kleineren Tonale anlehnt. Nicht nur das: Die Xenon-Scheinwerfer haben ausgedient, jetzt gibt es in allen Modellen serienmäßig Matrix-LED-Licht.

Ansonsten muss man genau hinsehen, um den leicht geänderten vordere Stoßfänger und die Rückleuchten in Klarglas-Optik zu erkennen. Unser Testwagen trägt zudem die neue Optionsfarbe „Grigio Lunare Opaco“, die es exklusiv für das Sondermodell Competizione auf Basis der Ausstattungslinie Veloce gibt.

Jetzt mit digitalen Instrumenten

Innen trägt die Giulia Competizione schwarze Lederbezüge mit roten Kontrastnähten, auch am Cockpit. Hier präsentieren sich hinter dem Multifunktionslenkrad jetzt die vom Tonale bekannten Digital-Instrumente auf einem 12,3 Zoll großen Display. Fans der Marke dürften die herrlich-klassischen Rundinstrumente in tiefen Höhlen vermissen.

Wie beim Konkurrenten BMW 3er läuft die Skala des Drehzahlmessers gegen den Uhrzeigersinn und die Tachoanzeige. Drei Layouts lassen sich einstellen, die sich aber nur marginal voneinander unterscheiden.

Mit dem Facelift wird die Giulia digitaler. Fahrzeugdaten wie die Servicehistorie werden als NFT (Non-Fungible Token) fälschungssicher mit Blockchain-Technologie online abgelegt. Aus dem Internet lassen sich zudem Infotainment-Inhalte „over the air“ updaten.

Benziner oder Diesel ohne Elektrifizierung

Alfa Romeo Giulia Turbo Competizione Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Klassisch bleibt das Antriebskonzept. Auf eine Elektrifizierung der Giulia verzichtet die Marke Alfa Romeo, dünnt aber das Motorenangebot aus. Diesseits des 510 PS starken Quadrifoglio-Topmodells, das ab Mitte 2023 mit den neuen Scheinwerfern vorfahren wird, gibt es nur noch zwei Motoren, beide verknüpft mit einer Achtstufen-Automatik von ZF und Allradantrieb (Q4 genannt).

Neben dem 2,2 Liter großen Diesel mit 210 PS bieten die Italiener den ebenfalls bekannten Zweiliter-Turbo-Benziner mit vier Zylindern und 206 kW / 280 PS an. Er steckt unter der mattgrauen Haube unseres Testwagens und wird wie gewohnt mit dem Startknopf im Lenkrad zum Leben erweckt.

400 Newtonmeter maximales Drehmoment stehen bei 2.250 U/min an. Damit ist die rund 1,6 Tonnen schwere Limousine kräftig motorisiert. Befehle am Gaspedal werden schnell im Vortrieb umgesetzt, auch dank der aufmerksamen Automatik. In Veloce und Competizione arbeitet, zusätzlich zum Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung nach vorne auch ein mechanisches Sperrdifferenzial an der Hinterachse. In schnellen Kurven wird die Drehzahl des inneren Hinterrads verringert, was der Giulia beim Hüftschwung um den Scheitelpunkt hilft.

Testverbrauch: rund 10 Liter / 100 km

Alfa Romeo Giulia Turbo Competizione Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Zur ausgeprägten Fahrdynamik der Italienerin passt die präzise Lenkung mit relativ hohen Rückstellkräften. Unverändert bleibt auch das straffe Fahrwerk, das aber noch immer ausreichende Komfortreserven bereithält. Das Sondermodell Competizione bringt eine aktive Dämpferkontrolle mit. Im „D“-Fahrmodus der DANN-Steuerung (Dynamik, Natural, Advanced Efficiency) kann man per Tastendruck eine härte Abstimmung wählen. Vor allem bei Stadttempo poltert das Auto dann aber sehr unbeholfen über Verwerfungen im Asphalt.

Nach Ende der Testfahrten steht ein Verbrauchswert von zehn Litern Super je 100 Kilometer in der Anzeige des Bordcomputers, der WLTP-Wert liegt bei 7,5 – 8,4 Litern (kombiniert). Hohe Zahlen, die zeigen, dass der Antrieb der Giulia konstruktiv schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Dafür bietet er aber auch traditionellen Fahrspaß bei angenehmem Klang.

Das kostet die Giulia

Alfa Romeo Giulia Turbo Competizione Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Nicht nur beim Rhythmus für die Modellpflege geht Alfa Romeo seinen eigenen Weg, sondern auch bei den Preisen. Mit dem Facelift wird die Giulia nämlich, im Gegensatz zu den sich schnell drehenden Preisspiralen sämtlicher Mitbewerber, nicht teurer.

Das heißt aber nicht, dass die Italienerin in Schnäppchen ist. Den selbst gewählten Premium-Anspruch untermauern auch die Tarife, die für das Basismodell Sprint als Benziner bei 54.250 Euro starten. Gleich teuer ist der Diesel in der Linie TI, der damit 750 Euro günstiger als der Vorgänger ist. Dr TI-Benziner ist 2.500 Euro teurer, kostet mit 56.750 Euro um 750 Euro mehr der Vorgänger. In der Ausstattungslinie Veloce werden beide Motorisierungen leicht günstiger als bisher.

Vier Jahre Garantie

Alfa Romeo Giulia Turbo Competizione Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Das Sondermodell Giulia Competizione kostet mit dem 280 PS starken Vierzylinder 63.250 Euro. Unser Testwagen mit Optionslack und Assistenzpaket hat einen Listenpreis von 66.500 Euro. Zum Vergleich: ein ähnlich ausgestatteter BMW 330i xDrive mit 245 PS kostet aktuell (Stand März 2023) 65.880 Euro.

Giulia legt aber Wert auf die Tatsache, dass sie sich durchaus eine längere Beziehung vorstellen kann. Als Mitgift winkt eine Neuwagengarantie für de Zeitraum von vier Jahren ab Erstzulassung.

Fazit

Alfa Romeo Giulia Turbo Competizione Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Selbstsicherheit oder Budget-Zwang? Es dürfte eher am Timing liegen, dass das Facelift der Alfa Romeo Giulia so dezent ausfällt. Moderne Matrix-LED-Scheinwerfer waren überfällig, die neuen Digital-Instrumente freuen eher die Kostenrechner beim Hersteller als die Alfa-Fans.
In rund zwei Jahren dürften die ersten vollelektrischen Alfa Romeo-Modelle auf der neuen STLA-Konzernplattform vorgestellt werden. Bis dahin erfreut die Alfa Romeo Giulia, insbesondere als Benziner, weiter mit einem agilen Fahrverhalten, sportlichem Zuschnitt und feinsinnigem Design.

Technische Daten

Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo 16V

Antrieb Allradantrieb
Hubraum 1.995 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 206 kW / 280 PS bei 5.250 U/min
Max. Drehmoment 400 Nm bei 2.250 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Tankinhalt 58 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 5,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 240 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 7,5 - 8,4 Liter
Verbrauch real auf 100km 10,0 Liter (lt. Bordcomputer)
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli Winter Sottozero 225/40 R19
Leergewicht 1.640 kg
Anhängelast (gebremst) 1.600 kg, Stützlast 64 kg
Länge / Breite / Höhe 4.650 / 1.860 / 1.438 mm
Grundpreis 63.250 Euro
Testwagenpreis 66.500 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad