Erste Fahrt im neuen Audi Q3.
Mit dem Q3 betrat Audi im Jahr 2011 das Marktsegment der kompakten SUV. Sieben Jahre später darf von einer Erfolgsgeschichte gesprochen werden. Über 1,1 Millionen Autos wurden in sieben Jahren verkauft. Da könnte man den Nachfolger doch behutsam weiterentwickeln, oder?
Es ist viel passiert im Volkswagen-Konzern. Nein, nicht was Sie jetzt denken. Ich nehme Bezug auf die drei Buchstaben MQB. Der Modulare Querbaukasten als Grundlage sämtlicher Modelle vom Kleinwagen (MQB A0) bis zur Mittelklasse (VW Passat, Arteon) und großen SUV (VW Atlas / Teramont) stellt viele Weichen für den Audi Q3 neu.
Mit dem neuen Unterbau teilt er sich jetzt die Technik mit vielen Konzernbrüdern, vom Seat Ateca und Skoda Kodiaq bis zum VW Tiguan. Das tut dem Audi gut. Nachdem es mittlerweile mit dem Q2 ein kleineres SUV-Modell er Ingolstädter gibt, konnte der Q3 deutlich wachsen.
In der Außenlänge nahm er um fast zehn Zentimeter auf jetzt 4,49 Meter zu, entspricht damit ziemlich genau den VW Tiguan. Der Radstand wuchs um 77 Millimeter auf jetzt 2,68 Meter. Zwei Kenngrößen, die zusammen mit 1,8 Zentimetern mehr Breite ein Fundament für das Aha-Erlebnis im neuen Audi Q3 sind.
Aha, mehr Platz! Mit dem Modellwechsel ist der Audi Q3 zum vollwertigen Familienauto geworden. Das hat die Ingenieure bei Audi wohl sehr gefreut, denn die haben es nicht beim größeren Raumangebot belassen, sondern gleich weitergemacht. Die bequeme Rücksitzbank, auf der auch große Menschen ausreichend Knieraum haben, lässt sich serienmäßig um 15 Zentimeter in der Länge verschieben. Außerdem ist ihre Lehne in der Neigung in sieben Stufen einstellbar und eine Dreiteilung ergibt maximale Variabilität beim Transport von sperriger Ladung und Passagieren.
An den Seiten der Fondbank fand sich sogar noch Platz für gut erreichbare Staufächer, wo Taschentücher oder MP3-Player der Kinder aufgehoben werden können. Der Kofferraum dahinter schluckt auch mehr Urlaubsgepäck als zuvor: Mit mindestens 530 Litern (bis 675, je nach Stellung der Rücksitzbank) fasst er 70 Liter mehr als der des Vorgängers. Klappt man hinten alles um, passen maximal 1.525 Liter in den neuen Audi Q3.
Die Kofferraumabdeckung lässt sich dann unter dem doppelten Ladeboden verstauen. Ein praktisches Detail, das längst nicht in allen Autos in Erscheinung tritt.
Und vorne? Auch hier gibt es viel Freiraum, die bequemen Sportsitze des Testwagens mit S-Line-Paket sind vielfach elektrisch einstellbar und verwöhnen auch mit einer ausziehbaren Oberschenkelauflage.
Das Armaturenbrett folgt dem Stil der aktuellen Audi-Neuheiten. Analoge Instrumente gibt es im Q3 nicht mehr. Serienausstattung wird ein Virtual Cockpit mit 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale. Mit dem größeren Radiosystem MMI plus ziehen weitere Optionen und Darstellungen ein, das System dürfte dem im VW Polo entsprechen.
Im Testwagen war, wen wunderts, die maximale Ausbaustufe verbaut. 12,3 Zoll misst das größte Virtual Cockpit. Es stellt Kartendaten und Fahrdaten ebenso gestochen scharf da wie das zweite Display in der Mittelkonsole. Mit dem größten Navigationssystem wächst der deutlich zum Fahrer hin geneigte Touchscreen von 8,8 auf 10,1 Zoll.
Die Sichtachse des Virtual Cockpit teilt er aber nicht. Weiterhin setzt Audi auf Lüftungsdüsen über dem Display, das damit ein paar wertvolle Zentimeter zu tief liegt. Auf das Angebot eines Head-up-Displays verzichtet Audi beim Q3 übrigens.
Offiziell reichen die beiden digitalen Anzeigenfelder aus (in der Realität auch). Die technische Grundlage dürfte aber nur ein abgespecktes Head-up-Display mit der Projektion auf eine kleine Plexiglasscheibe erlauben, was nicht dem Premium-Anspruch von Audi genügt.
Digital angebunden, nicht nur mit DAB, und voll mit der Welt vernetzt ist der Audi Q3 als Neuheit im Jahr 2018 natürlich. Neben der Datenautobahn soll er aber auch auf der Straße brillieren.
Obwohl das auffällige „Puls Orange“ des Testwagens manchen an ein Kommunalfahrzeug erinnern mag, will er auch auf Langstrecken Profil zeigen. Dazu haben sie ihm den 230 PS starken Zweiliter-TFSI mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe namens S-Tronic und permanentem Allradantrieb eingebaut.
Im neuen Audi-Sprech heißt dass dann A3 45 TFSI Quattro. Der permanente Allradantrieb verteilt die Kraft von maximal 350 Nm über eine Lamellenkupplung elektronisch geregelt an die beiden Achsen.
Alle vier Räder treibt auch der 150 PS starke 35 TDI an, eine Version davon mit Frontantrieb kommt ebenso wie der 190 PS starke Quattro-Diesel (40 TDI) später. Basismodell ist übrigens der stets frontgetriebene 35 TFSI mit 150 PS starkem Benziner. Dazu ein anderes Mal mehr, kümmern wir uns um den zur Probefahrt bereitstehenden 45er.
EA888, so der interne Entwicklungscode des Zweiliter-Turbos, der das meistge- und verbaute Aggregat im Volkswagen-Konzern weltweit ist, macht auch im neuen Audi Q3 eine sehr gute Figur. Die S-Tronic hält ihn stets in den Drehzahlregionen, in denen er nicht mal ansatzweise seine Stimmer erheben muss und schaltet dabei so geschickt, dass die Wippen am Lenkrad eigentlich überflüssig sind.
Beim Tritt auf das Gaspedal steht aus jeder Situation heraus mehr als Genug Leistung zur Verfügung und der Q3 fährt fast so schnell durch die Kurve die der Lichtkegel der Matrix-LED-Scheinwerfer. Die kosten weiterhin Aufpreis, die Basis kommt mit einfacheren LED-Lichtern.
Über die „Drive Select“-Taste lässt sich neben der Reaktion des Antriebs auch das Fahrwerk auf fast jeden Untergrund und jeden Fahrstil einstellen. Auch der schnelle Wechsel, zum Beispiel vom Dynamik- und den Komfortmodus gelingt prima über einen Tastendruck. Trotz aller Digitalisierung muss es nicht immer der Tanz durch die Menüs auf dem Touchscreen sein.
Das haben sie sich wohl auch für die Audiobedienung gedacht, wohl schon im fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Auch wenn der Dreh-Drück-Knopf für die Lautstärkeeinstellung etwas verloren in der Mittelkonsole platziert zu sein scheint, ist seine Anwesenheit doch mit großer Freude verbunden.
Fazit zum neuen Audi Q3
Zufriedenheit hinterlässt nicht nur der Audioknopf, sondern nach dem gemeinsamen Tagesausflug auch das ganze Auto. Vor allem das größere Platzangebot und der deutlich gestiegene Komfort im Vergleich um Vorgänger zeichnen den neuen Audi Q3 aus, der plötzlich auch zum ernsthaften Mitbewerber für ausgewachsene Mittelklassekombis (schöne Grüße an den A4 aus gleichem Hause) wird.
Einen validen Testverbrauch könnte erst ein längerer Einsatz des Q3 45 TFSI aufs Blatt diktieren, glauben wir also dem Bordcomputer mal die 9,2 Liter inklusive vieler Rangierfahrten für Foto- und Videokamera.
Die Preise für den Q3 stehen knapp sechs Wochen vor dem Marktstart im November 2018 noch nicht fest. Audi hat nur den Basispreis von 33.500 Euro für das Einstiegsmodell verraten. Der Testwagen mit dem aktuell stärksten Motor, S-Line-Lametta innen und außen sowie als limitiertes Sondermodell Edition One dürfte schon mehr als das Doppelte kosten.
Zu viel des Guten? Bald gibt es erste Eindrücke zum Audi Q3 mit der Basismotorisierung.
Technische Daten
Audi Q3 45 TFSI Quattro Edition One |
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Hubraum | 1.984 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 169 kW / 230 PS bei 5.000 - 6.700 U/min |
Max. Drehmoment | 350 Nm bei 1.500 - 4.400 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 233 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | noch nicht bekannt |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Hankook Ventus S1 Evo 255/40 R20 |
Leergewicht | 1.695 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.485 / 1.849 / 1.585 mm |
Grundpreis | noch nicht bekannt |
Testwagenpreis | noch nicht bekannt |