Der Cadillac XT4 mit Vierzylinder-Dieselmotor im ersten Fahrbericht.
Cadillac. Ein Markenname, der bei Jung und Alt für Glamour und den „American Way of Luxury“ steht. Groß und mächtig wie das Image sind die Autos. Vom Straßenkreuzer in nachkolorierten Filmklassikern bis hin zum Escalade-SUV im Hip-Hop-Musikvideo.
Das oder ähnliche Gedanken mag man als Interessent im Kopf haben, wenn man die Website von Cadillac in Europa aufruft. Mal gucken, was es da so gibt. Und dann die Überraschung: Nach dem Auslaufen der Limousine CT6 und des Escalade beschränkt sich das Angebot der amerikanischen Premiummarke auf ein einziges Modell, den neuen XT4. Hinter dieser kryptischen Bezeichnung steckt ein einigermaßen kompaktes SUV.
Der XT4 im Video-Review
Mit 4,59 Metern Länge will der Cadillac Escalade Kunden ködern, die sich vielleicht einen Audi Q3 oder Q5, den BMW X1 bzw. X3, vielleicht auch einen Lexus NX näher ansehen. Die sollen jetzt auch in eines der elf (!) Cadillac-Autohäuser (Servicestellen gibt es über 100) gelockt werden. Dort, wo typischerweise neben der Marke auch die Corvette und diverse Pickups als Grauimport angeboten werden, darf also in Zukunft über Optionen und Rabatte des ziemlich gewöhnlichen XT4 verhandelt werden.
Zum Start nur als Diesel
2021 wird dann auch die Frage gestellt: Benziner oder Diesel? Ja, richtig gelesen. Beides sind aufgeladene Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum. Der Benziner mit 230 PS folgt im kommenden Jahr, zum Marktstart steht der Cadillac XT4 350D mit einem 174 PS starken Diesel bereit. Er ist mit Front- oder Allradantrieb kombinierbar, der Benziner wird immer das AWD-Schildchen am Heck tragen.
Eine Wandlerautomatik mit neun Stufen ist serienmäßig. Zur ersten Probefahrt wird der Wählhebel auf D gestellt und das knapp 1,8 Tonnen schwere SUV setzt sich in Bewegung. Der Diesel knurrt lautstark unter der Motorhaube, vor allem nach dem Kaltstart. Aber auch beim Beschleunigen lässt er nie Unklarheit über sein Arbeitsprinzip.
381 Newtonmeter maximales Drehmoment stehen bei niedrigen 1.500 U/min an. Damit ist der Cadillac XT4 ausreichend spurtstark. Lediglich auf der Autobahn geht im schnell die Puste aus. Wer bei 130 km/h das Gaspedal voll durchdrückt, spielt ein Geduldsspiel mit der Tachonadel. Dazu kommt die sehr entspannte Automatik, deren Gangwechsel manchmal zu bedacht ausfallen.
Das Fahrwerk des Cadillac XT4 weiß zu gefallen. Mit den auf dem Testwagen montierten 20-Zoll-Felgen liegt der Ami teils sehr straff, aktive Dämpfer sollen helfen. Komfortfreunden sei ein kleinerer Durchmesser der Leichtmetallfelgen zu empfehlen.
Gute Bedienstruktur
Während es im Fond und trotz angeblich 637 Litern Volumen auch im Kofferraum eher eng zugeht, sitzen Fahrer und Beifahrer auf bequemen Sesseln mit viel Platz in alle Richtungen. Das Dreispeichenlenkrad gibt den Blick frei auf herrlich klassische Analoginstrumente für Geschwindigkeit und Drehzahl. Dazwischen gibt ein Display Auskunft über Bordcomputerangaben, Audio und Navigation.
Das Infotainmentdisplay mit acht Zoll Bildschirmdiagonale gefällt mit guter Auflösung und klarer Menüstruktur. Erwähnenswert ist die intuitive Bedienung des Cadillac XT4. Neben dem Touchscreen kann ein Dreh-Drücksteller in der Mittelkonsole verwendet werden. Darüber wurde ein separater Drehregler für das Audiosystem platziert.
Damit gelingt die Mensch-Maschine-Interaktion zielsicher und wesentlich ablenkungsärmer als mit jedem noch so tollen Touchscreen. Außerdem freuen sich physische Tasten für Klimaautomatik, Sitzheizung und -Lüftung sowie einige Assistenten auf Fingerkuppen. Warum der Spurhalteassistent aber in der Mittelkonsole aktiviert oder deaktiviert wird, bleibt wohl das Geheimnis der Projektstrategen.
Sondermodelle kommen zuerst
Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage arbeitet zuverlässig. Auch der digitale Innenspiegel, der unabhängig von der Ladehöhe die Sicht nach hinten drei gibt, darf als moderne Fahrhilfe zählen. Ungewohnt für Markenneulinge, von denen es mit dem XT4 ja viele geben soll: Anstelle von Warntönen vibriert bei Cadillac der Sitz, wenn man zu dicht auffährt oder ein Objekt im toten Winkel übersieht.
Zum Marktstart gibt es vorkonfigurierte Sondermodelle als Launch Edition und Launch Edition Sport. Die Preise für den Cadillac XT4 beginnen damit bei 42.900 Euro. Serienmäßig sind dann u.a. 18-Zoll-Felgen, Lederausstattung mit Kunstlederanteil, ein BOSE-Soundsystem und Navigation.
Die Launch Edition Sport startet, zusätzlich u.a. mit Head-up-Display, 20-Zoll-Felgen und LED-Kurvenlicht, bei 47.100 Euro. 2021 starten die regulären Ausstattungslinien Luxury, Premium Luxury und Sport. Die Preise beginnen dann bei 35.800 Euro.
Im Vergleich mit dem DS7 Crossback, der als individuelle Alternative unter den SUV sicherlich ein Mitbewerber ein wird, ist der Cadillac XT4 damit fair eingepreist. Beide Fahrzeuge wird man eher selten auf der Straße antreffen.
Fazit
Der Cadillac XT4 ist ein anständig verarbeitetes SUV mit individuellem Design und moderner Connectivity. So gewöhnlich das alles klingt, umso ungewöhnlicher ist er für den klassischen Kunden der Marke. Cadillac muss mit dem XT4 neue Käuferschichten gewinnen. Ob das mit dem dünnen Händlernetz und dem Verzicht auf Hybrid-Versionen gelingt, bleibt abzuwarten.
Technische Daten
Cadillac XT4 350D Sport |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.995 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 128 kW / 174 PS bei 3.500 U/min |
Max. Drehmoment | 381 Nm bei 1.500 - 2.750 Nm |
Getriebe | Neungang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,7 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,0 Liter (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 1.768 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.593 / 1.881 / 1.612 mm |
Grundpreis | 44.800 Euro |
Testwagenpreis | 54.130 Euro |