Der neue DS 9 E-Tense 225 im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Nein, an das Bajoranische Wurmloch und die dort angesiedelte Raumstation „Deep Space 9“ (DS9) oder andere Teile des weit verzweigten Star-Trek-Universums haben die Produktplaner von DS Automobiles wohl nicht gedacht. Im Gegensatz zur Basis im Weltraum soll ihr neues Produkt auch lieber umherfahren anstatt fest an einem Ort zu sein. Bei der Raumfülle könnte man aber anfangen, Gemeinsamkeiten zu suchen.
Das Video zum DS 9
Der DS 9 stellt das Topmodell der noch jungen französischen Premiummarke dar, was er durch die größte Ziffer darstellt. Auf Basis der verlängerten EMP2-Plattform des Stellantis-Konzerns (Efficient Modular Platform 2) baut die Limousine auf, teil sich dabei den 2,90 Meter langen Radstand mit dem Peugeot 508 L. Der Bruder wird nur in China verkauft und auch dort gebaut. Auch der DS 9 soll vor allem im Reich der Mitte die Marke voranbringen, wird aber auch aus China zu uns exportiert.
Viel Platz im Fond
Mit einer Länge von 4,93 Metern fährt der DS 9 beim Format ins Segment von Audi A6 und Co. Die Ausmaße sollen dabei vornehmlich dem Reisekomfort im Fond dienlich sein. Vor dem 510 Liter großen Kofferraum öffnen lange Türen den Zugang. In der Tat wurde nicht zu viel versprochen. Auch der 1,92 Meter große Autos hat noch mehr als genug Abstand zwischen den Knien und dem ganz nach hinten gestellten Vordersitz. Bei aller Freude darüber darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass Konkurrenten wie der Skoda Superb eine ähnliche Tanzsaal-Atmosphäre bieten.
Die Rücksitzbank im DS9 ist relativ nah am Boden montiert. Das sorgt zwar, trotz der nach hinten abfallenden Dachlinie, für ausreichend Kopffreiheit. Gleichzeitig bedingt diese Position aber stark angewinkelte Beine der Passagiere. Der DS 9 – Testwagen fuhr in der höheren Ausstattungslinie Rivoli+ mit optionaler „Inspiration Opera in Rubi-Rot“ vor. Dann bringt er eine breite Mittelkonsole hinten und Sitzmassage im Fond mit. Außerdem lassen sich die Plätze auch hier beheizen und lüften.
Teure Optionsaustattung mit edlem Leder
Dunkelrotes Nappaleder spannt sich nicht nur über Sitze und Lehnen, sondern auch über die Oberseite der Armaturentafel sowie die Türverkleidungen. Schwarzes Alcantara ziert den Dachhimmel. Die Detailverliebtheit geht hin zu belederten Haltegriffen im Dach mit handgestochenen Nähten.
Fahrer und Beifahrer nehmen auf bequemen Sitzen mit ausziehbarer Oberschenkelauflage Platz. Beide Sessel lassen sich elektrisch einstellen und haben eine Memory-Funktion. Die vielschichten Massage-Programme sind aus anderen Konzernmodellen bekannt.
Das gilt auch für die Bedienstruktur und die Anzeigengrafiken im Cockpit. Hinter dem Lenkrad kann man das 12,3 Zoll große, digitale Kombiinstrument vielfältig konfigurieren. Der Monitor des Infotainmentsystems ist auf eine Bildschirmdiagonale von 12 Zoll angewachsen. Über den Touchscreen oder eine Tastenleiste darunter lassen sich die Menüs für Klimaanlage, Audio, Navigation und Co. ansteuern. Außerdem kann man Energie im Akku speichern, um am Ziel einer Reise – z.B. in einem Innenstadtgebiet – lokal emissionsfrei unterwegs zu sein.
Bis 135 km/h elektrisch
Die 11,9 kWh große Lithium-Ionen-Batterie soll nach Norm eine Reichweite von 48 Kilometern ermöglichen. Auf den ersten Testfahrten konnte das noch nicht nachgeprüft werden. Erfahren mit technisch bauglichen Konzernmodellen lassen aber einen Elektro-Radius von 35 bis 40 Kilometern erwarten. Dann wird Wechselstrom einphasig geladen, einen CCS-Anschluss gibt es nicht.
Bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h ist der DS 9 E-Tense elektrisch unterwegs. Wenn der entsprechende Fahrmodus eingestellt ist, verharrt er auch möglichst lange darin. Ein maximal 81 kW (110 PS) starker Elektromotor hängt an der Achtgang-Wandlerautomatik. Er arbeitet mit einem 1,6 Liter großen Vierzylinder-Benziner zusammen, der 180 PS mitbringt. Die Systemleistung des Hybrid-Antriebs liegt bei 165 kW / 225 PS.
Der Übergang zwischen den beiden Teilantrieben gelingt komfortabel, Rucke sind ebenso wenig zu vernehmen wie ein übermäßig lautes Geräusch des Verbrenners. Ein Verdienst des üppig verwendeten Dämmmaterials und der Akustikverglasung.
Adaptive Dämper für viel Komfort
Zum hohen Fahrkomfort trägt auch die beim DS 9 Rivoli+ serienmäßige „DS Active Scan Suspension“ bei. Eine Kamera nimmt Informationen über die Straßenbeschaffenheit auf und übermittelt sie an das Steuergerät der adaptiven Dämpfer. Sie werden dann in Sekundenbruchteilen vorkonditioniert. Wie sich das beim Fahren anfühlt? Sanft und entspannt, ohne zu weich zu wirken. Hier hat der DS 9 einen Vorteil gegenüber dem erwähnten Skoda Superb. Der schwingt in der komfortablen Stufe des DCC-Fahrwerks manchmal stark nach, was empfindlichen Menschen auf den Magen schlagen kann. Im DS 9 ist das nicht der Fall.
Sitzmassiert und wohlgebettet kommt man am Steuer des DS 9 gar nicht erst in die Verlegenheit, dynamische Ambitionen zu entwickeln. Gut so, denn dann passt das auch mit der nicht allzu direkten Lenkung.
Das kostet der DS 9
Eine große Limousine hat dieser Tage in Europa einen leichten Stand, als Importprodukt in Deutschland erst recht nicht. Das weiß auch DS Automobiles und versucht gar nicht erst, durch eine aggressive Preisstrategie einen Kampf anzuzetteln, den man schwerlich gewinnen kann.
Ab 47.550 Euro steht der reine Benziner PureTech 225 in der Ausstattungslinie Performance Line+ in der Preisliste bzw. im Konfigurator. Der Plug-in Hybrid E-Tense 225 ist mit 52.810 Euro deutlich teurer. Nach Abzug der Umweltprämie ist der aber etwas günstiger als der Benziner, zudem profitieren Fahrer eines Firmenwagens von Vorteilen bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils.
Der getestete DS 9 E-Tense 225 Rivoli+ kostet 55.560 Euro. Mit den Optionen des Testwagens werden über 63.000 Euro aufgerufen. Ein selbstbewusster Preis!
Fazit
Individualisten, nicht nur mit frankophiler Ader, finden im DS 9 eine gute Alternative zum automobilen Establishment. Neben dem Platzbedarf im Fond und einem Hang zur Extravaganz sollten sie dabei auch über eine dicke Brieftasche verfügen. Hoher Fahrkomfort steht im Fokus des Konzepts, der Plug-in-Hybrid spielt seine Vorteile vor allem im Pendlerverkehr aus. Zu den Sternen reisen wird der DS 9 also nicht. Bis zur weit entfernten Raumstation vergehen aber, auch in der Science-Fiction-Story, noch über 300 Jahre.
Technische Daten
DS 9 E-Tense 225 Rivoli+ |
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Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
Hubraum | 1.598 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 133 kW / 180 PS beo 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 300 Nm bei 3.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 81 kW (110 PS) |
Systemleistung: kW / PS | 165 kW / 225 PS, 360 Nm |
Batterie | 11,9 kWh Lithium Ionen |
Tankinhalt | 42 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 135 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,6 Liter |
Leergewicht | 1.845 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.300kg, Stützlast 70 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.934 / 1.855 / 1.460 mm |
Grundpreis | 55.560 Euro |
Testwagenpreis | 63.010 Euro |