Erste Klasse auf der Langstrecke im Ford S-Max Vignale.
Für eine Reise innerhalb Europas, nehmen wir einfach mal eine Strecke wie die von Frankfurt nach Mailand, bietet sich das Flugzeug an. Schnell. Aber irgendwie auch stressig. Zum Flughafen fahren. Am Security Check warten. In der Lounge oder am Gate warten. Einsteigen. Den Sitznachbarn auf die Toilette gehen lassen. Am Ausstieg warten. Am Taxistand warten. Und so weiter.
Oder man nimmt die Bahn. Das dauert vor allem gefühlt länger, weil man eben so viel weniger zu tun hat. Und bei der Ankunft gleich in der Innenstadt ist. Kann entspannter sein als der Flug.
Ähnliche Gegensätze gibt es auch bei Reisefahrzeugen, die der geneigte Automobilist für eine solche Distanz wählen kann. Entweder eine kernige Sportlimousine, die Freude macht und öfter mal rechts raus muss (tanken, Schwitzehändchen trockenreiben). Oder so etwas wie den Ford S-Max Vignale.
Die noble Luxusversion von Fords Mittelklasse-Van zeigt die durchaus angenehmen Seiten des Reisens mit dem Auto. Das liegt vor allem an der gewählten Ausstattungsvariante. Denn vor allem als Vignale entspannt der Ford S-Max beim Kilometerspulen.
Mit der Vignale-Linie geht Ford einen geschickten Weg, die Modelle und damit die ganze Marke weiter oben zu positionieren. Zum Paket gehören – zumindest in einem Test- wenig greifbare Vorteile wie eine spezielle Kundenbetreuung mit Autowäschen bei jedem Service (das machen viele Autohändler eh) oder einmal monatlich (wenn man dazu extra zum Ford-Händler fährt) und eine spezielle Kundenbetreuung vor und nach dem Kauf.
Erlebbar wird das Vignale-Feeling mit hochwertigen Lederbezügen auf den Sitzen, an den Armauflagen und dem Armaturenbrett mit Kontrastnaht und einer ziemlich kompletten Serienausstattung, unter anderem mit Navigationssystem und schlüssellosem Zugang.
Beim Fahren gefallen die adaptiven LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent und vor allem die aktive Geräuschkompensation, die der Ford S-Max Vignale als Diesel mitbringt. Das war im Testwagen der Fall, er trat mit der 180 PS starken Ausbaustufe des 2.0 TDCI-Motors und manuellem Sechsganggetriebe an. Die Box fällt mit langen Schaltwegen und einem nicht immer direkt einrastenden dritten Gang auf. 400 Newtonmeter maximales Drehmoment sind ordentlich, der große Wagen erfordert aber bei Überholmanövern durchaus den Griff zum langen Hebel, um zurückzuschalten.
Vor allem auf tempolimitierten Autobahnen lullt Dich der Ford S-Max Vignale dann ein. Radio aus, Telefon aus und man kann es hören. Weil man es eben nicht hört. Geräusche vom Motor, den Reifen und dem Wind werden gekonnt unterdrückt.
Weit vor dem Fahrer verliert sich die Windschutzscheibe am Horizont, man sitzt hoch und leicht entrückt, wie der Zugführer eines ICE der Deutschen Bahn.
Wie auf Schienen läuft der S-Max geradeaus, lässt beim fleißigen Kilometerspulen die schön direkte Lenkung unterbeschäftigt für sich – sie zeigt Ihr Talent aber selbst auf kurvigen Passstraßen.
Das Fahrwerk bügelt, zumindest mit den 17-Zoll-Felgeen auf Conti-Winterreifen des Testwagens, Unebenheiten und Fugen kompetent glatt. Ob die Investition in das optionale Adaptiv-Fahrwerk lohnt, lässt sich ohne den Vergleich mit 18- oder 19-Zöllern am S-Max Vignale nicht abschließend beurteilen.
Fahrer und Beifahrer genießen also viel Komfort, bei dem nur der Service am Platz fehlt. Im Fond startet dann die zweite Klasse. Adrett wirkt auch hier die Lederauskleidung, aber typisch Van sitzen Erwachsene auf zu kleinen Stühlen, die beiden äußeren zudem sehr nah an den Türverkleidungen.
Das Positive daran: Der Ford S-Max ist eines der sehr wenigen Autos, bei dem wirklich drei Kindersitze nebeneinander zu montieren sind. Wenn man die Isofix-Bügel dann auch mal gefunden hat (siehe Video), geht das auch sehr leicht von der Hand.
Auch der in Spanien gebaute Ford-Van hält, erneut eine Parallele zum Expresszug, nicht an jeder Möglichkeit an. Der 70 Liter große Tank in Verbindung mit dem bemerkenswert geringen Dieseldurst von 6,8 Litern auf 100 Kilometer ermöglicht lange Distanzen bis zum nächsten Stopp an der Zapfsäule.
Dort freut man sich über den einfach zugänglichen Einfüllstutzen ohne Verschluss, bemerkt aber auch, dass ein Einfüllstutzen für AdBlue fehlt.
Bei einer kommenden Modellpflege dürfte Ford hier nachlegen. In gleichen Zug könnte man dem Sync-Infotainmentsystem noch anerziehen, nicht gleich alle Funktionen wie die der Zielführung einzustellen, wenn ein Smartphone über Apple Car Play oder Android Auto angeschlossen ist.
Kleinigkeiten, die zeigen, dass der Ford S-Max ein ausgereiftes Angebot für Vielfahrer ist, die viel Platz für Passagiere und Gepäck der allgemeinen SUV-Euphorie vorziehen. Und wenn man schon derart antizyklisch denkt und kauft (least oder finanziert), trägt man den Vignale-Nerz gewiss gerne nach innen.
Das Video zum Alltagstest des Ford S-Max Vignale findet Ihr unter der Bildergalerie.
Die technischen Daten stehen am Ende der Seite.
Technische Daten
Ford S-Max Vignale 2.0 TDCI |
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Hubraum | 1.997 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 132 kW / 180 PS bei 3.750 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 2.000 - 3.250 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 211 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,0 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,8 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental WinterContact TS830P 235/55 R17 |
Leergewicht | 1.726 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.796 / 1.916 / 1.655 mm |
Grundpreis | 44.850 Euro |
Testwagenpreis | 47.220 Euro |