V8 mit 453 PS: Der Ford Mustang Dark Horse im Test, auch als Video!
Er bollert, stampft und stürmt unter lautem Getöse die Drehzahlleiter empor. Er wirft Zwischengas-Rufe aus den armdicken Endrohren und sprotzelt in der Abgasanlage vor sich hin. Und das im Jahr 2025. Während Ford seine Verbrenner in Europa aufs Altenteil schickt – das nächste Opfer der Modellpolitik ist im November der Focus – gibt sich der aus den USA importierte Mustang klassisch-mechanisch.
Seit 2024 ist die aktuelle Generation bei uns auf dem Markt. Ein gänzlich neues Auto ist die siebte Generation jedoch nicht. Plattform und Motor werden vom Vorgänger übernommen – gewiss half das auch bei der Homologation für Europa. Das einstige Vierzylinder-Basismodell flog schon vor einiger Zeit aus dem Programm. Den Mustang gibt es als GT mit Blechdach (Fastback) oder als Cabrio, außerdem als angeschärften Mustang Dark Horse – dem Nachfolger des Mach 1.
Das Dark Horse ist wilder
Stammtisch-Cowboys können den Reiz des Mustang Dark Horse nur schwerlich vermitteln. Mit 453 PS leistet der fünf Liter große V8-Sauger unter seiner langen Motorhaube gerade mal sieben DIN-Pferdestärken mehr als das Pendant im GT. Mit 540 Newtonmetern bei 5.100 U/min bleibt das Drehmoment identisch. Es lohnt sich also, aufzusatteln und auszureiten, um das Dark-Horse-Paket zu verstehen.
Zusätzliche Kühler für Motor- und Getriebeöl sollen die Dauerbelastbarkeit bei härterer Gangart verbessern – was man eher beim Einsatz auf einer Rennstrecke spüren dürfte. An der Hinterachse arbeitet ein Torsen-Sperrdifferenzial mit einem anderen Übersetzungsverhältnis als beim Bauteil im GT. Zudem ist das „MagneRide“-Fahrwerk mit adaptiver Dämpfersteuerung im Mustang Dark Horse serienmäßig. Der wohl wichtigste Unterschied wird von der rechten Hand des Fahrers umschlossen, sofern man nicht die optionale 10-Gang-Automatik bestellt.
Ein Tremec-Sechsganggetriebe mit Titan-Schaltknauf steckt im Mustang Dark Horse. Über Schaltwege zu sprechen, würde die Box beleidigen. Du klickst Dich, präzise geführt und mit deutlich einrastendem Anschlag, durch die Gänge. Da merkt nicht mal der Ellenbogen, dass das Handgelenk den Schalthebel dirigiert.
Der Test im Video
In 5,2 Sekunden stürmt der Ami aus dem Stand auf Tempo 100 (für den Stammtisch im Saloon: immerhin 0,1 Sekunden als der GT), die Höchstgeschwindigkeit wird bei 263 km/h (250) erreicht. Auf dem Weg dahin nimmt der Sound von Motor und Abgasanlage ein lautes Dauer-Donnern an, das auf Langstrecken dann doch nervt. Wie auch die flatternde Motorhaube (die trotzdem fest verankert ist, man kennt das auch vom bisherigen Mustang). Dabei haben wir noch gar nicht vom Benzinverbrauch gesprochen, der auf der leeren Autobahn in Regionen auf deutlich über 20 Liter steigt. Im Testalltag pendelt sich der Durst des V8 bei 16 Litern im Durschnitt ein.
Runter von der Autobahn, rauf auf die Landstraße. Hier lernt man erst, sich zu zügeln. Nicht nur, weil der Mustang mit der riesigen Haube noch größer wirkt, als er ohnehin schon ist (4,86 Meter lang, 1,96 Meter breit ohne Außenspiegel, 1,40 Meter hoch). Auch ohne Vorsatz bist Du bei schweren Fuß auf dem Gaspedal nach wenigen Wimpernschlägen zu schnell. Klar, ein Elektroauto wäre noch fixer auf 100 und darüber hinaus. Aber die Dramatik, die der Mustang mit dem V8-Sound und der brüllenden Abgasanlage, die man sich ebenso wie die Fahrmodi in verschiedenen Stufen konfigurieren kann, ist nicht zu überbieten. Vielleicht vom Start einer Weltraumrakete – die nochmals mehr CO2 in die Luft pustet…
Die adaptiven Dämpfer haben eine straffe Grundnote, liefern somit Feedback von der Straße. Von der Lenkung kann man das nur bedingt behaupten, sie wirkt auch im neuen Mustang etwas gefühllos, will nicht wirklich mit dem Piloten kommunizieren. Wie der Beifahrer sitzt der auf bequemen Sitzen mit teilelektrischer Einstellmöglichkeit. Längs- und Höhenposition der Sitzfläche lassen sich auf Knopfdruck justieren, für die Lehnenneigung muss man am Hebel ziehen und sich durch Rastungen kippeln. Das Platzangebot im Fond? Für Gepäck sind die Sitzschalen unter der flachen Scheibe gut geeignet, trotz der Isofix-Bügel. Die Lehnenteile sind umklappbar, vergrößern so den 381 Liter großen Kofferraum unter dem Heckdeckel.
Anstelle der beiden Hutzen trägt das Cockpit im aktuellen Mustang jetzt zwei große Displays unter einer gemeinsamen Abdeckung und wirkt damit etwas beliebig. Die Auflösung und die Grafiken der Anzeigen hinter dem Lenkrad wissen zu gefallen. Man ertappt sich dabei, einfach aus Freude an den Anzeigen, beispielsweise an der roten Ampel, durch die Fahrmodus-Auswahl am Multifunktionslenkrad zu skippen. Verdruss liefert das Infotainment-Modul weiter rechts. Der Touchscreen reagiert teilweise arg verzögert auf Befehle. Nach dem Motorstart fahren einige Funktionen nur sehr langsam hoch. Auf aktuellem Stand ist die Sync4-Software in Sachen Konnektivität. Smartphone-Inhalte lassen sich ohne Kabelverbindung spiegeln. Auf der Ablage mit induktiver Ladefunktion wird das Test-iPhone (auch ohne Hülle) jedoch nicht immer zuverlässig mit Strom versorgt.
Es soll Mustang-Fans geben, denn das Digitale im Innenraum zu modern ist. Diese Menschen können sich dafür an den klassischen Optik-Maßnahmen erfreuen, die den Mustang Dark Horse vom GT unterscheiden. Innen gibt es Dinamica-Mikrofaser-Bezüge anstelle von Leder, dazu blaue Gurte. Mehr tut sich außen. Hinter der schwarzen Frontmaske im Stil der Augenbinde von Zorro sind einige Quadratmeter schwarze Aufkleber auf der Motorhaube angebracht. Front- und Heckschürze sind dramatischer geformt, auf der Kofferraumklappe thront ein großer Heckflüge. Die 19-Zoll-Felgen sind dunkelgrau lackiert, dazu kommen vier schwarze Endrohre. Der Testwagen bringt zusätzlich das „Dark Horse Styling Paket“ mit, das einen schwarze Dachhimmel und blau/schwarze Bezüge im Interieur sowie blau lackierte Bremssättel mitbringt.
Das kostet der Ford Mustang

Eine Konstante bleibt, wie die Klangfanrare des V8. Der Ford Mustang ist eine - verhältnismäßig - günstige Alternative zu anderen Sportwagen. 59.900 Euro kostet der GT mit 446 PS als Fastback, als Convertible (Cabrio) steht er mit 65.000 Euro in Preisliste und Konfigurator.
Das Upgrade zum Mustang Dark Horse ist - vergleichsweise - kostspielig. 72.500 Euro kostet die angeschärfte Version, die es nur als Coupé gibt. Wenn man das für den GT als Option erhältliche Adaptiv-Fahrwerk berücksichtigt, bleibt ein Aufpreis in Höhe von 10.600 Euro. Das Styling-Paket des Testwagens schlägt mit 2.000 Euro Mehrkosten zubuche.
Fazit

Wer einen Chronographen anstelle einer Smart Watch am Handgelenk bevorzugt, wer lieber Burger oder Steak als Asian Fusion isst und wer keine Angst vor häufigen Besuchen an der Tankstelle hat, für den serviert Ford mit dem Mustang Dark Horse ein V8-Meisterstück. Der amerikanische Sportwagen ist groß, schwer, laut und schnell. Zurückhaltung? Kann gerne an einer anderen Stelle gesucht werden.
Bei Bedarf gibt es ein wenig Schüchternheit per Touchscreen-Klick: Zur Schonung des nachbarschaftlichen Verhältnisses hält der Ford Mustang auch in seiner aktuellen Ausbaustufe einen (so-etwas-ähnliches-wie-)Ruhe-Modus für die Abgasanlage bereit.
Technische Daten
Ford Mustang Dark Horse
- Antriebsart
- Benziner
- Antrieb
- Hinterradantrieb
- Abgasnorm
- Euro-6d-ISC-FCM
- Hubraum
- 5.038 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- V8
- Maximale Leistung kW / PS
- 334 kW / 453 PS
- Max. Drehmoment
- 540 Nm bei 5.100 U/min
- Getriebe
- Sechsgang-Schaltgetriebe
- Tankinhalt
- 61 Liter
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 5,2 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 263 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 12,2 Liter | CO2-Emissionen 279 g/km (G)
- Verbrauch real auf 100km
- 16,0 Liter
- Kofferraumvolumen
- 381 Liter
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- Bridgestone Blizzak 255/40 R19
- Leergewicht
- 1.817 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.819 / 1.916 / 1.398 mm
- Basispreis Baureihe
- 59.900 Euro (GT)
- Basispreis Modellvariante
- 72.500 Euro
- Testwagenpreis
- 74.500 Euro