Nach Benziner, Diesel und Elektro-Version kommt der Hyundai Kona Hybrid. Alltagstest des Lückenfüllers.
Man kann es nicht allen recht machen. Es gibt Kunden, die wollen ein relativ preisgünstiges und vor allem alltagstauglichen Elektroauto. Andere schwören weiterhin auf den Verbrenner, als Benziner oder auch als Diesel. Manche suchen ihren Weg dazwischen und freunden sich mit Hybriden an.
Mindestens drei Lager also – die sich dann plötzlich alle im Verkaufsraum des Hyundai-Händlers treffen? Denn vielleicht kann man es ja doch allen recht machen? Fakt ist: Herr und Frau Neuwagenkäufer/in greift gerne zum kompakten SUV.
Der Hyundai Kona Hybrid im Video
Hyundai hat im populären Segment den Kona im Angebot. Der kam zuerst als Benziner und Diesel, kurze Zeit später auch als Elektroauto. Mit zwei verschiedenen Batteriegrößen und Leistungsstufen und ordentlicher Reichweite. Lange Lieferzeiten des Kona Elektro führten jetzt endlich dazu, dass er nicht nur aus Südkorea importiert wird, sondern auch in Europa montiert wird. Und um wirklich alle Kunden anzusprechen, kam als vierte Alternative der elektrifizierte Hyundai Kona Hybrid ins Programm.
Als Vollhybrid verzichtet der Kona auf einen großen Akku mit externer Lademöglichkeit, will mehr den problemlosen Alltagsbegleiter auch für Käufer ohne Garage oder Carport mit Steckdose geben. Die Antriebstechnik lag im Konzernregal, der Hyundai Ioniq und der Kia Niro sind die Blaupausen für den Hybridstrang im Kona.
Wie fährt sich der Hybrid?
104 kW / 141 PS Systemleistung produzieren ein 1,6 Liter großer Saugbenziner, der für sich allein 105 PS leistet, und ein 32 kW (44 PS) starker Elektromotor. Das maximale Drehmoment findet sich bei 265 Nm. Klingt sportlich? Ist es aber nicht wirklich. Der Kona ist ein typischer Hybrid. Als ausreichend kräftiger Begleiter macht er alles mit, ohne nach vorne zu stürmen. Egal, ob es ein Toyota Corolla 2.0 Hybrid mit 180 PS Systemleistung, der Kia Niro Hybrid mit dem gleichen Motor wie im Kona oder ein anderer Vollhybrid ist – die entspannte Vorwärtsbewegung steht im Fokus.
Dann kann der Doppelherzantrieb seine Vorteile voll und ganz ausspielen. Nach dem Start kann man auch ohne supersensiblen rechten Fuß elektrisch aus der Anliegerstraße stromern, sofern die Temperaturen im Plusbereich liegen. Das Zuschalten des Vierzylinderbenzinern gelingt ruckfrei, aber doch deutlich hörbar. Auch beim stärkeren Beschleunigen dreht der 1,6-Liter geräuschvoll aus, bevor das Doppelkupplungsgetriebe die Übersetzung ändert. Empfindsame Ohren vermerken in der Klangkulisse aber nur einen geringen Unterschied zum erwähnten Japaner mit CVT-Getriebe.
Im Teillast- oder Schubbetrieb legt sich der Benziner meist schlafen. Zügig lädt der Hyundai über Rekuperation seinen 1,56 kWh großen Lithium-Ionen-Polymer-Akku und nutzt dessen Energie zum Vorwärtskommen. Beim rein innerstädtischen Verkehr lässt sich der Benzinverbrauch somit ohne große Anstrengungen, aber eben mit hybridtypisch-vorausschauender Fahrweise, auf unter fünf Liter senken. Im Testmittel mit Überland- und Autobahnstrecken genehmigte sich der Kona Hybrid 5,6 Liter auf 100 Kilometer.
Ein steter Begleiter ist die bockige, harte Abstimmung des Fahrwerks. Der Hyundai Kona ist an sich schon keine Sänfte. Mit den 18-Zoll-Felgen des Hybrid in höherer Ausstattung wird er auf schlechten Straßen und bei langsamer Fahrt dann durchaus fies und bockig.
Ein T-Roc kann es nicht besser
Hart sind auch die Kunststoffe in den Türverkleidungen und auf dem Armaturenbrett. Aber dabei sehen sie mit ihrer Oberflächenstruktur im Vergleich besser aus als die ebenso wenig geschäumten Plastikteile im Konkurrenten VW T-Roc.
Die Ausstattung lässt im getesteten Premium-Modell wenig Wünsche offen. LED-Scheinwerfer, Abblendautomatik für den Innenspiegel und Lederausstattung sind serienmäßig, das Online-Infotainment Bluelink mit großen Display und Navi kostet faire 1.300 Euro extra. Das Head-up-Display mit kleiner Scheibe auf der Hutze der Kombiinstrumente ist mehr schlecht als recht ablesbar, zumindest für große Fahrer.
Hoher Hybrid-Aufpreis
Der Preisvergleich innerhalb der Baureihe gelingt am ehesten mit dem Hyundai Kona 1.0 T-GDI mit 120 PS . Der kostet als Premium-Modell 25.620 Euro, der Hybrid 30.700 Euro. Für den Einstiegsbenziner ist kein DCT-Doppelkupplungsgetriebe lieferbar (nur für den stärkeren 1.6 T-GDI mit 177 PS), dichten wir ihm aber mal einen fiktiven Aufpreis von 2.000 Euro an. Dann ist der Hybrid noch immer 3.000 Euro teurer, was er mit seinem Minderverbrauch (Fernvergleich zum Alltagstest des 1.0 T-GDI) kaum hereinholt. Das grüne Gewissen muss und sollte einem also schon ein paar Euro wert sein. Aber wenn Kunden für Lacke, Stoffe und Dekore Geld ausgeben, sollten sie bei der Umwelttechnik nicht plötzlich knauserig werden.
Deutlich teurer ist der Kona Elektro. Für ihn entscheidet man sich aber eh dann, wenn man zu Hause laden kann oder andere Stromzapfpunkte in seinen Alltag integriert. Das ist beim Hybrid nicht nötig. Und auch damit macht er es irgendwie vielen recht.
Fazit zum Hyundai Kona Hybrid
Egal, welche Antriebstechnik unter der Motorhaube steckt. Der Hyundai Kona gefällt mit seinem Format und sorgt mit dem exzentrischen Design für Abwechselung im Straßenbild. Der Hybrid schließt die Lücke zwischen den reinen Verbrennern und dem Kona Elektro. Als sparsamer Alltagsbegleiter mit gut abgestimmtem Antrieb dürfte er viele Freunde finden. Die müssen aber den selbstbewussten Preis bezahlen können und wollen.
Auch der Hyundai Kona Elektro zeigt – der Vollhybrid als Antriebsalternative gehört nicht zum alten Eisen. Man kann damit sparsam fahren ohne sich um das Laden von Storm oder die Reichweite kümmern zu müssen. Der Wunschzettel für eine künftige Modellpflege bleibt kurz. Auf ihm stehen eine sanftere Fahrwerksabstimmung und ein vernünftiges Head-up-Display.
Technische Daten
Hyundia Kona Hybrid Premium |
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Abgasnorm | Euro 6.2 (6d-Temp-EVAC-ISC) |
Hubraum | 1.580 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 77 kW / 105 PS bei 5.700 U/min |
Max. Drehmoment | 147 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 32 kW (44 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 170 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 104 kW / 141 PS, 265 Nm |
Batterie | 1,56 kWh Lithium-Polymer |
Beschleuningung 0-100 km/h | 11,6 Sekunden (mit 18-Zoll-Felgen) |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h (abgeregelt) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 4,3 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 5,6 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 225/45 R18 |
Leergewicht | 1.453 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.300 kg, Stützlast 80 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.165 / 1.800 / 1.575 mm |
Grundpreis | 30.700 Euro |
Testwagenpreis | 33.990 Euro |