Der neue Toyota Corolla Touring Sports mit 180 PS starkem Hybrid im Alltagstest.
Ein ganz schönes Tamtam war das, damals im Frühjahr 2007. 200.000 Plakatwände in der ganzen Republik hatte Toyota gebucht und dazu ein Gewitter an Radio- und Fernsehspots losgetreten, um den Auris zu bewerben. Neben der neuen Kompaktbaureihe galt es nämlich auch, den Namen zu promoten. Er sollte die traditionelle Bezeichnung Corolla ersetzen.
12 Jahre später gibt es den Nach-Nachfolger. Und der heißt wieder Corolla. Auch er wird fleißig beworben, aber bei weitem nicht so massiv wie damals der Auris. Zum einen ist der Modellname vielen Kunden noch immer geläufig (vielleicht auch, weil es stets die Corolla Limousine gab?), zum anderen weil selten ein kompakter Toyota optisch derart ansprechend war.
4,65 Langer Kombi
Das aktuelle Markengesicht mit dem weit nach vorne stehenden Toyota-Logo als Nase und den breiten Scheinwerfern steht dem Corolla gut. Zum Alltastest rollte er als Touring Sports genannter Kombi an. Der hat sechs Zentimeter mehr Radstand als der Fünftürer und streckt sich auf 4,65 Meter. Mit voller Absicht ragt er weit aus der Kompaktklasse hinaus, er soll auch Kunden der eingestellten Avensis-Baureihe ansprechen.
Als nichts wie rein in den Corolla mit Überlänge. Auf der Rücksitzbank wundert man sich dann aber doch, wo denn all der Platz geblieben ist. Hier zeigen sich andere Kompakte geräumiger. Nicht nur an den Knien, auch über dem Kopf wird es für größere Menschen schnell zu eng. Der Kofferraum fasst 581 Liter (beim Benziner 598 Liter) und lässt sich per fernentriegelbarer Rücksitzlehnen schnell erweitern. Lediglich die lieblosen Materialien und die luschige Verarbeitung im Laderaum stören das Bild.
In der ersten Reihe strahlt einem dann aber der Chic entgegen. Das Cockpit des Toyota Corolla mit Einlagen in Klavierlackoptik und einer Kontrastnaht unter der Bedieninsel gefällt auf Anhieb. Der Touchscreen-Monitor des Infotainmentsystems ist gut erreichbar. Direktwahltasten bringen einen schnell in das gewünschte Menü. Dann wird es komplizierter. Die Bedienung der Navigation ist alles andere als schnell erlernbar, dazu kommt eine mühsame Sprachsteuerung. Außerdem wirken die Anzeigen antiquert. Alles kein Problem, man kann ja das Smartphone anschließen und Apple CarPlay oder Andorid Auto nutzen? Leider nicht! Toyota ist einer der letzten Hersteller, der entsprechende Schnittstellen einführt. Der C-HR und der Yaris sind die ersten Modelle, der Corolla folgt hoffentlich bald.
Jetzt aber: Autofahren. Der Toyota Corolla Tourin Sports kam als 2.0 Hybrid in die Redaktion. Dahinter verbirgt sich das Topmodell der Baureihe, die ansonsten aus einem 1.2 Liter großen Turbobenziner mit 115 PS und dem aus Prius und Co. bekannten 1.8 Hybrid mit 122 PS Systemleistung besteht. Der stärkere Hybridantrieb vereint einen 153 PS starken Saug-Benziner mit einem 80 kW (109 PS) starken Elektromotor. Die Systemleistung liegt bei 132 kW / 180 PS, das maximale Drehmoment des Benziners bei 190 Nm.
Nach dem Systemstart stromert der Corolla zumeist lautlos vom Hof. Je nach Wetter und Gasfuß kann man auch elektrisch das Wohngebiet verlassen. Der Verbrenner schaltet sich mit circa 1.500 U/min zu. Auch dann erfolgt der Vortrieb aber elektrisch-linear. Erst bei mehr Leistungsabruf wird das Hybriderlebnis voll und ganz vom Zweilitermotor angefeuert.
Dynamischer Hybrid
Auch der 2.0 Hybrid hat ein stufenloses Planetengetriebe. Bei starker Beschleunigung schnellt also die Drehzahl nach oben, das Auto folgt. Dieser Gummibandeffekt ist aber wesentlich weniger stark ausgeprägt als bei älteren Hybriden der Marke. Und man vergisst das eh schnell, denn die Überraschung ist am digitalen Tacho ablesbar: Plötzlich geht so ein Toyota Hybrid auch ziemlich fix voran!
Der 2.0 Hybrid macht seiner Rolle als Topmodell der Corolla-Baureihe alle Ehre. Bis zur abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h beschleunigte er linear und zügig. Klar steigt dann auch der Verbrauch. Im Überlandverkehr mit vielen Landstraßen werden es im Testalltag 6,1 Liter auf 100 Kilometer. Das ist keine Sparwunderüberraschung, liegt aber immerhin knapp einen Liter unter Mitbewerbern mit vergleichbarer Längsdynamik.
Im städtischen Verkehr mit vielen Rekuperationsphasen, in denen Bewegungsenergie als Strom in die Batterie geladen wird, wendet sich das Blatt weiter in Richtung Corolla. Hier, wo reine Verbrenner mehr Verbrauchen als sonst, steht auch mal eine Vier vor dem Komma. Im Allgemeinen animiert auch der dynamischere 2.0 Hybrid eher zum Spritsparen, indem man stets versucht, möglichst lange Strecken mit ausgeschaltetem Benzinmotor zurückzulegen.
2.000 Euro Aufpreis kostet der stärkere Hybridantrieb im Vergleich zum 1.8 Hybrid. Beide Modelle zusammen stehen für 84 Prozent der verkauften Corolla in Deutschland. Wer zwar Spritfasten will, sich dabei aber bei Bedarf ein bisschen Fahrspaß gönnen darf, sollte zum stärkeren Doppelherz greifen.
Fazit zum Toyota Corolla 2.0 Hybrid
Der neue Toyota Corolla ist ein anständiges Angebot für Menschen, die kein großes Platzangebot im Fond benötigen. Hier kneift er nämlich, wie auch bei der Smartphone-Integration. Ansonsten ist aber nicht alles Auris (Gold), was glänzt, das kann der in England gebaute Japaner auch zum Beispiel in Platin-Silber. Der Touring Sports ist ein schicker Kombi mit ausreichend großem Laderaum, der im Alltag mit niedrigem Spritdurst glänzt. Das ist bekannt, neu ist der Fahrspaß. So ist der 2.0 Hybrid dann auch eine Weiterentwicklung in Form des Hybrid 2.0
Technische Daten
Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid Club |
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Hubraum | 1.987 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Max. Drehmoment | 190 Nm bei 4.400 - 5.200 U/min |
Getriebe | stufenloses Planetengetriebe |
Systemleistung: kW / PS | 132 kW / 180 PS bei 6.000 U/min |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 115 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h (abgeregelt) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 3,7 Liter (NEFZ) |
Verbrauch real auf 100km | 6,1 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact TS860 225/45 R17 |
Leergewicht | 1.370 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.650 / 1.790 / 1.435 mm |
Grundpreis | 31.190 Euro |
Testwagenpreis | 33.710 Euro |