Test-Fahrt auf der Rennstrecke: Toyota GR Supra Lightweight Evo und A90 Final Edition.
Der Sportwagen Toyota GR Supra, der als Gemeinschaftsprojekt BMW entwickelt wurde und gemeinsam mit dem Z4 bei Magna im österreichischen Graz vom Band läuft, biegt auf die Zielgerade ein. Jetzt sind zwei Sondermodelle mit Reihensechszylinder-Motor bestellbar, die der Autowelt den Abschied versüßen sollen.
441 PS in der Final Edition
Die Trauerfarbe Schwarz (in matter Ausführung) trägt der Toyota GR Supra in der A90 Final Edition, die weltweit auf 300 Exemplare limitiert ist. Die Aerodynamik soll von einem Frontspoiler und dem Heckflügel aus Karbon im Stil des GR Supra GT4 profitieren. Auf der Motorhaube sorgt ein Kohlefaser-Lufteinlass mit herausnehmbarem Innenteil für zusätzliche Kühlung. Am anderen Ende des Zweisitzers entlässt ein Titan-Schalldämpfer von Akrapovic die Abgase mit kraftvollerem Soundtrack.
Das Fahrwerk, beigesteuert von den Spezialisten von KW, lässt sich je nach Bedarf in 16 Zug- und zwölf Druckstufen einstellen. Außerdem wurden die Sturzwinkel der Räder an beiden Achsen angepasst und die aktive Differenzialsteuerung erhöht. Für ein direkteres Lenkverhalten wurde die Servolenkung überarbeitet. Verbesserte Stabilisatoren, eine steifere Karosserie und ein verstärkter Querträger sollen die Fahrdynamik weiter anschärfen. Kontakt zu Straße und Rennstrecke suchen Michelin Sport Cup 2 mit 19 Zoll großen Felgen vorne und 20-Zöllern an der angetriebenen Hinterachse. Hinter den Rädern steckt eine Brembo-Bremsanlage. Innen werden rote Vollschalensitze mit Alcantara-Bezügen, rote Gute und Carbon-Einstiegsleisten serviert.
Der vorne länge eingebaute Reihensechszylinder-Benziner mit drei Litern Hubraum bekommt eine Leistungsspritze. 324 kW / 441 PS entsprechen 101 Pferdestärken mehr als beim Serienmodell, die Höchstgeschwindigkeit steigt um 25 auf 275 km/h. 571 Newtonmeter maximales Drehmoment stehen im Datenblatt. Stärkere Kühler gehören zum Motorpaket, ebenso eine überarbeitete Ölwanne für gleichbleibende Verteilung des Schmierstoffs auch bei hohen G-Kräften.
Leichtbau-Modell mit 340 PS

Unverändert 340 PS leistet der Motor im zweiten Spezial-Supra, dem Sondermodell Lightweight Evo. Zu den Modifikationen gehören höhere Kotflügel an der Vorderachse, ein Carbon-Heckspoiler sowie geänderte Radlaufklappen. Diese Aerodynamik-Feinarbeit soll die Balance zwischen Vorder- und Hinterachse verbessern. Außerdem wurde auch hier die Lenkung überarbeitet. Dazu kommen eine aktive Differenzialsteuerung mit neuen Steuerkennfeldern für weniger Untersteuerneigung in Kurven. Der Sturz der Räder wurde geändert, die aktiven Dämpfer mit dem Ziel einer höheren Stabilität überarbeitet. Außerdem gibt es verstärkte Gummilager an den Querlenkern und eine stabilere Unterbodenverstrebung. Die 19-Zoll-Felgen sind mattschwarz lackiert. Unterschiede zum Interieur des Serienmodells finden sich in roten Guten und roten Akzenten. Der Fahrersitz mit Alcantara-Bezug trägt das Logo der Rennabteilung Gazoo Racing (GR).
Fahrt auf der Rennstrecke

Die Ausfahrt mit den beiden Supra-Sondermodellen findet auf der Rennstrecke „Circuito de Velocidad“, eine halbe Autostunde außerhalb von Barcelona statt. Hier lassen sich die Unterschiede im Vergleich zum regulären Modell bestens prüfen.
Nach Druck auf den Startknopf rollt der Toyota GR Supra Lightweight Evo aus der Boxengasse, raus auf den hügeligen und kurvenreichen Kurs. Schnell sind die Reifen auf Temperatur gebracht. Gewohnt präzise lenkt der GR Supra ein. Schon im Scheitelpunkt der ersten Kurve werden die zusätzlichen Versteifungen im Unterboden des Autos sowie die Änderungen an der Aufhängung deutlich. Der Lightweight Evo taucht beim harten Anbremsen weniger stark ein, bleibt somit im gesamten Kurvenradius beherrschbar wie ein Patex-Stift auf dem Bastelpapier.
Der Track Day im Video
Das manuelle Sechsganggetriebe gefällt mit präzisen, sauber definierten Gassen. Die Wege des Hebels dürften aber gerne noch etwas kürzer sein – in dieser Disziplin stellt sich gern der Honda Civic Type R als Benchmark zur Verfügung. Im Gegensatz zum heißen Kompakten mit Frontantrieb drückt die Hinterachse des GR Supra nachdrücklich nach vorne und zum Außenrand der Kurve, überlässt dem Fahrer dabei aber stets die Kontrolle.
Umstieg in die maximale Supra-Eskalationsstufe, die A90 Final Edition. Schon bei Tempo 30 in der Pit Lane ist der Unterschied zu hören. Die Abgasanlage mit Titan-Schalldämpfer von Akrapovic sorgt für mehr Bass und Biss. Wir passieren die grüne Ampel, der rechte Fuß wird schwer (Auto und Reifen sind bereits warmgefahren). Nicht nur die Mehrleistung von 101 PS, sondern vor allem das um 71 auf 571 Newtonmeter erhöhte Drehmoment sorgt für eine leichte Realitätsverschiebung im Vergleich zum eben erlebten Ausritt. Schon der „normale“ GR Supra und der Lightweight Evo sind keine Kinder von Traurigkeit. Letzte Freudentränen wischen dir aber die Fliehkräfte im A90 Final Edition aus dem Augenlid.

Die Michelin Pilot Sport Cup 2 verzahnen sich mit dem heißen spanischen Asphalt, die Bremsanlage packt vor der ersten Rechtskurve nach Start-Ziel kräftig zu. Wankbewegungen? Eine links vorne abtauchende Karosserie? Verwindungen im Ausbau? Nichts dergleichen, der angeschärfte japanische Sportwagen folgt der Topografie, als ob er aus einem Stück geschnitzt wäre. Und du mittendrin. Dazu kommt der nur wenig gefilterte Sound aus den beiden Endrohre, bei hohen Drehzahlen kommt dem hier leeren Kofferraum des Zweisitzers die Rolle als Resonanzkörper zu.
Vom GT4-Rennwagen stammrt die Aerodynamik-Lehre mit großem Flügel am Heck. Er sorgt für zusätzlichen Anpressdruck, vor allem bei hohen Geschwindigkeiten. Auch der großflächig abgedeckte Unterboden am Vorderwagen hilft beim Pfeilen durch die heiße Luft, während es im Innern des Sportlers entspannte 21 Grad hat. Auf Komfortextras wie Klimaautomatik und Head-up-Display muss in der Final Edition nicht verzichtet werden. Eher auf einen bequemen Ein- und Ausstieg im Alltag. Die Kohlefaser-Sitzschalen bieten bei der Jagd über die Rennstrecke (und gewiss auch bei der Kurvenhatz über Eifel-Landsträßchen im Rahmen der Straßenverkehrsordnung) perfekten Seitenhalt. Das Überwinden der Seitenwände muss aber geübt sein, vor allem auch, um Kontakt zwischen Kopf und Türrahmen zu vermeiden. Wer eines der 300 Exemplare ergattert, dürfte sich aber eher über die launige Anreise auf eigener Achse zum Track Day freuen als über Kurz- und Mittelstrecke im Alltag mit häufigem Ein- und Ausstieg.
Toyota zum Porsche-Preis

Nach all den Emotionen wenden wir uns, ganz nüchtern, den nackten Zahlen zu. Der Toyota GR Supra Lightweight Edition kostet 78.950 Euro, er liegt damit 5.700 Euro über der Version Legend mit gleichem Antrieb und Achtstufen-Wandlerautomatik. Deutlich teurer ist der GR Supra A90 Final Edition mit über 100 PS Mehrleistung. Das schon jetzt fast ausverkaufte Sammlerstück ist für 142.800 Euro zu haben. Auf den ersten Blick ein unverständlich hoher Aufpreis für die Sonderserie. Nach der Ausfahrt wird aber spürbar, wie viel zusätzliche Entwicklungsarbeit in den straßenzugelassenen Baby-GT4 geflossen ist.
Fazit

Der Toyota GR Supra lässt es zum Ende seiner Laufzeit nochmal krachen. Zwei Sondermodelle sollen vor allem Sportfahrer ansprechen. Als Lightweight Evo bringt der Sportwagen mit manuellem Sechsgangetriebe umfangreiche Maßnahmen für zusätzliche Steifigkeit mit, die einen möglichen Gewichtsvorteil wieder wettmachen. Mit einem vom GT4-Rennwagen übernommenen Aerodynamik-Paket, Kohlefaser-Sitzschalen und einer Leistungssteigerung auf 441 PS ist die 142.800 Euro teure Toyota GR Supra A90 Final Edition die Speerspitze der Baureihe. Die limitierte Auflage von 300 Exemplaren ist schon fast ausverkauft.