Der neue Jaguar F-Pace P400 mit Reihensechszylinder-Benziner im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
In der Ruhe liegt die Kraft? Ja, schon klar. Aber lasst uns doch das Um-das-Auto-herumschleichen heute mal ein wenig fixer und damit weniger ruhig machen. Denn dann können wir uns um die Kraft kümmern.
Seit fünf Jahren mischt die britische Marke Jaguar mit dem F-Pace im Markt der großen SUV mit, positioniert sich über der Q5/X3/GLC-Mittelklasse, aber unter X5 und Co. Jetzt bekommt die Baureihe ein Facelift. Die Nase profitiert von einer neuen Motorhaube, die sich zum neuen Grill reicht und die bislang deutlich sichtbare Querfuge verabschiedet. Auch Stoßfänger und Scheinwerfer bekamen neue Formen.
Der F-Pace im Video
Am Heck gibt es eine neue Heckklappe, die durch die jetzt geraden Rückleuchten nötig wurde. Deren Innenleben erinnert jetzt an den elektrischen Jaguar I-Pace. Die Elektrifizierung ist auch beim F-Pace in Thema. Als erster Jaguar ist er künftig als Plug-in Hybrid lieferbar. Der P400e kombiniert einen Vierzylinder-Benziner und einen Elektromotor, die Systemleistung liegt bei 404 PS.
Mit Ausnahme des Basisbenziners P250 fahren alle übrigen Motorvarianten als Mildhybride vor. Zum Programm gehören auch zwei Reihensechszylindermotoren. Diesel und Benziner haben jeweils drei Liter Hubraum. Ihnen darf besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, ziehen sie doch nur vier Jahre vor dem angekündigten Wandel von Jaguar zur reinen Elektro-Marke ein.
Reihensechszylinder mit 400 PS
Für die ersten Testfahrten haben wir uns dem Jaguar F-Pace P400 geschnappt. Das ist der Reihensechszylinder-Benziner. 294 kW / 400 PS stehen im Datenblatt. Spürbarer sind aber die bis zu 550 Newtonmeter Drehmoment, die auf einem breiten Drehzahlplateau von 2.000 bis 5.000 U/min anliegen.
Noch bevor der Finger die Startaste verlassen hat, fällt der Dreilitermotor in einen sonoren Lauf. Der integrierte Riemenstartgenerator des 48V-Mildhybrids unterstützt die Umsetzung von Beschleunigungswünschen, bevor der Turbolader atmet.
In 5,4 Sekunden soll es mit dem immerhin über zwei Tonnen schweren F-Pace auf Landstraßentempo gehen. Im Dynamic-Modus straffen sich die Dämpfer merklich an, mit den 22-Zoll-Felgen des Testwagens (auf Pirelli P Zero) liegt der F-Pace trocken auf der Straße. Diese Ausprägung passt gut zur direkten Lenkung und den haltstarken Sportsitzen, die aber große (und breite) Menschen vor allem im oberen Rückenbereich arg einengen.
Über den Drehschalter auf dem Mitteltunnel lässt sich u.a. auch der Komfortmodus wählen. Mit ihm wird der F-Pace mit dem, wir müssen es nochmal sagen, Reihensechszylinder-Benziner, zum optimalen Reisebegleiter. Austeigen will man eigentlich gar nicht. Immerhin bauen die Briten ihm einen 82 Liter großen Tank ein, mit dem trotz deutlich zweistelliger Werte hohe Reichweiten erzielt werden.
Modernisiertes Cockpit
Die Achtgang-Automatik macht in Fahrt einen guten Job. Sie ist neuerdings nicht mehr über eine Drehrad in der Mittelkonsole, sondern über einen kurzen Shift-by-Wire-Wählhebel bedienbar. Beim Rangieren zickt der zuweilen. An seiner Vorderseite muss ein Entriegelungsknopf zum Ändern der Fahrstufe gedrückt werden (zum Beispiel von R auf D), der manchmal den gewünschten Befehl nicht weiterzugeben scheint.
Auch weiter oben gibt es Neues zu sein. Das Armaturenbrett wurde umgestaltet und trägt nun ein leicht gebogenes Display mit 11,4 Zoll Bildschirmdiagonale zur Schau. Der Touchscreen dient als Interface zwischen Mensch und Infotainmentsystem. Die Bedienstruktur des Pivi genannten Systems ist klar und verständlich. Nach Angaben von Jaguar Land Rover soll man nicht mehr als zweimal klicken, um eine der meistgewünschten Funktionen zu erreichen. In der Tat kommt man schnell in Menüs, um beispielsweise den Klang des famosen Meridian-Soundsystems (wie so vieles optional) anzupassen.
Schnelles Infotainment
Die Sprachsteuerung hört aufmerksam zu, kann aber noch nicht mit freien Befehlen auf Zuruf umgehen. Das Video zum F-Pace zeigt, wie man ein Navigationsziel einsprechen kann (und wie nicht). Was vor allem Kunden, die aus dem Volkswagen-Konzern-Lager wechseln, positiv überraschen dürfte: Ein „bitte warten“ gibt es nicht. Schon direkt nach dem Motorstart sind Navigationssystem, Telefon und Audiofunktionen einsatzbereit.
Mit dem Facelift wurden Haptik und Qualität der verwendeten Materialien im Innenraum deutlich verbessert. Dazu kommen feine Details wie kleine Fähnchen an den Vordersitzen oder Aufdrucke im Cockpit, die an Jaguars Markentradition seit 1935 erinnern. Vorne und hinten ist der F-Pace ein überaus geräumiges SUV. Der Kofferraum hat mit 470 Litern ein durchschnittliches Ladevolumen. Eine dreiteilig umlegbare Lehne der Rücksitzbank sorgt aber für eine gute Variabilität.
Das kostet der F-Pace
Ein Jaguar war und ist nicht billig. Das gilt auch für den F-Pace. Der Testwagen als R-Dynamic SE kostet mit dem famosen Motor mindestens 80.837,93 Euro. Nur 200 Euro mehr verlangen die Briten übrigens für den Plug-in Hybriden P400e.
Allradantrieb und Achtgangautomatik sind in jeder Variante des F-Pace serienmäßig, auch beim Basismodell D165 mit 163 PS starkem Zweiliter-Diesel. Mit ihm startet die Preisliste bei 54.165.52 Euro.
Fazit
Das Facelift des Jaguar F-Pace bringt eine glattgezogene Optik an Front und Heck sowie einen deutlich aufgewerteten Innenraum. Vor allem das Infotainmentsystem weiß zu gefallen. Der Plug-in Hybrid bedient die aktuellen Ansprüche des Marktes. Mit dem Reihensechszylinder-Benziner im F-Pace P400 wartet aber auch eine Versuchung in der Modellpalette, bei der nicht nur eingefleischte Petrol Heads schwach werden dürften.
Eine SUV-Fahrmaschine, die nicht krawallig ist und bei voller Alltagstauglichkeit für aufgestellte Härchen an den Unterarmen sorgt? Hier ist sie.
Technische Daten
Jaguar F-Pace P400 R-Dynamic SE |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 2.995 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 6 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 294 kW / 400 PS bei 5.500 - 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 550 Nm bei 2.000 - 5.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Tankinhalt | 82 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,9 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 13,2 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli P Zero 265/40 R22 |
Leergewicht | 2.028 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.400 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.747 / 2.071 / 1.664 mm |
Grundpreis | 80.837,93 Euro |
Testwagenpreis | ca. 97.000 Euro |