Der überarbeitete Jaguar XF Sportbrake als P300 AWD im Fahrbericht mit Video-Review.
Kleider machen Leute. Im Business trifft das nicht nur auf die Wahl des richtigen Outfits am Körper zu. Der erste Eindruck entsteht oft schon dann, wenn man zum Geschäftstermin auf dem Firmenparkplatz des Kunden vorfährt.
Limousinen und Kombis des automobilen Oberstübchens sind hier auch in den heutigen SUV-Zeiten noch die erste Wahl. Audi A6, BMW 5er und Mercedes-Benz E-Klasse wirken stilsicher wie ein schwarzer Anzug zum weißen Hemd. Aber auch ebenso austauschbar.
Der XF im Video
Eine kleine Gruppe tapferer Importmarken hält seit jeher dagegen und gibt sich immerhin mit Achtungserfolgen zufrieden. Auch die britische Marke Jaguar spielt mit, leistet sich sogar einen Kombi. Der Jaguar XF Sportbrake kommt im Modellmix aber auf geringere Anteile als das Steilheck bei den deutschen Konkurrenten oder beim Volvo S/V90. Die traditionelle Jaguar-Kundschaft schätzt die Limousine.
Und muss sich mit Vierzylindermotoren zufriedengeben. Zwei Liter Hubraum, verteilt auf vier Töpfe: Das ist die Standartformel unter der XF-Haube hinter dem frisch gelifteten Gesicht. Wahlweise als Diesel mit 204 PS oder als Benziner mit 250 oder 300 PS. Die neuen Reihensechszylinder als Diesel und Benziner baut Jaguar zwar im SUV F-Pace ein, verwehrt sie aber seiner Business Class.
Der Fahreindruck
Zum ersten Kennenlernen mit dem Facelift des Jaguar XF schnappen wir uns dem Sportbrake als P300 AWD, also mit dem stärkeren Benziner.
Mit 300 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern ist der große Kombi kein Kind von Traurigkeit. Der Wert für die Beschleunigung auf 100 km/h von 6,2 Sekunden und eine mögliche Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h unterstreichen das.
Das haben wir nicht ausprobiert, haben aber kurvige Land- und Bergstraßen unter die Räder genommen. Mit einer sportlichen Grundnote in Fahrwerk und Lenkung geht der Jaguar XF Sportbrake zackig ums Eck und meldet jede wichtige Rückmeldung von der Straße in das Nervensystem des Fahrers. Die gekonnte Abstimmung sorgt für einen hohen Fahrkomfort, da gleichzeitig Querfugen oder sonstige Unebenheiten gut gefiltert werden.
Einen Soundmodulator, der dem Vierzylinder einen sportlichen Pseudo-Klang ans Bein nagelt, haben sich die Entwickler wohlweißlich verkniffen. Nach dem Start klingt der Vierzylinder halt so, wie er klingt. Das optionale Meridian-Soundsystem arbeitet unterwegs mit dem Einsatz von Gegenschall, um den Motorklang zu minimieren. Das gelingt gut, ohne dass aber entkoppelte Stille herrscht.
Die Achtgang-Automatik, zugeliefert von ZF, wechselt flink die Übersetzungen. Beim Herausbeschleunigen aus Kehren und Kurven verharrt sie aber auch im Sportmodus oft zu lange im hohen Gang. Da hilft nur ein manueller Eingriff über die Schaltpaddels am Lenkrad. Einen rein manuellen Modus gibt es leider nicht, schnell überstimmt die Box also Wünsche des Piloten, in einem niedrigeren Gang zu verharren. Der Boost eines Startergenerators könnte helfen, dass Turboloch zuzuschaufeln. Aber eine solche Mildhybridisierung ist für den XF nicht vorgesehen.
Aufgefrischtes Interieur
Ausgedient hat das typische Drehrad für die Wahl der Fahrstufe. An seiner Stelle steht jetzt ein griffsympathischer Knubbel auf der Mittelkonsole. Eine neue Inneneinrichtung bekam der Business-Jaguar mit dem Facelift auch. Das größere Infotainmentdisplay hängt jetzt im Tablet-Stil unter den Lüftungsdüsen.
Der Touchscreen reagiert schnell auf Befehle, die Bedienung gelingt auch dank logischer Menüs flüssig. Einzig die Sprachsteuerung ist ein wenig begriffsstutzig, da wird dann doch lieber getoucht.
Keine Änderungen zeigen sich erwartungsgemäß beim Package. Das Platzangebot auf der Rücksitzbank ist nicht unbedingt üppig, aber ausreichend. Der Kofferraum misst 565 Liter. Unter dem doppelten Ladeboden ist kein zusätzlicher Stauraum, weil hier u.a. der Platz für die serienmäßige Hinterachs-Luftfederung benötigt wird. Die Lehne der Rücksitzbank ist im Verhältnis 40:20:40 dreigeteilt umklappbar und vergrößert das Frachtanteil bei Bedarf auf 1.700 Liter.
Das kostet der Jaguar XF Sportbrake
Die Preise für den Jaguar XF Sportbrake P300 AWD starten bei selbstbewussten 61.840 Euro. Mit Blick auf den Wettbewerb ist er damit in guter Gesellschaft. Ein BMW 530i xDrive Touring ist ähnlich teuer, hat aber „nur“ 252 PS. Der Jaguar-Testwagen als dynamischer R-Dynamic mit allerlei Verlockungen des Konfigurators reißt mit Lockerheit die 80.000-Euro-Marke.
Fazit
Das Facelift des Jaguar XF bringt ein deutlich verbessertes Infotainmentsystem und eine gelungene optische Auffrischung. Unter der Motorhaube hat man die Wahl zwischen drei Motoren, alle mit vier Zylindern. Wer sechs Töpfe will, muss zum SUV F-Pace greifen.
Technische Daten
Jaguar XF Sportbrake P300 AWD |
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Hubraum | 1.997 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 221 kW / 300 PS bei 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 1.500 - 4.500 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,7 - 7,8 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 11,8 Liter (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 1.880 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.900 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.964 / 1.982 / 1.494 mm |
Grundpreis | 61.840 Euro |
Testwagenpreis | 83.879 Euro |