Jaguar F-Type Cabriolet P300 In Ehren gereift

GT oder Sportwagen? Beides? Der Jaguar F-Type P300 als Cabriolet im Alltagstest mit Video-Review.

Modeströmungen kommen und gehen. Der Jaguar F-Type bleibt. Zumindest im Rhythmus automobiler Lebenszyklen kann man den Sportler aus Großbritannien gerne als Fels in der Brandung bezeichnen. Der Wellenschlag formte ihn über die Zeit, sorgte 2019 – sieben Jahren nach seiner Premiere – für ein umfangreiches Facelift mit komplett neuer Frontpartie. Und so geliftet verzaubert der F-Type auch heute noch. Mehr Sportwagen als Kaffeehaus-Racer, mehr offener GT als Eisdielen-Roadster.

Der F-Type im Video

Als bärenstarker V8 mit 575 PS mimt er den kleinen Bruder aller Aston Martins, wird mit dem brachialen Sound aber nicht in jedem Clubhaus ohne hochgezogene Augenbrauen empfangen. Für den stilsicheren Auftritt reicht auch das Basismodell, der P300 mit einem zwei Liter großen Reihenvierzylindermotor unter der nach vorne zu öffnenden Haube.

Aber wie passt das Großserienaggregat zum offenen Zweisitzer? Der Druck auf den Startknopf findet das heraus. Auf den ersten Metern wirft die Elektronik (auf Wunsch bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h) die Kapuze nach hinten, ohne dass dabei der eh schon knappe Kofferraum etwas von seinen 132 Litern Volumen abgeben muss.

Auf Knopfdruck ein Knaller

Im Stadtverkehr gibt sich der offene Jag entspannt und unauffällig. Am Ortsausgang zeigt sich, dass 400 Newtonmeter ab 1.500 U/min bei Druck aufs Gaspedal für ordentlichen Vortrieb sorgen können. Die angetriebenen Hinterräder (Mischbereifung mit 255ern vorne, 295ern am Heck) bringen die von einer Achtgang-Automatik verwaltete Kraft verlustfrei auf den Asphalt.

Die Lenkung des F-Type ist ausreichend direkt, ohne sportlich-spitz zu wirken. Das unterstreicht den GT-Charakter des Autos ebenso wie die gute Abstimmung des Fahrwerks, die auch ohne adaptive Dämpfer passt. Umso fremder wirkt da die Taste mit den beiden Endrohren auf der Mittelkonsole.
Auch der brave Basis-F-Type hat eine Klappensteuerung für die Abgasanlage. Wird der Krawall-Modus aktiviert, bollert und knallt auch der Vierzylinder durch die Allee, allerdings deutlich leiser als erwähnter V8.

Mit nach oben gefahrenen Seitenscheiben und dem effektiven Windschott lassen sich auch längere Touren mit offenem Verdeck stressfrei absolvieren. Geschlossen bleiben dann die Lüftungsdüsen auf dem Armaturenbrett, die nur bei Bedarf als Showeffekt ausfahren. Darunter lädt ein großer Touchscreen zur Bedienung der Infotainmentfunktionen ein. Aber nur bei Wolkenhimmel oder geschlossenem Verdeck. Es reicht schon diffuses Sonnenlicht, um den Bildschirm zur Spiegelfläche zu verwandeln.

9,5 Liter Testverbrauch pro 100 Kilometer ergeben sich im Testzeitraum, womit der F-Type sogar ganz knapp unter dem WLTP-Normwert bleibt. Auch ein Resultat des Charakters von Auto und Motor. Zügige, gerne offen gefahrene, Touren sorgen für Fahrspaß und Kurzweil, ohne dass der Brite zu Tempoattacken animieren will.

Das kostet der F-Type

Jaguar F-Type Cabriolet P300 Test Video Review

Strategien sind meist in die Zukunft gerichtet. Dass man dort aber irgendwann ankommt, zeigt sich im Jaguar-Konfigurator. Die angekündigte Höherpositionierung der Marke als Luxuslabel ist bei den Tarifen teilweise schon angekommen. In der dynamisch auftretenden Ausstattungslinie R-Dynamic mit Black Pack kostet der offene Vierzylinder stolze 85.660 Euro. Einige Extras wie Pixel-LED-Scheinwerfer, Windschott und mehr bringen den Listenpreis des Testwagen auf 92.372 Euro, inklusive mäßig klingendem Meridian-Soundsystem (da kann sogar der Motor mehr).

Nur mal so zur Einordnung. Ein BMW Z4 mit 258 PS starkem Reihenvierzylinder-Benziner kostet mit annähernd vergleichbarer Ausstattung rund 25.000 Euro weniger.

Fazit

Jaguar F-Type Cabriolet P300 Test Video Review

Eine tolle Optik, bequeme Sitze und ein gut abgestimmtes Fahrwerk treffen auf einen ausreichend kräftigen Motor. Vor allem mit offenem Dach macht jede Ausfahrt im Jaguar F-Type P300 Freude, ohne zu stressen. Das macht den Roadster voll alltagstauglich. Zumindest dann, wenn man sich die üppigen Preise leisten kann. Infotainment und Soundsystem könnten ein Update vertragen; vielleicht lässt Jaguar seinem Dauerbrenner ja noch eine Modellpflege angedeihen.

Technische Daten

Jaguar F-Type Cabriolet P300

Antrieb Hinterradantrieb
Hubraum 1.997 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 221 kW / 300 PS bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment 400 Nm bei 1.500 - 4.500 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Beschleuningung 0-100 km/h 5,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 9,6 Liter
Verbrauch real auf 100km 9,5 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli P Zero 255/35 R20 v. / 295/30 R20 h.
Leergewicht 1.571 kg
Länge / Breite / Höhe 4.470 / 1.923 / 1.307 mm
Grundpreis 85.660 Euro
Testwagenpreis 92.372 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad